Lucas di Grassi war am Samstag Abend nicht gerade der beliebteste Mann im Fahrerlager von Barcelona. Nachdem er im Qualifying noch ganz dicht an Romain Grosjean drangewesen war, kam er im Rennen überhaupt nicht auf Speed und entwickelte sich zum Verkehrshindernis á la Trulli-Train...

Vor allem sein brasilianischer Landsmann Diego Nunes war ziemlich angefressen: "Di Grassi war so unglaublich langsam, er hat uns alle aufgehalten. Erst ist durch das Durcheinander, das er verursacht hat, Maldonado irgendwie an uns beiden vorbeigekommen, und dann war ich auch noch das unschuldige Opfer in dem Crash zwischen ihm und Parente. Die zwei haben sich berührt, vor mir gedreht, ich konnte nirgendswohin ausweichen, habe mir dabei meinen Frontflügel völlig zerstört und konnte damit natürlich die Punkte vergessen, die sonst locker dringewesen wären." Statt Platz sechs oder sieben und einer guten Ausgangsposition für Sonntag nur Rang 11 für den iSport-Piloten, "aber wenigstens weiß ich, dass ich vom Speed her gut mithalten kann." Für iSport ein kleiner Trost: Durch das Chaos, das ja kurz vor Schluss die Safetycar-Phase auslöste, landete Guido van der Garde noch auf einem unerwarteten siebten Platz und steht morgen in der ersten Startreihe.

Alvaro Parente wollte es nicht so stehen lassen, dass er vielleicht einen etwas überhasteten Angriff gestartet hatte. "Ich musste irgendetwas tun. Mir war klar, wenn ich Di Grassi nicht überhole, dann werde ich von hinten überholt." Besonderes Pech für den Portugiesen: Er verletzte sich bei dem Crash am Daumen, lief mit einem dicken Eisbeutel auf der Hand herum, "aber wenn die Ärzte das Okay geben, dann fahre ich am Sonntag, das Auto kriegen wir hin..."

Sein Teamchef Tiago Monteiro war bei der Premiere von Ocean Racing, bei der er auch noch den Ausfall von Karun  Chandhok hinnehmen musste, der sich mal wieder einen überflüssigen Dreher leistete,  hin- und hergerissen. "So ist halt Racing. Das Resultat ist natürlich enttäuschend, denn wir hätten heute in die Punkte kommen können und wären damit für morgen in einer guten Position gewesen. Alvaro konnte heute immer um Punkte kämpfen, vor allem am Ende war er richtig schnell. Di Grassi hat einfach alle aufgehalten und so für Konfusion gesorgt. Leider haben wir das Rennen nicht beenden können, aber mir ist es lieber, dass es Alvaro versucht, als einfach nur hinterher zu fahren.  Es war ein Fahrfehler, aber das gehört dazu. Es ist frustrierend, aber wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Insofern  war es also ein guter Start."