Zwei Tage, zwei Siege - die Bilanz von Davide Valsecchi in Bahrain kann sich wahrlich sehen lassen. Nach seiner Trainingsbestzeit und Pole-Position am Freitag, dem überlegenen Sieg im Hauptrennen am Samstag, stürmte der DAMS-Pilot auch im Sprintrennen am Sonntag zum Sieg. Seine Führung in der Meisterschaft baute er somit aus - mit 70 Punkten liegt der Italiener nun klar vor Luiz Razia, der auf 57 Zähler kommt. Der Weg zum Triumph war jedoch trotz der auf 22 Runden limitierten Renndistanz im Sprint ein langer. Bereits vor dem Start war es chaotisch zugegangen. AutoGP-Aufsteiger Fabio Onidi startete auf Grund der umgedrehten Reihenfolge der Top-8 vom Samstag von der Pole, hinter ihm stand Fabio Leimer auf Rang zwei, Tom Dillmann auf Platz drei.

Dahinter reihten sich James Calado, Max Chilton, Esteban Gutierrez, Luiz Razia und als Achter Davide Valsecchi. Nachdem Felipe Nasr in der Einführungsrunde mit seinem Boliden am Ausgang der Zielkurve mitten auf der Strecke strandete, während sich das Feld bereits geschlossen in der Startaufstellung befand, gab es einen Startabbruch und einen zweiten Formationsumlauf. In diesem Chaos würgte auch der Drittplatzierte Dillmann sein Auto ab und vergab somit seine hervorragende Ausgangsposition. Die beiden Pechvögel nahmen die Verfolgung der Konkurrenten schließlich aus der Boxengasse auf.

Super Start von Calado

Den besten Start auf der Strecke erwischte Calado, der sich sofort vor Leimer an die Spitze setzte. Dahinter reihten sich Chilton und Gutierrez. Für ein atemberaubendes Duell über mehrere Kurven sorgten die beiden Meisterschaftsführenden Valsecchi und Razia. Nachdem der Italiener bereits am Brasilianer vorbeigegangen war, konterte dieser und holte sich seine verlorene Position umgehend zurück. Nicht einmal eine halbe Runde war absolviert, als Valsecchi in der Haarnadel innen erneut zurückschlug und sich wieder nach vorne schob. Gutierrez ging in Kurve drei derweil an Chilton vorbei, und schob sich am Ende der ersten Runde hinter Leader Calado und Leimer auf Rang drei. Valsecchi war zu diesem Zeitpunkt schon an Onidi vorbeigegangen und nunmehr Fünfter, Razia und Ericsson komplettierten die Top-8.

Valsecchi gewann das Sprintrennen in Bahrain durch seinen guten Umgang mit den Reifen, Foto: GP2 Series
Valsecchi gewann das Sprintrennen in Bahrain durch seinen guten Umgang mit den Reifen, Foto: GP2 Series

Anschließend folgte Jubel am Lotus-Kommandostand, da sich Gutierrez vor der ersten Kurve an Leimer vorbei schob und somit für eine Doppelführung des Teams sorgte. In einer Runde hatte sich der Mexikaner von P6 auf Rang zwei verbessert. In die Box kam derweil Johnny Cecotto, der seinen kaputten Frontflügel wechseln lassen musste - auch Serenelli kam zum Service herein, er hatte sich am Start in Kurve eins gedreht. Ein Gewinner der Startphase war hingegen Stefano Coletti, der gleich zwölf Plätze gutgemacht hatte und schon an den Top-10 schnupperte. Ganz vorne machte Gutierrez mit einer neuen schnellsten Runde Jagd auf seinen Teamgefährten, der nur noch 0,4 Sekunden Vorsprung hatte. Was folgen musste, war klar: Die Lotus-Piloten lieferten sich ein hartes Duell auf Höhe der Boxen.

Den besseren Ausgang hatte dieses zunächst für Calado, der sich mit einem harten Verbremser in Kurve eins zwar seine Reifen ruinierte, zunächst aber vorne blieb. Gutierrez beschädigte sich hingegen am Hinterreifen seines Stallkollegen ganz leicht seinen Frontflügel, wodurch der dahinter lauernde Leimer seine Chance witterte und sich in Turn drei am Mexikaner vorbeidrängte. Während sich Giedo van der Garde weiter hinten im Feld Simon Trummer schnappte, musste Cecotto auf Grund eines Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe verbüßen. Leimer erhöhte ganz vorne den Druck auf Calado, Razia ging vorbei an Onidi - hinter ihnen geriet Marcus Ericsson im Kampf um den letzten Punkt unter Druck von Rio Haryanto, der seinerseits kurze Zeit später aber von Rodolfo Gonzales überrumpelt wurde.

Leimer bremste sich selbst aus

An der Spitze kam es zwischenzeitlich zum entscheidenden Manöver: Leimer attackierte zu Beginn der 5. Runde Calado, dieser drängte seinen Herausforderer vor Kurve drei zwar noch leicht auf den Sand, konnte sich letztendlich aber nicht mehr wehren und musste die Führung abgeben. Gutierrez hatte sich dahinter in Position gebracht und war sofort da, um vor der folgenden Kurve innen auch noch an seinem Teamkollegen vorbeizugehen, der nun immer mehr unter den Vibrationen von seinem frühen Verbremser zu leiden schien. Die Rennleitung vermeldete anschließend die Untersuchung eines Vorfalls zwischen Gonzales und Haryanto, der den Caterham-Piloten an die Box zwang.

Auch Tom Dillmann erlebte ein ereignisreiches Rennen, Foto: GP2 Series
Auch Tom Dillmann erlebte ein ereignisreiches Rennen, Foto: GP2 Series

Auf der Strecke ging die Action weiter: Ericsson überholte Onidi vor der Haarnadel und schob sich auf Rang sieben. Dahinter entfachte ein harter Zweikampf zwischen Coletti und Nathanel Berthon, wodurch sich für Van der Garde die Chance bot, letzteren anschließend vor Kurve eins zu überholen - der Holländer war zu diesem Zeitpunkt einer der Schnellsten im Feld, kam er schließlich von Startplatz 23 nach vorne. Ganz vorne baute Leimer seinen Vorsprung auf Gutierrez nur langsam aus, lediglich Calado musste dahinter ein bisschen abreißen lassen und hatte bald fünf Sekunden Rückstand auf den Führenden. Eine starke Performance zeigte auch Nasr, der wie wild durchs Feld pflügte. Leimer half das jedoch alles nicht, setzte es wenige Minuten später eine Schocknachricht für Racing Engineering.

Die Rennleitung untersuchte seine Zeiten in Sektor eins, während dort gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Der Schweizer war nicht vom Gas gegangen und wurde deshalb mit einer harten Durchfahrtsstrafe belegt, die ihm alle Chancen auf den fast schon sicher geglaubten Sieg raubte. Hinter dem noch in Führung liegenden Leimer und dessen erstem Verfolger Gutierrez, formierte sich in der Folge eine starke Verfolgergruppe. Besonders Valsecchi stach aus dieser in Sachen Rundenzeiten nun zunehmend heraus, hatte er sich zu Beginn des Rennens klug aus allem herausgehalten und seine Reifen geschont. Das zahlte sich nun voll aus. Erst schnappte der Italiener sich in der ersten Kurve Chilton, nur eine Runde später wiederholte er sein Manöver an der gleichen Stelle, diesmal gegen Calado.

Herzschlagfinale in der Wüste

Beide Male hatte er am Zielstrich noch drei Zehntel Rückstand auf den Vordermann - durch sein spätes Bremsen in die enge erste Kurve hinein, überraschte er die Konkurrenten aber erfolgreich. Für Spektakel sorgte auch Dillmann, der sich am Vordermann erst seinen Frontflügel leicht beschädigte und eine Runde später deswegen in der letzten Kurve einen leichten Ausritt folgen ließ. Scheinbar beflügelt durch die Leistung seines Widersachers in der Meisterschaft, attackierte nun auch Razia und schob sich im ersten Sektor an Chilton vorbei. Während Nasr mittlerweile auf P9 vorgeprescht war und sich einen Konkurrenten nach dem anderen schnappte, blieb der noch in Führung liegende Leimer erst einmal draußen, um den Vorteil der freien Fahrt an der Spitze maximal zu nützen, bevor er vier Runden vor dem Ziel seine Strafdurchfahrt absolvierte.

Grandios: Nasr rollte fast das ganze Feld von hinten auf, Foto: GP2 Series
Grandios: Nasr rollte fast das ganze Feld von hinten auf, Foto: GP2 Series

Dadurch befand sich Valsecchi nun plötzlich auf P2 und blies zur Attacke auf Gutierrez - dank seines besseren Einteilens der Reifen, holte er bald über eine Sekunde pro Runde auf seinen Vordermann auf. Im Kampf um die letzten Punkte zeigte derweil Jolyon Palmer auf und schob sich in Turn eins an Onidi vorbei, der dann auch Van der Garde passieren lassen musste. Im Kampf um den Sieg kam Valsecchi zeitgleich Gutierrez in Riesenschritten näher. Der Mexikaner verlor in jedem Sektor beinahe vier Zehntel auf den DAMS-Piloten, hatte durch seinen kleinen Schaden am Frontflügel und seine am Anfang stärker beanspruchten Pneus zudem einen Nachteil. Um Platz zehn stritten sich derweil Ericsson, Clos und Dillmann.

Als auf diese Kampfgruppe in der letzten Kurve auch noch der nach seiner Strafe frustrierte Leimer auflief, kam es zu einer haarigen Situation. Der Schweizer war viel spät auf der Bremse, hätte die Gegner vor ihm beinahe abgeräumt. In letzter Sekunde konnte er ausweichen und so einen Crash vermeiden. Anschließend packte er sich Dillmann, der etwas zu hart über die Kerbs geräubert war. Zwei Runden vor Schluss spitzte sich die Lage an der Spitze zu. Valsecchi war nun bis auf eine Sekunde am führenden Gutierrez dran und klar schneller unterwegs. Im Mittelsektor der gleichen Runde betrug sein Rückstand schon nur noch 0,6 Sekunden - für ein Herzschlagfinale in der letzten Runde war alles angerichtet. Nach einem knallharten Windschattenduell bei Start-Ziel, ging der Italiener am Ausgang der Zweiten Kurve am Führenden vorbei.

Gutierrez gab nach dem tollen Manöver seines Widersachers zwar alles und versuchte irgendwie an diesem dranzubleiben, der DAMS-Pilot hatte jedoch die besseren Reifen und ließ sich den Erfolg auf den wenigen Kurven bis ins Ziel nicht mehr entreißen. Dort betrug Valsecchis Vorsprung auf den knapp geschlagenen Gutierrez lediglich drei Zehntel. Zehn Sekunden dahinter wurde Calado Dritter, Razia sicherte sich Platz vier. Fünfter wurde Chilton, noch vor dem phänomenalen Nasr, der sich nach seinem Start aus der Box vom 26. und letzten Platz aus auf Rang sechs vorgerackert hatte. Palmer fuhr für iSport auf P7, Trummer ging auf den letzten Metern noch an Van der Garde vorbei - dieser durfte sich dafür mit den zwei Zusatzpunkten für die schnellste Runde schmücken.