Dass selbst Rennsport-Experten fragen "Maro wer?", das ist für ihn schon normal. Dass die meisten aus seinem eher ungewöhnlichen Vornamen erst einmal einen "Marco" machen, auch. Schließlich ist der 20-jährige Maro Engel gerade erst dabei, sich in der internationalen Rennsportwelt einen Namen zu machen - in der britischen Formel-3-Meisterschaft. "Aber auch da fragten einige Leute im Carlin-Team, bei meinem ersten Test dort, 'Maro who?'"

Was auch daran liegt, dass sich Engel motorsportlich schon in einigen Ländern bewegte - meistens aber immer nur kurz - und dass auch sein Background eher international-unkonventionell ist. Geboren in München, wurde bereits mit eineinhalb Jahren Monaco seine neue Heimat. Dort ging er auf die internationale Schule, zusammen mit Nico Rosberg, der bald sein bester Freund wurde. "Und als Nico zu seinem sechsten Geburtstag von seinem Vater ein Kart bekam, da hat Keke meinen Vater gefragt, ob der mir nicht zu meinem Geburtstag auch eines kaufen wolle. So hat alles angefangen..."

Maro wer? Naja, so sieht er auf jeden Fall aus..., Foto: Sutton
Maro wer? Naja, so sieht er auf jeden Fall aus..., Foto: Sutton

Einmal mit dem Rennbazillus infiziert, reichten die Kartrennen, meist in Frankreich oder Italien, Maro bald nicht mehr. Mit 16 ging er in die deutschen Formel BMW, "da lief eine Hälfte schlecht, die zweite dann sehr gut", mit 17 bekam er die Chance, in die deutsche Formel 3 einzusteigen: "Das war ein Fehler", weiß er heute, "es war einfach zu früh, wir hätten damals besser noch ein bisschen warten sollen. Ich war zu jung, noch nicht reif und professionell genug - und dann gab es auch ständig Geldprobleme."

Seine Karriere schien in einer Sackgasse, "ich war eigentlich schon draußen, ich hatte einfach keine Sponsoren mehr... Also bin ich in Monaco an die Uni gegangen, habe dort angefangen, Business-Management zu studieren." Nach zwei Semestern war er dort zwar Viertbester seines Jahrgangs, "und es hat mir auch Spaß gemacht - aber wirklich zufrieden war ich nicht. Das Rennfahren hat mir einfach zu sehr gefehlt. Ich habe gemerkt, dass ich damit einfach noch nicht abgeschlossen hatte."

So versuchte er es noch einmal - auf die ganz harte Tour: "Ich habe meine eigene Mappe zusammen gestellt, habe unzählige Firmen abgeklappert, auf der Suche nach Sponsorgeldern." Das bisschen, was er zusammenkratzen konnte, reichte für einen Kurzauftritt 2005 in der italienischen Formel 3000 - und die Leistung dort, "mit nur einem Testtag", um an der richtigen Stelle auf sich aufmerksam zu machen: Bei Direxiv - jenem Sponsor, der inzwischen auch versucht, ein Nachwuchsprogramm auf die Beine zu stellen, dass eigene Piloten eines Tages in die Formel 1 führen soll. Der Kontakt brachte ihm einen Sitz in einem der Top-Teams in der englischen Formel 3, bei Carlin Motorsport - und dort zeigt er jetzt seit Saisonbeginn sehr starke Leistungen, mischt im Kampf um den Meistertitel mit.

Für ihn eine ideale Lösung: "Die englische Meisterschaft ist für mich sehr gut, weil hier mehr gefahren wird als in der Euroserie - wir testen ja regelmäßig. Und als Deutscher in England im ersten Jahr vorne mitzufahren, das ist schon eine große Herausforderung, aber wenn man das schafft, dann kann man auch auf sich aufmerksam machen."

Einen Manager, einen Personal Trainer, all das braucht er im Moment nicht: "Ich bin selbst hoch motiviert, kümmere mich sehr intensiv um mein Training, Krafttraining, Ausdauer - wenn ich zu Hause bin, jeden Tag. Und ich kann auch die Business-Seite im Moment noch ganz gut selbst bewältigen - und ich finde das auch gut und wichtig, sich die Dinge selbst zu erarbeiten. Man weiß sie dann viel mehr zu schätzen."

Maro Engel mischt die britische F3 auf., Foto: Sutton
Maro Engel mischt die britische F3 auf., Foto: Sutton

Engel möchte mit seinem Weg auch anderen jungen Fahrern Mut machen, nicht nach ersten Rückschlägen aufzugeben. "Mein Beispiel zeigt, dass es immer Möglichkeiten gibt, wenn man etwas wirklich will. Sicher ist es nicht einfach - am Anfang kommt man sich schon komisch vor, wenn man selbst bei Firmen quasi um Sponsorgelder betteln geht. Aber man kann es schaffen..."

Für die Zukunft würde er natürlich gerne irgendwann seinem Freund Nico, mit dem er sich noch immer hin und wieder in Monaco trifft, "wenn wir mal zufällig beide gleichzeitig da sind", in die Formel 1 folgen: "Aber auch da gilt: Ein Schritt nach dem anderen. Jetzt gilt meine ganze Aufmerksamkeit erst einmal der Formel 3, ich möchte auf jeden Fall am Ende unter die ersten drei im Klassement, wenn es mit dem Titel noch klappen sollte, wäre es natürlich toll... Aber man muss schon sehen, dass Bruno Senna und Mike Conway schon im zweiten Jahr da fahren, mit diesen Autos und auf diesen Strecken schon etwas mehr Erfahrung haben."

Ob dann im nächsten Jahr schon die GP2 ansteht, "oder vielleicht doch erst noch mal ein Jahr F3, um den Titel zu holen, wenn es dieses Jahr noch nicht klappt, das muss man dann sehen und genau prüfen. Ein bisschen läuft die grundsätzliche Planung schon eher in Richtung GP2... Aber im Moment beschäftige ich mich damit noch nicht, jetzt muss ich erstmal hier vorne bleiben und dann nachdenken, was besser ist. Ich möchte nicht den gleichen Fehler zweimal machen - und wieder zu früh einen Schritt nach oben gehen. Fehler sind zwar menschlich - aber man sollte ja schließlich daraus lernen."

"Maro wer?" sollte, wenn alles wie geplant läuft, nach der Saison 2006 jedenfalls kaum noch jemand in der Rennsportszene fragen...