Auf den ersten Blick sieht die Strecke von Le Mans gar nicht so schwierig aus. Doch die 13,629 Kilometer lange Strecke hat es in sich, vor allem wenn man 24 Stunden lang auf ihr fahren muss. Auf den langen Geraden, zum großen Teil öffentliche Landstraßen mit Spurrillen, erreichen die Boliden Spitzengeschwindigkeiten von weit über 300 km/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt trotz einiger enger Kurven bei über 200 Sachen.

Direkt am nach dem Start wartet die erste Herausforderung auf die Piloten. "Seit den Umbauten ist diese Kurve viel sicherer, aber nicht leichter zu handeln. Man muss die Dunlop-Schikane aus der schnellen Rechtskurve heraus hart anbremsen. Das ist recht heikel. Die Schikane ist am Ausgang nicht ganz einfach, weil die Strecke nach außen abfällt und man die Randsteine meiden möchte. Die Runde fängt sehr anspruchsvoll an – so wie eigentlich fast alles in Le Mans anspruchsvoll ist, obwohl es von außen manchmal gar nicht so aussieht", berichtet Frank Biela über den ersten Streckenabschnitt.

Nach einem Kurvengeschlängel kommen die Autos auf die lange Gerade, die seit einigen Jahren mit Bremsschikanen unterbrochen wird. Trotzdem staunt Mattias Ekström: "Wenn man die Gerade herunterfährt und den fünften Gang einlegt, ist man wirklich schnell unterwegs. Vor allem wenn die Bremspunkte vor den Schikanen kommen, realisiert man, dass man über 300 km/h fährt. Das ist sehr eindrucksvoll. Auf der Gerade selbst muss man nur darauf achten, die richtige Linie zu fahren, denn es gibt dort einige Spurrillen. Wenn man hinter einem anderen Auto herfährt, gibt es enorme Turbulenzen, dann wackelt der Helm ganz schön und es vibriert im Cockpit."

Auch Lucas Luhr kann nur positiv über die Strecke in Frankreich berichten. Für den DTM-Piloten ist die Anfahrt auf die Indianapolis-Kurve etwas ganz besonderes. "Diese Passage ist etwas ganz Besonderes. Es geht rauf und runter. Man fährt in einer Waldschneise, auf der die Bäume links und rechts ganz dicht neben einem stehen. Man kommt mit weit über 300 km/h an, bremst ganz kurz, schaltet herunter und geht für den schnellen Rechtsknick direkt wieder voll aufs Gas. Das ist eine der Stellen, bei der man – auf gut Deutsch gesagt – noch die Arschbacken zusammenkneifen muss. Man atmet jedes Mal auf, wenn man da durch ist. Danach wird hart für die langsame Linkskurve gebremst, die leicht erhöht ist. Daher auch der Name Indianapolis", erklärt Luhr.

Während es mit Ausnahme der Bremsschikanen und dem Ende der langen Geraden relativ schnell un flüssig zur Sache ging, wartet kurz vor dem Ziel noch ein enges Eck auf die Fahrer. "Wenn man aus den Porsche-Kurven und den ganzen schnellen Abschnitten herauskommt, erlebt man den genauen Gegensatz: zwei langsame Schikanen. Zur ersten Schikane muss man in den dritten Gang herunterschalten. Die ist noch recht zügig. Aber die letzte Schikane vor Start und Ziel ist richtig langsam. Man muss sich selbst und das Auto einbremsen, um nicht zu schnell in die Schikane fahren, weil man den hohen Speed von den Kurven davor noch gewohnt ist", so Mike Rockenfeller über den letzten Streckenabschnitt.

Auf der Start-Ziel-Geraden können sich die Fahrer nur kurz ausruhen. Trotzdem ist Marco Werner immer wieder froh, wenn er eine weitere Runde beendet hat. "Es ist auch toll, die vielen Zuschauer zu sehen. Die Boxentafel zu lesen, ist kein Problem: Sie ist beleuchtet und der technische Stand sehr hoch. Recht trickreich ist die Boxeneinfahrt: Sie ist relativ schmal und wie eine Schikane gestaltet. Doch der Grip-Level ist nicht so hoch wie auf der Strecke. Man kann hier schnell einen Fehler machen und das Auto in der Boxeneinfahrt ins Kiesbett hauen", sagt Werner.