Du kommst gerade auf direktem Weg von den Testfahrten in Estoril. Erzähl doch mal! Wie war es dort für dich und wie ist es gelaufen?

Dominique Aegerter: Ja also, wir hatten ganz schönes Wetter. Ich war das zweite Mal auf dem Motorrad und bin sehr viele Runden gefahren. Rund 700 Kilometer habe ich abgespult. Es läuft sehr gut. Ich muss mich nur noch richtig auf dem Bike einfinden um das Gefühl für das Limit zu bekommen.

Mit Sandro Cortese hast du einen neuen Teamkollegen bekommen. Wie versteht ihr Euch? Arbeitet ihr strikt getrennt oder helft Ihr Euch gegenseitig?

Dominique Aegerter: Eigentlich herrscht eine sehr gute Stimmung im Team. Helfen kann man sich gegenseitig vor allem mit dem Data Recording. Und wenn man abends im Hotel zusammen ist. Da kann man zusammen besprechen, was auf der Strecke abläuft. Jeder will schneller sein als der andere, aber bis jetzt hat es ziemlich gut zwischen uns geklappt.

Aegerter im Gespräch mit seinem Mechaniker Stefan Kurfiss, Foto: Toni Börner
Aegerter im Gespräch mit seinem Mechaniker Stefan Kurfiss, Foto: Toni Börner

In der letzten Saison hast du durch mehrfache, gute Leistungen auf Dich aufmerksam gemacht. Viele haben dich für 2009 auf der Geheimfavoriten-Liste. Wächst dadurch der Druck auf Dich?

Dominique Aegerter: Den Druck mache ich mir eigentlich selbst. Ich denke, wenn ich so weiter fahren kann, wie ich letztes Jahr aufgehört habe, bin ich gut dabei. Mein Ziel ist ja auch, bei jedem Rennen in die TopTen zu fahren.

Wie war es, als dein Teamkollege Mike di Meglio Weltmeister geworden ist? Hast du von dem "Ruhm" auch etwas abbekommen? Und vor allem: Wie ist es jetzt für Dich? Man weiß dank di Meglio, wozu das Ajo-Team und deren Bikes im Stande sind. Erwartet man von Dir jetzt auch den Titel?

Dominique Aegerter: Es hat sich nicht ganz so viel geändert. Ich habe schon letztes Jahr gewusst, dass das ein sehr gutes Team ist. Jetzt hat man das letztes Jahr mit dem Titel noch bestätigt. Aber es kommt deswegen trotzdem kein Druck vom Team oder so. Wir haben ein gutes Team und der Titel von Mike hat nichts verändert.

Sandro war in Estoril in allen drei Sessions schneller als du. Hat Dich das gestört? Woran hat es gelegen? An Sandros Erfahrung oder an dir und deinem Motorrad? Warst du überhaupt schon auf Zeitenjagd oder hast du dich auf das Setup konzentriert?

Aegerter beim Rennen im niederländischn Assen im Jahre 2008, Foto: Toni Börner
Aegerter beim Rennen im niederländischn Assen im Jahre 2008, Foto: Toni Börner

Dominique Aegerter: Man will immer schneller sein als der Teamkollege. Aber es ist sehr schwierig. Er hat ein Jahr mehr Erfahrung mit dieser Maschine. Ich hoffe ich bin einmal schneller als er. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich in Estoril schon auf die Zeiten konzentriert und deswegen auch ein wenig verkrampft. Daher ist es nicht so sehr gut gegangen. Viele meiner Runden waren auch in einem Lala-Tempo.

Wer sind für dich in der Saison 2009 die heißesten Titelanwärter? Kannst du das auf einen Piloten eingrenzen a la "Der macht's auf jeden Fall" oder hast du mehrere auf der Rechnung?

Dominique Aegerter: Dieses Jahr sind ziemlich viele unterwegs, die verdammt schnell sind. Aber ich denke mal - der Simon. So wie er bei den zwei Tests gefahren ist! Er ist sehr sehr schnell. Momentan kann man aber noch nichts Genaues sagen. Alle sind noch in der Vorbereitung. Nächste Woche, nach dem IRTA-Test, kann man dann sicher schon genauer sagen, wer um den WM-Titel mitkämpfen kann.

Gib einen Tipp ab: Wer wird 250er-Weltmeister? Wer macht es in der MotoGP?

Dominique Aegerter: Bei den 250ern machen es der Bautista, der Simoncelli oder der Barbera. Und in der MotoGP ganz klar Rossi. Oder der Stoner.

Volle Konzentration am Start, Foto: Toni Börner
Volle Konzentration am Start, Foto: Toni Börner

Wie hast du den Winter verbracht? Warst du arbeiten und wenn ja, wo? Und was hast du da gemacht? Ich habe ja mal gehört, dass dein Taschengeld sehr knapp bemessen ist.

Dominique Aegerter: (lacht) Ja, das ist richtig. Ich trainiere ja sehr viel. Aber ich arbeite auch etwas zuhause - als Motorrad- und Automechaniker. Ansonsten habe ich Sport getrieben - Ski fahren, MotoCross, Schwimmen, Fahrradfahren und Fitness. All so etwas.

In der Schweiz läuft gerade eine Petition zur Aufhebung des Rundstrecken-Rennverbortes, welches seit den 50er-Jahren in deinem Land besteht. Wie denkst du, wird das ausgehen, wenn solche Sportler wie du und Tom Lüthi große und kleine Erfolge für Ihr Land feiern können? Haben die Politiker einsehen? Wann gibt es den Großen Preis der Schweiz?

Dominique Aegerter: Ich hoffe, dass es den GP der Schweiz sehr bald gibt. Aber die Situation ist sehr schwierig. Wir haben in der Schweiz viele "Abgashasser", die das nicht wollen. Aber ich denke mal, dass, wenn wir Schweizer gut fahren, sich auch mehr Leute davon begeistern werden. Und das es dann viel mehr Fans aus der Schweiz gibt. Vielleicht haben dann auch die höheren Herren und Politiker ein Einsehen und es wird einmal klappen. Aber ich denke leider, dass das in den nächsten Drei bis Vier Jahren noch nicht passt.

Dir stehen in der Saison 2009 insgesamt 16 Rennen bevor. Auf welche Strecken freust du dich besonders?

Dominique Aegerter: Ich freue mich eigentlich auf alle. Das ist schwierig zu sagen. Es ist fast jede Strecke cool, wenn man selbst fahren kann. Ich freue mich auf jedes Rennen. Aber bei den ersten Rennen noch etwas mehr, weil es endlich wieder los geht. Die Überseerennen in Japan und Australien sind cool, in Jerez und Valencia ist es von den Leuten her Top. Es ist einfach alles Cool.

Gibt es noch Rennstrecken, die du gern im WM-Kalender sehen würdest, oder auf denen du gerne mal wieder fahren würdest?

Dominique Aegerter: Most in Tschechien wäre mal wieder cool. Wenn man drei Jahre IDM gefahren ist, fehlen einem auch die Strecken aus der deutschen Meisterschaft - Salzburg, Oschersleben, Lausitzring. Da würde ich schon gerne wieder einmal fahren.

In deiner "jungen, wilden" Zeit hattest du einmal geäußert, dass du gerne auf der Isle of Man an der Tourist Trophy teilnehmen würdest. Wie stehst du jetzt dazu?

Dominique Aegerter: Ich würde immer noch gern dort fahren. Ich weiß, dass das Risiko ziemlich groß ist. Aber irgendwann, wenn ich nicht mehr in der WM bin, und ich hoffe das bin ich noch eine ganze Weile, dann werde ich auch auf der Isle of Man fahren.