Rasch hatte sich 2008 bei den Jahreswagenfahrern Ernüchterung breit gemacht. Statt wie 2007 um Podestplätze kämpften die Piloten der Vorjahresboliden in der zweiten Hälfte des Feldes meist nur um die goldene Ananas. Eine Änderung des Gewichtsreglements zur Saisonmitte verschaffte insbesondere den erschreckend schwachen 2007er-Mercedes keine tatsächliche Erleichterung. Ein Jahr später schicken sich die Jahreswagen an, an den Glanz vergangener Tage anzuknüpfen.

Bis zuletzt war es Oliver Jarvis im Qualifying gelungen, den Markenkollegen im Audi-Neuwagen Paroli zu bieten - bevor sich der Phoenix-Pilot auf einem guten vierten Startplatz einfand. Auch Markus Winkelhock und Maro Engel, der noch im Winter um seinen Verbleib in der DTM hatte fürchten müssen, überzeugten mit dem Einzug in die vorletzte der nun vier Qualifying-Sessions. Eine Momentaufnahme oder ein Trend für das gesamte Jahr? "Olivers Leistung ist nicht überraschend. Wir sind davon ausgegangen, dass die Jahreswagen sehr weit vorne fahren werden - speziell die von Audi", zeigte sich Martin Tomczyk unbeeindruckt.

Entwicklungspotenziale werden geringer

Die Leistungsdichte sei enorm und der Entwicklungsschritt der Neuwagen verglichen mit der Vorjahressituation geringer geworden, ergänzte der Abt-Audi-Pilot. Ralf Schumacher, der sich im vergangenen Jahr im Jahreswagen mit drei Meisterschaftspunkten hatte begnügen müssen, bestätigt: "In diesem Jahr ist der Entwicklungssprung nicht so groß, zudem sind die Jahreswagen 20 Kilo weniger. Maro ist eine tolle Runde gefahren - aber das war gar nicht so überraschend." Große Chancen für die Jahreswagenpiloten sieht Schumacher nicht nur bei Audi: "Auch Jamie war heute morgen sehr schnell. Es spricht nichts dagegen, dass man auch im Mercedes-Jahreswägen hätte schaffen können, was Jarvis geschafft."

Die zuletzt eher evolutionäre Weiterentwicklung der DTM-Boliden macht sich bemerkbar: Während die C-Klasse in ihrer aktuellen Form und erneut nur mit geringfügigen Änderungen in ihre bereits dritte Saison startet, lehnt sich auch der intern R14plus genannte A4 DTM stark an seinen Vorgänger, den damals grundlegend neu entwickelten R14, an. Die Entwicklungspotenziale der Grundkonstruktion werden dabei von Jahr zu Jahr geringer. Und doch schafft es nicht jeder, die Chancen der technisch gar nicht so alten Altfahrzeuge zu nutzen...

Ungenutzte Chancen

Mathias Lauda blieb hinter dem Ergebnis seiner Kollegen zurück, Foto: DTM
Mathias Lauda blieb hinter dem Ergebnis seiner Kollegen zurück, Foto: DTM

"Jarvis ist heute sehr gut gefahren und hat einen guten Job gemacht. Das macht auch mir Hoffnung, dass die Jahreswagen ganz vorne mitmischen können. Wenn Jarvis und Maro Engel das schaffen, dann muss es für mich auch möglich sein", sagte Mathias Lauda gegenüber Motorsport-Magazin.com, der auf Platz 16 das schlechteste Ergebnis unter den Jahreswagen einfuhr. Die Gründe sieht er auch in der sagenumwobenen Regelauslegung der Sportkommissare in Kurve eins.

"Mir wurde meine Bestzeit gestrichen, weil ich die rote Fläche ausgangs der ersten Kurve berührt haben soll. Mir ist das nicht aufgefallen - es können nur ein paar Zentimeter gewesen sein. Die Runde danach hat gezählt, aber die Reifen hatten schon abgebaut. Sehr ärgerlich, denn das Auto war heute gut", bilanziert der Österreicher. Er hofft darauf, den Neuwagen zumindest am Rennsonntag ähnlich nahe zu kommen wie seine Kollegen: "Ich habe nun noch zwei neue Sätze Reifen. Das könnte im Rennen ein Vorteil sein, denn die anderen haben nur zwei. Ich werde einfach versuchen, schon am Start möglichst weit nach vorne zu kommen. Es sollte besser laufen als heute..."