Selbst ein ordentlicher Regenschauer konnte Audi in den letzten 60 Minuten der 24 Stunden von Le Mans nicht mehr aufhalten. Zusammen mit Tom Kristensen, Allan McNish und Dindo Capello holten sich die Ingolstädter den achten Sieg beim härtesten Autorennen der Welt. In den letzten zehn Jahren musste Audi nur bei zwei Ausgaben auf den Triumph verzichten, ansonsten überquerte immer ein R8 oder R10 die Ziellinie als Erster.

Nach 380 Runden und einer Distanz von über 5000 Kilometern hatte Kristensen die Ehre, den siegreichen Wagen über die Ziellinie zu fahren. Die Erfolgsbilanz des Dänen ist dabei kaum weniger eindrucksvoll als die seines Arbeitgebers. In seinem zwölften Rennen holte Kristensen ebenfalls seinen achten Sieg. Seine beiden Teamkollegen McNish und Capello können sich derweil über die Erfolge Nummer zwei und drei freuen.

Bis auf eine kleine Kollision mit einem Hinterbänkler blieb der Wagen mit der Startnummer 2 von technischen Problemen und anderen Schwierigkeiten verschont. Wie ein Uhrwerk spulten die Routiniers ihre Runden ab und ließen sich auch durch die schweren Witterungsbedingungen in der Nacht nicht aus der Ruhe bringen. Der Regen war sogar ein Teil des Erfolgs, denn nur so konnten die späteren Gewinner in der Nacht die schnelleren Runden fahren und sich einen Vorsprung von gut einer Runde erarbeiten.

Bleekemolen und Co siegten in der LMP2, Foto: Sutton
Bleekemolen und Co siegten in der LMP2, Foto: Sutton

An dieser Lücke knabberte Peugeot bis zur Zieldurchfahrt um 15 Uhr, konnte aber nie ein großes Stück vom Abstand abbeißen. Am Vormittag betrug der Rückstand zwischenzeitlich nur 20 Sekunden, dann kosteten aber ein Bremsplatten und starke Vibrationen einige Zeit, weil man einen Stopp vorziehen müssen. Trotz der Niederlage kann man sich bei Peugeot freuen: nach 24 Stunden schafften zwei 908 den Sprung auf das Podium. Mit weniger als einer Runde Rückstand belegten Nicolas Minassian, Jacques Villeneuve und Marc Gené den zweiten Gesamtrang, Franck Montagny, Ricardo Zonta und Christian Klien kamen auf den dritten Platz. Außerdem beeindruckend: alle drei Peugeot führten das Rennen zwischenzeitlich an.

Für die junge Mannschaft um Lucas Luhr, Alexandre Prémat und Mike Rockenfeller blieb bei ihrem zweiten Einsatz im Audi R10 nur die goldene Ananas und der vierte Platz. Insgesamt fuhren alle sechs Diesel-Renner konstante Zeiten und blieben weitestgehend ohne technische Probleme. Nur die Fahrzeuge mit den Startnummer 8 und 1 mussten längere Stopps in der Box einlegen, dementsprechend liefen sie auch nur auf den Rängen fünf und sechs ein.

Aston Martin ließ Corvette in der GT1 keine Chance , Foto: Hall/Sutton
Aston Martin ließ Corvette in der GT1 keine Chance , Foto: Hall/Sutton

Die Standfestigkeit der Diesel machte ein Top-Resultat für die schnellsten Benziner unmöglich. Der Pescarolo Primat/Tinseau/Treluyer kam mit 20 Runden Rückstand auf den siebten Rang, gefolgt von einem Oreca-Judd. Erfreulich verlief die Schlussphase auch für Stefan Mücke, Tomas Enge und Jan Charouz: nach dem Unfall am Samstagabend bekamen sie keine weiteren Probleme und schafften es noch unter die besten Zehn. Erst in den letzten Stunden konnten sie im Lola-Aston Martin an einem privaten Pescarolo, in dem unter anderem Vanina Ickx unterwegs war, vorbeiziehen; außerdem schnappte man sich noch den schnellsten Wagen der LMP2-Klasse.

Auch wenn Peter van Merksteijn, Jos Verstappen und Jeroen Bleekemolen in der letzten halben Stunde noch auf den zehnten Platz gereicht wurden, konnten sich die Niederländer freuen. Bei ihrem ersten Einsatz mit dem Porsche RS Spyder konnten sie sich gleich den Klassensieg sichern. Insgesamt legten die drei Holländer 353 Runden zurück und umrundeten den Kurs von Le Mans damit sieben Mal häufiger als das Team Essex auf dem zweiten Platz in der Klasse.

Mika Salo und sein Team gewannen die GT2, Foto: Patching/Sutton
Mika Salo und sein Team gewannen die GT2, Foto: Patching/Sutton

Bei den großen Sportwagen der GT1-Klasse gab es in den letzten beiden Stunden ebenfalls keine Verschiebungen mehr. David Brabham, Darren Turner und Antonio Garcia kämpften in ihrem Aston Martin lange gegen die beiden favorisierten Corvettes, ließen diese im Ziel aber mit Rundenrückstand hinter sich.

In der Klasse der seriennahen Sportwagen der GT2-Kategorie konnten Jamie Melo, Mika Salo und Gianmaria Bruni ihre Führung bis ins Ziel verteidigen. Wie auch die Zweiten und Dritten der Klasse waren sie auf einem Ferrari 430GT unterwegs. Insgesamt sahen knapp über 30 der insgesamt 55 gestarteten Fahrzeuge die schwarz-weiß-karierte Flagge. Klar ist: sie sind alle Sieger - denn sie haben eine der größten Herausforderungen im Motorsport bezwungen.