Die lange Nacht in Le Mans ist längst vorbei, doch beim 24-Stunden-Rennen an der Sarthe bricht nun die harte Zeit an. Bis zur Zielankunft um 15 Uhr sind es noch gut sechs Stunden, die die Teams zu bewältigen haben. Auch wenn es in der Dunkelheit viele Ereignisse gab, hat sich an der Spitze nichts Grundlegendes geändert: Peugeot liegt weiter an der Spitze.

Nach einem schweren Unfall von Benoit Treluyer im Pescarolo Peugeot kam das Safety-Car in der Nacht zu seinem dritten Einsatz. Der 32-jährige Franzose hatte den 908 erst kurz zuvor von seinem Landsmann Simon Pagenaud übernommen. Zwar konnte Treluyer das völlig zerstörte Auto unverletzt verlassen, die Bergungsarbeiten dauerten jedoch sehr lange an.

Die lange Neutralisation nutzte Audi, um den R15 mit der Startnummer 1 einer Generalüberholung zu unterziehen. Der in den Morgenstunde auf Platz drei liegende Bolide der Ingolstädter ist die einzig verbliebende Chance auf einen weiteren Sieg in Le Mans - die beiden anderen Autos sind ausgefallen oder liegen zu weit zurück.

Gedrückt ist die Stimmung bei der Audi-Mannschaft #2. Ein Unfall um 21:30 Uhr zerstörte alle Hoffnungen. "Ich kann mir den Unfall noch nicht ganz erklären. Ich habe die Porsche-Kurven ganz normal angebremst, als mir plötzlich das Heck ausgebrochen ist. Ich habe noch versucht gegenzulenken und das Auto abzufangen, aber die Stelle ist einfach viel zu schnell dafür", sagte Lucas Luhr. Besonders bitter: eigentlich fuhr der Audi noch, verlor jedoch Öl und wurde von den Streckenposten nicht zurück auf die Strecke gelassen.

Auch Bruno Senna muss bereits seine Sachen packen. Nach weiteren Unfällen des Oreca gehen dem Team die Ersatzteile aus. Zwar hat man noch etwas Material in den Transportern, dieses will man jedoch für den zweiten Wagen verwenden, der mittlerweile auf einer guten fünften Position liegt und Chancen hat, bester Benziner zu werden. Vor ihnen liegt nur noch der beste Lola Aston Martin mit Stefan Mücke und Thomas Enge auf Rang vier.

Umso entspannter ist die Lage bei Peugeot. Der führende 908 von Gené/Wurz/Brabham hat mittlerweile 283 Runden abgespult und liegt zwei Minuten vor seinem Schwesterauto mit Sarrazin/Montagny/Bourdais am Steuer, der Vorsprung auf den schnellsten Audi beträgt eine weitere Runde. "Alles läuft prima, ich hatte nur einen schleichenden Plattfuß und musste früher hereinkommen, dann hat Marc das Cockpit übernommen. Das Handling ist weiter gut, auch wenn ich langsam etwas Übersteuern bekommen habe. Ich habe einfach versucht, rund zu fahren und meine Hinterreifen zu schonen", berichtete Alexander Wurz.

Bei den kleinen Prototypen liegen weiterhin die beiden Porsche Spyder von Essex und dem Navi Team Goh in Front. Zwar haben sie schon über 18 Runden auf die Spitze verloren, ihr Vorsprung auf die direkten Verfolger ist aber beinahe genau so groß. In der GT1-Klasse führen die beidem im Paarflug fahrenden Chevrolet mit fünf Runden vor einer privat eingesetzten Corvette. In der GT2-Kategorie scheint der Ferrari von Risi Competizione auf dem besten Weg zum Klassensieg.