Sebastian Vettel gewann ein ereignisreiches Rennen in Sepang vor Mark Webber und Lewis Hamilton. Es war der 13. Doppelsieg für Red Bull. Die Freude bei Vettel fiel nach seinem 27. GP-Sieg verhalten aus. "Es ist ziemlich heiß. Wenn es etwas zu bereden gibt, dann werden wir das intern machen", erklärte der Deutsche. Klärungsbedarf sieht auch Webber. "Ich dachte der Kampf ist vorüber. Sebastian hat seine eigene Entscheidung getroffen wie immer", kritisierte der Australier.

Das Team ging zu Beginn des Rennens Risiko und holte Vettel bereits in Runde sechs an die Box. Obwohl die Strecke noch feucht war, wechselte Vettel auf Slicks. Felipe Massa tat es ihm gleich, während Webber über Funk angehalten wurde, draußen zu bleiben. Kurz darauf holte sich der Rest des Feldes - darunter auch Webber - Slicks ab. Nach der ersten Boxenstopp-Phase lag Webber vor Vettel und dem Mercedes-Duo Hamilton/Rosberg. Australien-Sieger Kimi Räikkönen kämpfte im Mittelfeld rundenlang gegen Sergio Pérez. Der Finne schien ein falsches Setup gewählt zu haben, das Heck des Lotus zeigte sich extrem nervös.

An der Spitze entbrannte ein teaminterner Kampf zwischen Webber und Vettel, der in einem fragwürdigen Funkspruch von Vettel endete: "Mark ist zu langsam. Räumt ihn aus dem Weg." Hinter dem Red Bull-Duo lagen Hamilton und Rosberg in Lauerstellung. Mittels Strategie blieb Hamilton nach seinem Stopp vor Vettel. Der Red Bull-Pilot fand sich hingegen in einem Mercedes-Sandwich zwischen Hamilton und Rosberg wieder, die phasenweise die Schnellsten im Feld waren. In Runde 39 ging Vettel an Hamilton vorbei, dem kurz zuvor von der Box mitgeteilt wurde, Sprit zu sparen.

Nach der finalen Boxenstopp-Phase entbrannten an der Spitze zwei teaminterne Kämpfe - vorne duellierten sich Webber und Vettel um den Sieg, dahinter Hamilton und Rosberg um den letzten Platz auf dem Podest. Als Rosberg via Funk Teamorder forderte, bekam er von Mercedes-Teamchef Ross Brawn eine Abfuhr. Eine Abfuhr, die Rosberg nicht einsehen wollte, weil er seinem spritsparenden Teamkollegen "Geleit" geben musste. "Ich musste Sprit sparen, somit sollte eigentlich Nico hier stehen. Insgesamt hat das Team einen fantastischen Job gemacht", erklärte Hamilton.

Der Start: Fernando Alonso gewann den Start gegen seinen Teamkollegen Felipe Massa. Im Infight mit Sebastian Vettel beschädigte sich Alonso den Frontflügel. Statt an die Box zu kommen, um sich eine neue Nase abzuholen, blieb der Ferrari-Pilot draußen. Auf der Start-Ziel-Geraden kam der Frontflügel unter den Ferrari - das Aus für Alonso. Vettel führte das Feld vor Webber, Hamilton und Button an.

Das Wetter: Zeltlager in der Startaufstellung - um die Startpositionen vor dem Regen zu schützen, bauten die Teams Zelte auf. Lediglich Adrian Sutil musste ohne ein Zelt auskommen. Die Strecke präsentierte sich zum Start halb trocken, halb nass. Vor allem die Kurven zwei, drei, sieben und acht waren extrem nass, weshalb die Fahrer auf Intermediates ins Rennen gingen. Im Verlauf des Rennens trocknete die Strecke auf, weiterer Regen blieb aus.

Die Zwischenfälle: Noch ehe die Ampeln auf Grün schalteten, ging es auf der Strecke ordentlich rund. Auf dem Weg zur Startaufstellung flogen dutzende Piloten von der nassen Strecke ab und beschädigten sich dabei ihre Autos. Im Rennen erlebte Force India ein Boxenstopp-Debakel. Das Team soll ein Problem mit den Radmuttern gehabt haben, das in einem Doppelausfall gipfelte. Probleme beim Stopp gab es auch bei Toro Rosso. Das Team ließ Jean-Eric Vergne zu früh wegfahren, woraufhin der hereinkommende Caterham-Pilot Charles Pic seinen Frontflügel abfuhr.

Boxenstopp-Debakel bei Force India, Foto: Sutton
Boxenstopp-Debakel bei Force India, Foto: Sutton

Die Stewards untersuchen den Vorfall. Für einen Lacher sorgte Lewis Hamilton, der seinen ersten Stopp bei Ex-Team McLaren absolvieren wollte. Die Macht der Gewohnheit ließ den Briten an die falsche Box fahren. Button kam nach seinem Stopp nur wenige Meter - das rechte Vorderrad war nicht festgeschraubt. Zwei Runden vor Schluss kam das Aus für Button. Pastor Maldonado kam in Runde 47 von der Strecke ab und blieb im Kiesbett stecken.

Die weiteren Deutschen: Adrian Sutil verteidigte am Start seinen achten Platz. Eine Panne beim ersten Boxenstopp warf Sutil - er stand über 37 Sekunden, weil es mit dem Schlagschrauber Probleme gab - weit zurück. In Runde 29 kam das endgültige Aus für den Deutschen. Nico Hülkenberg preschte am Start auf Rang neun nach vorne. Bei seinem Boxenstopp kam er im Parallelflug mit Räikkönen aus der Box. Räikkönen versuchte an Hülkenberg vorbeizugehen, doch Hülkenberg wehrte sich vehement. Am Ende landete er auf P8.

Die Analyse: Der Malaysia GP wird für einigen Diskussionsstoff bei Red Bull und Mercedes sorgen. Was Vettel geritten hat, als er über Funk von seinem Team verlangte, Webber "aus dem Weg zu räumen", ist mir ein Rätsel. Beide Piloten zeigten ein Duell am Limit, ohne sich wie in Istanbul 2010 in die Kiste zu fahren. So soll es sein. Die Piloten sollen ihre Positionen auf der Strecke herausfahren und nicht via Funk einfordern. Das gilt für Vettel sowie für Nico Rosberg, wobei es auch nicht in Ordnung war, dass Rosberg nicht an Hamilton vorbeigehen durfte. Immerhin war Hamilton wegen Spritsparens extrem langsam.