Hallo zusammen,
ich nutze immer die sinnlose Zeit am Airport, um mal wieder einiges niederzuschreiben. Ich bin in Jakarta. Am Wochenende waren 2 Läufe zum Porsche Carrera Cup Asia in Sentul. Die Anlage kennen bestimmt einige Vollblutracer aus der A1 GP und GP2 Asia Series.

Wirklich berühmt ist die Rennstrecke durch ihren sich immer wieder auflösenden Asphalt - aber für 2009 sollte alles besser werden - eine neue Fahrbahndecke wurde aufgetragen! Das Ergebnis? Die löste sich noch viel mehr auf als die alte Strecke - gleichzeitig war der Hauptsponsor von dem Event ein Asphalthersteller…

Abenteuer im fernen Asien

Das ganze war natürlich entsprechend abenteuerlich. Ständig wechselten die Fahrbahnzustände und dann im Quali hatte ich das Gefühl auf einer Sonderprüfung in Finnland auf Schotter zu absolvieren! Und das mit einem Cup GT3 mit Slicks…

In Sentul konnte Christian wieder ein Rennen gewinnen, Foto: Christian Menzel
In Sentul konnte Christian wieder ein Rennen gewinnen, Foto: Christian Menzel

Aber unser Set-Up hat ganz hervorragend gepasst. Ich und mein Team StarChase haben natürlich die Bedingungen genau beobachtet und es war abzusehen, dass es fürchterlich werden würde. Ein Vorsprung von 0,79 Sekunden hat mich selbst etwas überrascht! Dabei lag mein Auto durch den vielen Dreck keineswegs gut - aber scheinbar immer noch viel besser als die anderen - gleichzeitig mag ich solche Aktionen auch, hier muss der Driver improvisieren.

In Erwartung, in Lauf eins ähnliche Verhältnisse vorzufinden, haben wir am Set-Up nicht viel verändert. Sind mit den Einstellungen sehr brav gewesen. Zu meiner Überraschung war die Strecke plötzlich deutlich sauberer und das kam unserer Strategie nicht sonderlich entgegen.

Ich "Heini" habe dann auch gleich den Start verhauen. Zusammenspiel mit der Kupplung hat nicht gepasst und direkt meine Führung an Rodolvo Avila aus Macao abgegeben. Der Bursche kommt aus der Britischen F3 und ist wirklich gut unterwegs. Gleichzeitig hat er als einziger auch ein 2009er-Cup-Auto, was sich bis jetzt auch in anderen Cups als das etwas schnellere Auto zeigt. Ich konnte ihm zwar in den Kurven gut folgen aber auf der Geraden sind meine Kollegen und ich gegen ihn chancenlos.

Na ja, alles halb so wild, immerhin liegt mein Focus auf Tim Sudgen, und der war hinter mir und ich konnte mit der Pole so drei Punkte auf ihn gutmachen und liege nun nur noch zehn Zähler hinter ihm. Zusammen mit meinen Ingenieur Frank Rohwer haben wir jetzt unsere Strategie geändert. Wir wollen gewinnen! Also Set-Up mal richtig auf totale Performance getrimmt und noch etwas mit den Luftdrücken gespielt. Wir wollten ihn jagen!

Start zu Lauf zwei war ok und ich konnte P2 halten. Avila ist mit neuen Reifen gestartet und hat diese auch direkt mal ordentlich überstrapaziert - das war auch so unser Plan! Dann, nach einigen Runden kam ein Fehler und ich konnte vorbeiziehen. Locker war es jetzt keineswegs. Die Ideallinie war sauber, aber nur wenige Zentimeter neben der Linie lag sehr viel Dreck. Es war sehr leicht hier Fehler zu machen. Ich habe es bevorzugt am Limit weiterzufahren – das war weniger gefährlich als die Konzentration zu verlieren!

1983 mit Schumacher auf der Kartbahn

Sieg Nummer vier im Asia Cup! Ein Dank geht klar an mein Team, mein Auto war schnell und superkonstant - so macht das natürlich richtig Spaß! Positiver Nebeneffekt? Sudgen auf P3 und damit Rückstand auf sechs Punkte reduziert. Wenn ich jetzt den Motorschaden in Führung liegend in Zhuhai nicht gehabt hätte, dann… Ach lassen wir das - that´s Racing!

Als nächstes geht nach Singapur - da fährt dann die Formel 1 in unserem Rahmenprogramm… Echt schade, dass Michel Schumacher jetzt doch nicht fährt. Ich sage es Euch, der Junge hätte super eingeschlagen und ist immer noch zu 100% konkurrenzfähig.

Freude auf dem Podium, Foto: Christian Menzel
Freude auf dem Podium, Foto: Christian Menzel

Ich habe ihn 1983 das erste Mal Kartfahren gesehen, und da war schon klar, dass hier ein sehr außergewöhnliches Talent am Lenkrad dreht. Die Erfolge haben es ja bestätigt und außerdem ist immer noch in der Lage um eine WM zu kämpfen, egal ob F1 oder Kart! Selbst da zeigt er den Superstars immer noch was er kann - und das mit 40 Jahren! Ich glaube, er hat etwas in seinem Hintern was nur ganz wenige Menschen in Ihrem "Popometer" haben und hatten. Wenn er nicht auf der Kartbahn aufgewachsen wäre, sagen wir mal im Hochgebirge, dann wäre vermutlich der Weltbeste Skirennfahrer geworden! Wetten?

Mein Sohn Nico war auch ohne meine Anwesenheit im Kart erfolgreich. Das beruhigt mich natürlich ungemein. Schließlich müssen die Jungs lernen, frühzeitig auch mit anderen Betreuern gut zu sein. Ein Sieg und zwei zweite Plätze waren die Ausbeute bei der Kart Challenge in Kerpen. Die Tabellenführung konnte er jetzt auf 66 Punkte ausbauen. Bei noch drei ausstehenden Rennen - und gesamt 90 zu vergebenen Punkten keine schlechte Basis die Meisterschaft zu gewinnen!

Schönes Gefühl, Vater und Sohn gewinnen am gleichen Tag ein Rennen an komplett anderen Enden der Welt!

Wenn ich in Frankfurt lande, dann fahre ich direkt zum Sachsenring. Da steht ein Fahrdynamiktraining mit der Deutschen Post Speed Academy an, wo ich ja auch als Jurymitglied tätig bin. Hier wollen wir mal prüfen, ob die Jungs auch Autos im instabilen Fahrzustand beherrschen. So ein Training macht höllisch Spaß und kann den Jungs in Grenzsituationen, aber auch im Regen unglaublich helfen, dass Rennauto schnell und sicher zu bewegen!

Nur zu oft kommen auch unsere ehemaligen Academy Kutscher mit weit aufgerissenen Augen und bedanken sich für die Ausbildung, weil sie mal wieder eine heikle Situation ohne Schaden gemeistert haben. Hoffentlich kann ich gleich im Flieger gut schlafen, denn ein müder Instruktor kann am Sachsenring nicht gebraucht werden!