Hinter mir liegt eine wirklich schwere Zeit, denn es war nicht einfach, zuhause auf dem Sofa zu sitzen und keinen Sport machen zu dürfen, während meine Kollegen aus der Formel 3 Euro Serie mehrere Rennen bestritten haben. Stattdessen musste ich mich ausruhen, aber auch aus dieser schweren Situation konnte ich am Ende noch Positives ziehen. Ich denke, dass ich mich in den letzten Wochen mental sehr verbessert habe, ich gehe nun anders an die ganze Sache heran. Natürlich wäre ich die Rennen gerne gefahren, denn gerade für mich als Rookie zählt jeder Meter im Auto - etwas Schlimmeres als eine Zwangspause kann es gar nicht geben,

In dieser Zeit war die Unterstützung von meinem Vater Patrick und dem Rest der Familie sehr wichtig - sie haben alles für mich getan, was in ihrer Macht stand. Gerade mein Vater hat mir sehr geholfen, schließlich weiß er genau, worum es geht, er hatte ja in seiner Karriere schon einige Verletzungen. Er weiß wie schwer das ist, gerade wenn man sich am Kopf verletzt. Wenn man sich den Arm bricht, dauert die Heilung vielleicht länger, aber man kann sich sicher sein, später wieder genauso schnell fahren zu können wie zuvor. Bei einer Kopfverletzung ist das anders, es bleibt immer etwas Ungewissheit, ob am Ende wirklich wieder alles so funktioniert, wie es vor dem Unfall war. Ich habe während meiner Auszeit viel lernen können, gerade von meinem Vater, der mich übrigens auch direkt im Krankenhaus besucht hat und Zeit mit mir verbrachte.

Als ich in Brands Hatch endlich wieder im Auto saß, war das schon ein aufregendes Gefühl, allerdings war ich nicht nervöser als sonst. Ich bin dann auch gleich schneller gefahren als mein Teamkollege Esteban Gutierrez, der letztes Jahr ebenfalls in der Formel BMW Europa unterwegs war. Leider fand das Qualifying in zwei getrennten Gruppen statt, wobei ich in der stärkeren starten musste. Während Esteban auf den fünften Startplatz kam, war ich nur Elfter - obwohl ich erneut schneller fuhr als er. Im Rennen war von dieser Position aus dann nicht mehr viel möglich. Man hat ja gesehen, wie schwer es ist, in Brands Hatch zu überholen. Und wenn man es mal versucht, kann es ordentlich schiefgehen, wie bei Jules Bianchi.

Die ersten Punkte in Barcelona?

In Brands Hatch kämpfte Adrien wieder um Positionen, Foto: Sutton
In Brands Hatch kämpfte Adrien wieder um Positionen, Foto: Sutton

Eigentlich ist die Strecke ja ganz lustig und es gibt einige tolle Kurven, aber für einen Formel 3 scheint sie mir doch ungeeignet, denn man kann einfach nicht überholen. Als wir am vergangenen Wochenende in Portimao einen Gaststart in der britischen Meisterschaft absolviert haben, sah das ganz anders aus. Als ich im zweiten Rennen den Motor abgewürgt habe und nach dem Start nur noch 29. war, habe ich nicht aufgegeben, sondern einen Fahrer nach dem anderen überholt und wurde im Ziel Achter.

Nun geht es in Barcelona weiter. Die Strecke kenne ich bereits aus der deutschen Formel BMW Meisterschaft, auch in der Europa-Serie sind wir bereits in Spanien gefahren, allerdings auf dem langen Grand-Prix-Kurs. Ich finde es schade, dass wir diese Streckenvariante jetzt nicht mehr fahren, denn so verpassen wir die drei schnellsten und aufregendsten Kurven. Immerhin wird man in Barcelona überholen können, zum Beispiel vor der Haarnadel. Ich finde auch die kurze Strecke ganz gut, hoffentlich reicht es endlich zu den ersten Punkten. Ohne den Unfall hätte ich die sicher schon eher geholt, vielleicht klappt es ja nun. Letztes Jahr habe ich übrigens die beiden Auftaktrennen der Formel BMW in Barcelona gewonnen - ob das ein gutes Omen ist?