Obwohl bei einem 24 Stunden Rennen die Pole Position nur wenig Bedeutung hat, ist die Vorstellung von Peugeot äußerst beeindruckend. Nicht weniger aufregend zeigt sich die GT2-Klasse, wo mindestens vier Hersteller siegfähig sind.

Wenn am Samstag die Sportwelt nach Frankreich blickt und in Le Mans die berühmte Uhr beginnt rückwärts zu ticken, kämpfen nicht nur die vielbeachteten LMP-Teams von Audi und Peugeot um die Früchte ihrer Arbeit, sondern vor allem unzählige Privatteams, für die das 24 Stunden Rennen noch immer die selbe Faszination ausstrahlt wie für die vielen Fans vor Ort und an den Fernsehschirmen. Die LMP2 und GT-Klassen sind dabei trotzdem mit einigen Hochkarätern besetzt, wobei der Sieg in der GT2-Kategorie noch härter umkämpft werden dürfte als an der Spitze des Feldes.

Die Pole ging an Peugeot, Foto: Peugeot
Die Pole ging an Peugeot, Foto: Peugeot

Dass Peugeot den Vorjahrestriumph unbedingt wiederholen will, zeigte sich schon in den ersten Trainingssitzungen, in denen die Franzosen mit ihrem Werksteam und der Kundenmannschaft von Oreca eine Vierfachführung behaupten konnten und das schnellste Auto mit Sébastien Bourdais knappe drei Sekunden Vorsprung auf den ersten Audi und die Pole des vergangenen Jahres herausfuhr. Die Ingolstädter mussten sogar die ersten Benziner von Lola-Aston Martin fürchten, die am Samstag unter anderem mit Stefan Mücke an Bord auf die Jagd gehen werden und mit den Startplätzen 8 und 9 für das Werksteam und 11 für Signature zufrieden sein können.

Klare Verhältnisse in der LMP2

In der LMP2 gaben von Beginn an die beiden ehemaligen Werks-Acura von Highcroft und Strakka das Tempo vor, wobei sich am Ende Letzteres mit 1,5 Sekunden Vorsprung vor dem Wagen mit David Brabham, Marini Franchitti und Marco Werner Startplatz 15 sichern konnte und sogar die LMP1 Teams von Rebellion und Beechdan Mansell distanzierte. In Abwesenheit des Vorjahressiegers Porsche RS Spyder wird den Honda-befeuerten Prototypen der Klassensieg schwer zu nehmen sein.

Zwischen den "kleinen" Protoypen platzierten sich bereits die ersten GT1-Boliden, die nach dem Abschied vom 24h Rennen von Spa 2009 auch an der Sarthe ihre Abschiedsvorstellung darbieten! Wie der Veranstalter ACO mitteilte, werden 2011 nur noch GT-Endurance getaufte Autos zugelassen, die sich aus GT2 (eventuell auch GT3) Profi- und Amateurmannschaften zusammensetzen. Damit wurde eine Trennung endgültig vollzogen, die sich bereits mit der Einführung der GT1-Weltmeisterschaft mit eingebremsten Rennern abgezeichnet hatte. Besonders beim marginalen Abstand zwischen dem Corvette-Team von Luc Alphand (GT1) und der Werksmannschaft (GT2) lässt sich ablesen wie unbedeutend die schnellen GT1 bei Langstreckenrennen mittlerweile leider geworden sind.

Als Schnellster der Klasse (P31) steht wieder einmal Tomas Enge am Samstag zum Start bereit, knapp 15 Minuten vor dem Ende des Qualifyings fuhr der Aston Martin-Pilot sein Auto schneller um den über 13km langen Kurs als die Konkurrenz, wobei nur die Ford GT und Corvette GT1 ähnliche Zeiten fahren konnten. Enttäuschend verliefen die Trainingssessions bisher für den japanischen Lamborghini und den Saleen des Traditionsrennstalls Larbre, die beiden chancenlos im Bereich GT2 Autos landeten.

Erwartungsgemäß eng und spannend war der Kampf um die Klassenpole bei den angesprochenen GT2, wo Ferrari und Corvette in den Trainings etwas schneller waren als die beiden BMW und die Porsche-Armada. Der Vorjahressieger Risi-Competizione mit dem pfeilschnellen Jaime Melo und den nicht weniger flott fahrenden Teamkollegen Pierre Kaffer und Gianmaria Bruni konnte am Ende den F430 vor den beiden Werks-Corvette und dem AF Corse Ferrari mit Jean Alesi, Giancarlo Fisichella und Toni Vilander platzieren und sogar einen mit drei Rennfahrerinnen besetzten Ford GT der höheren GT1-Klasse hinter sich lassen.

Der zweite Ferrari von AF Corse musste nach einem Crash des Argentiniers Matthias Russo bereits am Mittwoch vom Rennen zurückgezogen werden, wodurch auch Russos Teamkollegen Mika Salo und Luis Perez Compac zum Zuschauen verdonnert wurden.

Ein Jaguar als Schlusslicht

Wunderschön: Der BMW M3, Foto: BMW AG
Wunderschön: Der BMW M3, Foto: BMW AG

Im Rennen angreifen wollen hingegen die vielen Porsche Mannschaften – allen voran die Speerspitzen der Zuffenhausener in Form der 24h Dubai Sieger IMSA Performance Matmut und dem Team Felbermayr-Proton mit Marc Lieb, Richard Lietz und Wolf Henzler - sowie die Werksmannschaften von BMW und Spyker. Die Niederländer werden zwar nicht um den Klassensieg fahren, haben mit Tom Coronel, Peter Dumbreck und Jeroen Bleekemolen jedoch drei der schnellsten Oranjes überhaupt im C8. Nach dem Sieg beim 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring möchte BMW auch in Le Mans die Schnelligkeit des M3 GT2 unter Beweis stellen und mit dem künstlerisch gestalteten "ArtCar" mehr als nur Aufmerksamkeit ergattern. Am Samstag starten die Schnitzer-M3 von P43 und P48.

Auch die zweitplatzierte Mannschaft vom Rennen in der Grünen Hölle, das Hankook Team Farnbacher, tritt mit identischer Besatzung und dem erprobten Ferrari F430 in Le Mans an, von Startplatz 45 auf Platz zwei in der Klasse wäre auch hier ein toller Erfolg.

Vom Ende der GT2 Klasse und des gesamten Feldes geht der Jaguar XKR von Paul Gentilozzi ins Rennen, der bereits bei den ALMS Rennen in den USA einen enormen Rückstand auf die Konkurrenz zu beklagen hatte und etwas verfrüht zum 24 Stunden Rennen geschickt wurde.