[Spa-Francorchamps] - In Schumis Wohnzimmer ging es während dem fünften Saisonlauf der NEO Endurance Series (NES) zum letzten Mal in der Saison über die 'normale' Renndistanz von sechs Stunden. Wie immer in der bisherigen Saison boten die drei Fahrzeugklassen den Zuschauern großartiges Racing. Durch einige Überraschungen im Rennausgang ist zudem der Grundstein für das große Saisonfinale gelegt, wenn es schon am nächsten Wochenende beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans um die doppelte Punktzahl geht.

Matchball: Wichtiger Sieg für das erfolgreichste Team im SimRacing

Im Titelkampf der Prototypenklasse gelang VRS Coanda Simsport durch den zweiten Saisonsieg ein wichtiger Punktsieg gegen Thrustmaster Mivano Racing und CoRe SimRacing. Mit nun 17 Punkten Vorsprung auf den zweiten Rang hat die Mannschaft um Weltmeister Martin Krönke damit die besten Karten vor dem Saisonfinale nächstes Wochenende.

Dabei sah es zunächst so aus, als könnte CoRe SimRacing den Kampf um den Titel noch spannend machen: Mit fast drei Zehnteln Vorsprung sicherte sich der Prototyp mit der #22 die Pole-Position und dominierte das Renngeschehen zunächst von der Spitze. Schnell konnte der bis dato größte Herausforderer von Coanda sich einen Vorsprung erarbeiten und schien auf der Strecke kaum zu schlagen. Doch nach etwas mehr als einer Stunde suchte die Mannschaft das große Pech heim: Direkt vor dem Prototyp verunfallte ein Audi aus der GTS-Klasse und schleuderte kurz hinter der berühmt-berüchtigten Eau-Rouge über die Strecke. Mit mehr als 220 Km/h war ein Ausweichen unmöglich und die #22 krachte spektakulär in den Audi; das Rennende für beide Fahrzeuge und in diesem Fall sicher ein Glück, dass dieser Unfall lediglich virtuell stattfand.

In der Folge erbte Coanda die Klassenführung, doch es war wirklich kein leichtes Spiel nach sechs Stunden als Sieger über die Linie zu fahren: Mit Friction Motorsport, Mivano und Radicals Online lieferten sich gleich mehrere Fahrzeuge einen engen Vierkampf. Am Ende des Rennens lagen alle vier Fahrzeuge innerhalb von nur 30 Sekunden, Friction wurde Zweiter und Mivano wurde Dritter, weniger als eine Sekunde vor Radicals.

Mit fast 30 Punkten Rückstand auf Coanda haben die Titelverteidiger von CoRe SimRacing nach diesem Rückschlag nur noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg, bei maximal noch 40 zu erzielenden Punkten beim Saisonfinale. Vielmehr wird das 24-Stunden-Rennen in Le Mans wohl zum Titelzweikampf zwischen Coanda und Thrustmaster Mivano werden, doch wie sagt man so schön? 24 Stunden sind lang...

Meisterschaftsstand nach 5 von 6 Läufen
Virtual Racing School Coanda Simsport 87
Thrustmaster Mivano Racing 70
Friction Racing 59

Zwischen Rückschlägen und Triumphen - Verlierer und Gewinner in der GT1-Klasse

Wenn es im SimRacing derzeit so etwas wie das Team der Stunde gibt, dann geht diese Auszeichnung wohl an Vendaval Simracing: Nach der gelungenen Qualifikation zur Blancpain Endurance Weltmeisterschaft, sowie dem Sieg der 12h von Sebring, krönte das deutsch-finnische Team seine sehr gute Entwicklung nun mit dem ersten Sieg auf der ganz großen SimRacing-Bühne. Bereits im samstäglichen Qualifying konnte der Aston Martin mit der #32 überzeugen und sicherte sich hauchdünn vor Heusinkveld CORE Motorsports die Pole-Position. In einem engen Qualifying lagen die Plätze eins bis zehn dabei nur rund sechs Zehntel auseinander.

Nach dem Rennstart kristallisierte sich schnell eine Dreiergruppe heraus, die den Sieg unter sich ausmachen würde: Heusinkveld CORE Motorsport, Vendaval und Coanda setzten sich vom Rest des GT-Feldes ab und wechselten untereinander immer wieder die Führung. Ebenso gab es im Mittelfeld eine Aufholjagd zu beobachten, in der sich SimRC.de Crimson wieder an die vorderen Plätze heranarbeitete, nachdem man am Start auf den letzten Platz zurückfiel. Man kämpfte sich somit wieder auf den vierten Platz vor und ebenso an die Dreiergruppe an der Spitze heran. Im Verlaufe des Rennens erhielt die Corvette von Coanda dann gleich zwei Zeitstrafen durch die Rennkommissare, nachdem sie zweimal in Rennunfällen verwickelt waren. Dadurch verlor man zwei Positionen an SimRC.de Crimson und Pure Racing Team, die bisher ihr bestes Rennen in der GT-Klasse zeigten.

Rennentscheidende Szenen kurz vor Schluss: Die letzten Meter von SimRC Crimson; Vendaval in Lauerstellung, Foto: Dustin Hickmann
Rennentscheidende Szenen kurz vor Schluss: Die letzten Meter von SimRC Crimson; Vendaval in Lauerstellung, Foto: Dustin Hickmann

Der letzte Stint in den finalen vierzig Minuten sollte nun die Entscheidung des Rennens bringen, denn die Abstände zwischen den drei Teams an der Spitze wurden immer kleiner, da CORE nach einer Kollision noch mit leichten Topspeedverlusten zu kämpfen hatte, Vendaval wiederum den Druck von Crimson zu spüren bekam und diese zweite Position nach den letzten Pitstopps abtreten musste. Nach dem Angriff auf den zweiten Platz griff SimRC.de Crimson nun auch nach dem Sieg und schloss die Lücke zu CORE innerhalb weniger Runden. Das Überholmanöver ließ nicht lange auf sich warten und so kam man mit viel Überschuss aus Eau Rouge heraus und wollte sich auf der Geraden neben V12-befeuerten Boliden von CORE setzen. Hitzige Szenen folgten, als CORE etwas überhart agierte und den gelben Boliden von Jürgen Frank mit 250km/h über die Wiese schickte, er diesen nach einem Schrecken zwar noch halten konnte, in der Bremszone zu Les Combes dann allerdings nicht rechtzeitig verzögerte und im Reifenstapel endete. Der Achsenbruch von Crimson kam somit einem Ausfall gleich und man landete am Ende außerhalb der Top 10.

Die Stunde hat geschlagen: Erster Sieg für Vendaval Simracing auf der großen Bühne

Nach wie vor im Topspeed etwas eingebremst war CORE dennoch nun etwas leichtere Beute für Vendaval, welche sich durch ein konstant hohes Tempo und vielleicht auch den etwas größeren Willen gegenüber CORE am Ende durchsetzen und man sicherte sich den ersten Sieg in der NES. Für CORE ist dieser zweite Platz dennoch ein sehr glückliches Resultat: Mit ebenfalls 17 Punkten Vorsprung auf Rang zwei geht das deutsche Spitzenteam nun als Titelfavorit in das Saisonfinale. Torrent Motorsport und SimRC.de Iris, die in Spa beide mit Problemen zu kämpfen hatten, brauchen neben einem Topergebnis nun auch etwas Glück, um noch ein ernsthafter Herausforderer zu werden.

Meisterschaftsstand nach 5 von 6 Läufen
Heusinkveld CORE Motorsports 86
Torrent Motorsports 69
SimRC.de Iris 61

Dominanz durchbrochen: Revanche geglückt

Zum ersten Mal im fünften Rennen hießen die Sieger der GTS-Klasse nicht Pure Racing Team: Nachdem ihnen der Sieg beim Heimrennen am Nürburgring auf tragische Weise noch durch die Finger glitt, sicherte sich MSP-Phoenix beim fünften Saisonlauf ihren ersten Sieg in der NES. Von Rang zwei gestartet konnte sich der Audi mit der #85 über die sechs Rennstunden dieses Mal aus dem gröbsten Trubel heraushalten und siegte am Ende deutlich. Durch den späteren Ausfall der #71 wird jetzt sogar der Titelkampf in der kleinsten der drei Klassen noch einmal spannend.

Unschwer zu erkennen: Wie so oft war auch das GTS-Feld hart umkämpft, Foto: Joeri Withouck
Unschwer zu erkennen: Wie so oft war auch das GTS-Feld hart umkämpft, Foto: Joeri Withouck

Während dem Qualifying sah es jedoch zunächst so aus als könne PRT seine Dominanz fortsetzen: Zwar war der Vorsprung denkbar klein, doch reichten eben fünf Hundertstel weniger als MSP für die Poleposition. Überhaupt war das Qualifying in der kleinsten der drei Klassen wieder mal spektakulär, die ersten zwölf Fahrzeuge lagen allesamt innert einer Sekunde. So knapp wie dieses Ergebnis bereits war, so spektakulär startete das GTS-Feld in das Rennen: Eine Spitzengruppe aus sechs Fahrzeugen duellierte sich mit allen Mitteln und all der Finesse, die unser liebster Sport mit sich bringt. Nach knapp fünfzehn Rennminuten kam es so zur bislang wohl spektakulärsten Szene der Saison: In den ersten vier Kurven wechselte die Klassenführung gleich dreimal, mit vier Fahrzeugen nebeneinander fuhr die Gruppe auf Les Combes zu und trotz der insgesamt fast zehn Positionswechsel kam es zu keinem Crash; Wahnsinn!

Dennoch konnten sich PRT und MSP nach dieser anfänglichen Rochade etwas vom Rest des Feldes absetzen und avancierten zu den Siegkandidaten. Aus dem bereits am Nürburgring sehr ansehnlichen Duell der beiden deutschen Mannschaften verabschiede sich ausgerechnet Seriensieger Pure jedoch vorzeitig nach einem Fahrfehler: Die bereits oben skizzierte Kollision mit ausgerechnet dem führenden Prototyp von CoRe bedeutete auch für die #71 das Rennende. MSP fuhr fortan ungefährdet und sicher zu ihrem ersten Sieg in der NES und sicherten sich so den bereits beim Heimrennen verdienten Erfolg. Nachdem hinter der #85 lange Zeit Rennsport Online auf einem starken zweiten Rang lag, musste das Team nach einem technischen Problem jedoch fast eine Minute in der Box verbringen und verlor diese Position an Shinya Michimi Racing. Das Podium komplettierte Thrustmaster Mivano; für Team RSO blieb nur Rang fünf. In ihrer Kolumne berichten sie, warum es dennoch Grund zur Freude gab.

Meisterschaftsstand nach 5 von 6 Läufen
Pure Racing Team GTS 81
Thrustmaster Mivano Racing GTS 71
Shinya Michimi SimRacing 56

24-Stunden von Le Mans: Was könnte es Schöneres geben?

Okay, ein 24-Stunden-Finale auf der Nordschleife. Vor allem aufgrund der schnellen Prototypen begnügen wir uns jedoch gerne mit Variante 1b. Auf dem legendären Circuit de la Sarthe geht es zweimal rund um die Uhr. Damit sich dieses Ausdauerrennen auch lohnt verteilt die Rennleitung die doppelten Punkte und so sind die Titelkämpfe in allen drei Klassen noch offen. Mehr noch als bei den sechsstündigen Rennen kommt es daher auf die Konzentration, Fehlerlosigkeit und das nötige Glück an, um am Ende ein gutes Ergebnis einzufahren.

Besonders ist jedoch nicht nur die Herausforderung für die Teams und Fahrer, besonders ist auch, dass Racespot TV, die gesamten 24 Stunden live kommentiert und überträgt. Die ideale Gelegenheit für Sie in unseren Sport 'hineinzuschnuppern' und den engen und packenden Sport live zu erleben. Selbstverständlich berichten wir jedoch auch hier über das Renngeschehen und halten Sie über den Rennausgang auf dem Laufenden.

Ab 16 Uhr wird das Rennen am Samstag offiziell starten. Wir können es nur wärmstens empfehlen beim großen Finale einmal reinzuschauen - um den Überblick zu behalten stehen Live-Timing und Spotter-Guide selbstverständlich bereit.