Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

dieses Wochenende war wirklich wieder einmal alles mit dabei: In meinem Fall leider nicht im positiven Sinne, aber so ist das eben manchmal im Motorsport - wenn schon alles schief läuft, dann eben richtig. Unser großes Problem ist nach wie vor das Qualifying und wir müssen schauen, dass wir das endlich in den Griff kriegen, denn ehrlich gesagt ist es im Moment schon sehr frustrierend. Eigentlich bin ich noch sehr positiv gestimmt nach Monaco gereist, denn das ist immer ein Highlight und es macht sehr viel Spaß dort vor Ort zu sein und zu fahren.

Jetzt mit dem GP2-Auto durch die engen Gassen zu ballern, war schon der Wahnsinn und hat viel Laune gemacht. Dementsprechend war ich im Vorfeld guter Dinge, auch weil ich die Hoffnung hatte, dass die besondere Streckencharakteristik unsere Probleme der Vorwochen verkleinern könnte. Leider war dem aber nicht so: Bereits im Freien Training waren wir sehr schwach unterwegs und auch ich war am Anfang nicht sofort voll bei der Pace, denn der Rückstand auf meinen Teamkollegen war da noch zu groß.

Daher wusste ich auch, dass noch Luft nach oben ist, wenngleich wir letzten Endes beide unzufrieden mit dem Auto waren und für das Qualifying dann doch wieder große Umbauten vorgenommen haben, was immer ein Risiko ist. Ausgezahlt hat es sich leider nicht, denn wir waren auch im Zeittraining zu langsam unterwegs. Es war komisch, denn zunächst hatte ich das Gefühl, das meine Runde gut war und ich war zufrieden - dann bekam ich per Funk gesagt, dass mir anderthalb Sekunden fehlten. Wo ich die noch hätte rausholen sollen, konnte ich mir in dem Moment aber nicht wirklich erklären.

Daniel Abt erlebte in Monaco ein schwieriges Wochenende, Foto: Sutton
Daniel Abt erlebte in Monaco ein schwieriges Wochenende, Foto: Sutton

Das Qualifying war ja diesmal in zwei Gruppen aufgeteilt: Dadurch war die Fahrzeit zwar noch kürzer, aber in Monaco geht das eigentlich, weil wir dafür im Gegenzug auch den Vorteil haben, dass wir jede Runde pushen können, da die Reifen nicht abbauen. Effektiv haben wir daher mehr schnelle Runden, die wir fahren können, als auf anderen herkömmlichen Strecken. So gesehen fand ich das eine gute Lösung, denn im Freien Training konnte man schon sehen, wie schwer es war, eine freie Runde hinzukriegen.

Immerhin konnte ich den Rückstand auf meinen erfahreneren Teamkollegen im Vergleich zum Training von 1,2 Sekunden auf drei Hundertstel reduzieren - Pech war allerdings, dass ich in der schnelleren der beiden Gruppen war und somit trotz der fast gleichen Zeit noch weiter hinter musste als er, das hat natürlich nicht geholfen. Letzten Endes mussten wir uns aber auch eingestehen, dass wir einfach noch im Nirgendwo und zu weit weg waren - es fehlte schon noch sehr viel und in jedem Sektor mindestens vier bis fünf Zehntel. Im Moment ist es für uns unerklärlich, wo wir diese Zeit verlieren und was wir tun können, damit das besser wird.

Somit standen wir am Start nicht dort hinten, weil etwas schiefgegangen ist, sondern einfach weil wir nicht schneller waren. Die beste Aussicht für das Rennen war das natürlich auch nicht, weshalb ich eigentlich auf einen Zwischenfall gehofft hatte, um noch eine Chance zu haben, irgendwie nach vorne zu kommen - das Chaos gab es dann bekanntlich in Kurve eins auch, allerdings konnte ich dem Durcheinander in St. Devote ebenso wenig ausweichen, weil einfach so viele Autos in der Kurve herumstanden und alles zu war.

Ich hatte zwar keine Berührung in dem Stau und mein Auto war unversehrt - aber ich musste anhalten. Anschließend wurde es kurios, denn die Streckenposten haben versucht, uns anzuschieben, und das zum Teil bergauf. Im flachen Teil der Strecke wäre das vielleicht einfacher gewesen. Mein größtes Problem war in diesem Augenblick jedoch, dass ich im Cockpit eine Warnung von der Motorkontrollleuchte bekommen habe, dass der Öldruck zu niedrig war. Der Motor geht dann in den Sicherheitsmodus und springt einfach nicht an, weswegen ich anders als die anderen Fahrer, die auch angeschoben wurden und losfahren konnten, nicht von der Stelle kam.

Genau in dem Augenblick als die Warnleuchte wieder aus war, haben mich die Streckenposten zurück ins Grid geschoben. Erst dachte ich, dass sie mich ganz von der Strecke und ins Aus schieben, weswegen ich noch wild gestikuliert habe. Dann sagte man mir aber, dass es zurück in die Startaufstellung gehen würde - damit war ich zufrieden, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich dadurch die komplette Runde verlieren würde.

Daniel Abt sammelte bislang drei Punkte in der Meisterschaft, Foto: GP2 Series
Daniel Abt sammelte bislang drei Punkte in der Meisterschaft, Foto: GP2 Series

Ich stand schon auf einer ganz guten Position, so um den elften Platz herum... doch dann kam leider der Funkspruch, der besagte, dass ich ganz nach hinten musste. Erneut am Ende des Feldes zu stehen war schon sehr ärgerlich, denn mir war klar, dass man im Rennen nicht mehr so viele Plätze würde gutmachen können. Immerhin ein paar Autos konnte ich in der ersten Kurve dann noch überholen und unsere Pace war im Vergleich zum Qualifying auch besser.

Leider haben wir aber auch mit der Strategie ein bisschen daneben gegriffen - später zu stoppen wäre viel besser gewesen, wie man zum Beispiel an Rene Binder gesehen hat. Irgendwann hing ich dann über mehrere Runden hinter Rio Haryanto fest - er hat sich überall sehr breit gemacht und es gab zunächst kein Vorbeikommen. In Rascasse habe ich dann aber gesehen, dass er sehr früh auf die Bremse gegangen ist, also habe ich mir gedacht, dass ich es probieren muss, denn viel zu verlieren hatte ich auch nicht mehr.

Dabei habe ich versucht, ihm den Platz zum Überleben zu lassen - nur die Stewards waren da leider nicht meiner Meinung. Dass man in Monaco schwer überholen kann, war bekannt. Wenn er aber die Tür aufmacht und mir die Chance gibt, neben ihm zu fahren, dann muss er halt irgendwann auch nachgeben - das hat er aber nicht gemacht und ist in der Mauer gelandet. Warum ich dann die Strafe kriege, weiß ich nicht, aber im Endeffekt hat das ohnehin nicht mehr so viel verändert, weil unser Problem ja eigentlich schon das ganze Durcheinander davor war. Zusätzlich zu meiner Durchfahrtsstrafe musste ich dann noch für einen weiteren Stopp an die Box kommen, weil ich mir bei der Aktion den Frontflügel leicht beschädigt hatte. Ich bin damit zwar noch meine persönliche Bestzeit gefahren und man hat beim Fahren keinen Unterschied gemerkt, aber die Rennleitung wollte dann, dass ich reinkomme und mir eine neue Nase hole.

Im Sprint am Sonntag wurde es leider auch nicht besser. Von so weit hinten konnte man nicht mehr viel erwarten - ich habe deshalb versucht, einen guten Start zu fabrizieren. Am Ende war er leider ein bisschen zu gut, denn ich habe mir beim Warten mehr oder weniger die Kupplung durchgeschmort und musste losfahren, um nicht stehen zu bleiben. Leider war das ein bisschen zu früh und so habe ich einen Frühstart produziert, womit der Samstag auch endgültig gelaufen war.

Daniel Abt startet seit 2013 in der GP2, Foto: GP2 Series
Daniel Abt startet seit 2013 in der GP2, Foto: GP2 Series

Das einzig Positive an meinem Wochenende folgte so gesehen dann am Samstagabend mit dem Sieg der Bayern! Ich denke, sie haben den Titel verdient und als Süddeutscher war natürlich klar, dass ich ihnen die Daumen drücke. Ich habe das Spiel mit Freunden zusammen geschaut und war am Ende froh, dass es für sie geklappt hat.

Beglückwünschen und den Hut ziehen muss man an diesem Wochenende aber auch vor Nico Rosberg. Vom ersten freien Training an war er an immer da, hat sofort in seinen Rhythmus gefunden und auch seinen Teamkollegen klar dominiert. Er hat in Monaco alles richtig gemacht und sich auch von der Rennunterbrechung nicht aus der Ruhe bringen lassen - das verdient Respekt, genauso wie Mercedes, die den Rennsieg nach so vielen Pole-Positions auch einmal verdient haben.

Bis zum nächsten Mal,