Vale, wie geht es Dir? Hast Du noch Schmerzen?
Valentino Rossi: Das Positive ist, dass das Schlimmste überstanden ist. Die beiden Operationen sind gut verlaufen, jetzt ist alles okay. Ich erwarte eine schwierige Zeit, in der ich mir des Infektionsrisikos bewusst sein muss und in der ich das Bein stets hoch halten muss. Danach folgt eine zweite Schlüsselphase, wenn ich meine Rehabilitation beginne und das Bein wieder belaste, wieder beginne, mit Gehhilfen zu laufen.

Dr. Buzzi sprach von einer Rehadauer von fünf oder sechs Monaten. Was glaubst Du?
Valentino Rossi: Man kann davon ausgehen, dass Dr. Buzzi bei seiner Prognose sehr vorsichtig war. Ich möchte die Verletzung ausheilen. Nur daran bin ich interessiert. Es macht keinen Unterschied, ob ich vier oder sechs Rennen verpasse. Der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr könnte Brünn sein, aber das muss nicht so sein.

Erinnerst Du Dich an den Unfall?
Valentino Rossi: Ich erinnere mich an alles sehr genau. Ich habe mir nicht den Kopf angestoßen, alles andere ist in Ordnung. Der Airbag in meinem Rennanzug funktionierte sehr gut und mein Helm hatte nur leichte Kratzer. Ich habe keinen einzigen blauen Fleck! Leider bin ich auf meinem Bein gelandet und das war unter meinem Körper eingeklemmt. Wenn ich auf meinem Rücken gelandet wäre, wäre es anders gewesen. Ich hatte neue Reifen und war nur zwei Runden gefahren, dann nahm ich Speed raus, weil ich Barbera hinter mir hatte. Als ich auf die Rennlinie zurückging, kam Pedrosa an und ich wollte ihm nicht im Weg stehen, also bin ich wieder zur Seite, aber als ich dann wieder Gas gegeben habe, geschah es plötzlich und unerwartet. In sieben Sekunden ist die Reifentemperatur dramatisch gesunken. Es war mein Fehler.

Wem möchtest Du danken?
Valentino Rossi: Zunächst möchte ich Professor Buzzi vom CTO Careggi in Florenz und seiner Mannschaft danken. Sie waren klasse. Zum Glück war der Unfall in Mugello und damit nicht weit weg von Careggi. Das war Glück. Ich möchte mich auch bei allen anderen in Careggi bedanken, den Schwestern, die mich so gut behandelt haben, den Mitarbeitern in der Clinica Mobile und den Streckenposten in Mugello. Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an die Fans, weil sie mich nie, nicht mal für eine Sekunde, haben hängen lassen. Die Nachrichten, die ich am Sonntag im Fernsehen gesehen habe, waren wundervoll.

Rossi will bei der Rückkehr nichts überstürzen, Foto: Fiat Yamaha
Rossi will bei der Rückkehr nichts überstürzen, Foto: Fiat Yamaha

Hast Du nach dem Unfall für einen Moment einmal daran gedacht, mit dem Motorradfahren aufzuhören?
Valentino Rossi: Ganz ehrlich: Ich habe keine Angst gehabt. Ich war etwas erschrocken, als ich das Bein gesehen habe, das schon, aber was mir am wenigsten gefällt, ist, so viele Rennen zu verpassen! Ich werde mir alle Zeit der Welt nehmen, um sicherzustellen, dass ich nichts Dummes mache, denn ich möchte schnell zu rückkehren, allerdings nur wenn es meine Gesundheit erlaubt. Ich habe ein Motorrad für nächstes Jahr und ich muss meine Rückkehr nicht übereilen, um etwas zu beweisen. Ich könnte nur vier Rennen verpassen, aber ich würde trotzdem nicht um die WM kämpfen. Es ist besser, vorsichtig zu sein, die Reha abzuschließen und dann zurückzukehren, um noch viele Jahre zu fahren. Ich habe von vielen anderen Sportlern gehört, die das gleiche Problem wie ich hatten. Ein Beispiel ist Mark Webber. Er hat mich angerufen, weil er im letzten Winter einen offenen Bruch am rechten Bein hatte. Er sagte mir, dass ich sehr geduldig sein müsse und dass es einige schwierige Momente geben werde, aber am Ende sei die Genesung garantiert.

Nun kannst Du Dich zuhause erholen und nachdenken...
Valentino Rossi: Ja, ich habe jetzt viel Zeit, um mich auszuruhen, mich zu erholen und nachzudenken. Zunächst möchte ich die Zeit nutzen, um Dinge zu verbessern. Ich möchte mein Englisch verbessern, viel lesen und lernen. Ich möchte mich verbessern und lernen. Das werde ich ganz sicher machen. Wenn die Frage auf 2011 abzielt, dann wird dieser Unfall meine Entscheidungen für nächstes Jahr nicht beeinflussen. Der letzte Samstag hat nichts verändert. Ich habe nur ein gebrochenes Bein! Das Ergebnis von 2010 war nie wichtig für meine Zukunftsentscheidung.

Wirst Du während Deiner Zwangspause auch an Deiner verletzten Schulter arbeiten?
Valentino Rossi: Absolut, ja. Das ist einer der positiven Nebeneffekte der Verletzung. Endlich kann ich die Rehabilitation meiner Schulter ohne Eile, ohne Operationen und ohne Rennen fortsetzen. Ab morgen werde ich in meinem Bett liegen und Übungen machen. Ich bin sicher, dass die Schulter bei meiner Rückkehr komplett ausgeheilt sein wird. Ich werde bei meinem Comeback in Topform sein, obwohl das nicht bedeutet, dass ich sofort wieder gewinnen werde. Wenn ich nach der Zwangspause zurückkehre, muss ich nicht nur an meinen Körper, sondern auch an meinen Geist denken. Ich werde nicht sofort wieder gewinnen können.