In der DTM dreht sich das Fahrerkarussell auch 2009. Je näher der Saisonstart, der in diesem Jahr allerdings erst im Mai und damit ziemlich spät stattfindet, rückt, desto langsamer dreht sich das Karussell. Immer mehr Entscheidungen sind gefällt, nur wenige Cockpits scheinen noch zu vergeben. Mindestens 18 Boliden werden in Hockenheim an den Start gehen, unter Umständen wird das Feld sogar auf 20 Autos aufgestockt.

Bei Audi scheint schon vieles in trockenen Tüchern. Man lud alle neun Werksfahrer der Saison 2008 zum üblichen Wintercamp ins Allgäu und bereitete sich mit ihnen auf das anstehende Motorsport-Jahr vor. Es wäre äußerst verwunderlich, wenn auch nur einer von ihnen nicht in der DTM starten sollte. Ein letztes Quentchen Spannung verbleibt nur bei der Fahrzeug-Aufteilung...

Audi mit identischem Aufgebot

Hält Audi an seinen Neuwagen-Fahrern fest?, Foto: Sutton
Hält Audi an seinen Neuwagen-Fahrern fest?, Foto: Sutton

Die beiden bisherigen DTM-Meister, Timo Scheider und Mattias Ekström, gelten bei Abt Sportline als gesetzt. Mit ihnen will man auch 2009 um den Titel kämpfen - und ihn am besten verteidigen. Ob Martin Tomczyk und Tom Kristensen auch intern als Wackelkandidaten gelten, kann nur spekuliert werden. Fakt ist: 2008 waren sie in der Endabrechnung mit den Rängen sieben und acht die schwächsten Neuwagen-Piloten.

Kristensen hat zuletzt immer wieder angedeutet, dass er der DTM treu bleiben will. Und da es höchst unwahrscheinlich ist, dass Audi ihre hauseigene Le Mans-Ikone in einen Jahreswagen setzt, sollte auch der Däne einen Neuwagen bekommen. Kritischer scheint die Lage von Martin Tomczyk. Wieder gelang ihm nur ein durchschnittliches Jahr, doch von hinten drängen mit Alexandre Prémat, Mike Rockenfeller, Markus Winkelhock und Oliver Jarvis gleich vier schnelle Kandidaten.

Für Katherine Legge steht die Saison 2009 ganz klar unter dem Motto "Aufstieg". Nach einem ersten Lehrjahr bei Futurecom und unterlegenem Material wird sich die Britin 2009 der Konkurrenz stellen müssen. Mit hoher Sicherheit wird Audi einen fünften Jahreswagen einsetzen - dieser würde der Dame gehören. Ungewiss bleibt dagegen die Zukunft ihres bisherigen Teams. Ein Verbleib von Kolles und Co in der DTM ist bisher noch nicht abgesichert. Mit zwei 2007er Audi würde das Feld in der Saison 2009 aus 20 Autos bestehen. Mögliche Fahrerpaarung: Christijan Albers und ein weiterer potenter Geldgeber mit mehr oder weniger viel Talent.

Mercedes wartet auf Di Resta

Nur der Titel würde Di Resta weiterbringen, Foto: DTM
Nur der Titel würde Di Resta weiterbringen, Foto: DTM

Verzwickter ist die Situation bei Mercedes, denn hier sind einige Cockpits noch völlig offen. Kein Zweifel besteht daran, dass wir Gary Paffett, Jamie Green und Bruno Spengler in der kommenden Saison als Fahrer von aktuellen C-Klassen sehen werden - daneben hängt alles von der Entscheidung Paul di Restas ab. Wechselt der Schotte wieder zurück in der Formelsport? In der Formel 1 schwinden nach und nach alle Optionen, doch einige Möglichkeiten würden sich auch in der GP2 Serie bieten.

Klar ist: sollte Di Resta noch ein weiteres Jahr in der DTM fahren, dann muss er den Titel holen. 2008 verpasste er den bekanntlich nur knapp - und sollte es nun abermals nicht reichen, droht das Green-Syndrom: Jamie Green kam ebenfalls als Meister der EuroSerie zu den Stuttgarter, testete sogar für McLaren in der Formel 1. In mittlerweile vier Jahren DTM hat der Brite, abgesehen von vier Siegen, noch nicht viel erreicht. Di Restas Ziel ist und bleibt jedoch die Formel 1 - ein weiteres Jahr in der DTM scheint also nicht besonders hilfreich. Wurmen dürfte den Schotten außerdem, dass Sebastian Vettel, den er 2006 in der Formel 3 schlug, mittlerweile eine feste Größe in der Königsklasse ist.

Möglicher Neuzugang: Renger van der Zande, Foto: F3 EuroSerie
Möglicher Neuzugang: Renger van der Zande, Foto: F3 EuroSerie

Sollte Di Resta die Serie wechseln, wird Ralf Schumacher der DTM erhalten bleiben. Für ihn macht nur eine Zukunft im Neuwagen Sinn. Eile ist übrigens nicht geboten - im vergangenen Jahr unterschrieb Schumacher seinen Vertrag bei Mercedes erst am 18. Februar. Sollte dagegen kein Neuwagen für Schumacher bereitstehen, wird sich der ehemalige Formel 1-Fahrer eher auf sein Geschäft mit Luxus-Booten konzentrieren, anstatt noch eine Saison in einem Jahreswagen um die Strecken und im Mittelfeld zu kurven.

Somit steht auch fest, dass Mercedes zwei Neueinsteiger suchen muss. Neben Maro Engel, Mathias Lauda und Susie Stoddart könnten zwei weitere junge Piloten einen Boliden des Jahrgangs 2008 steuern. Zuletzt testeten Earl Bamber, Markus Niemelä und Renger van der Zande für den Hersteller mit dem Stern auf der Haube. Gute Chancen scheint Van der Zande zu haben. Der Niederländer fuhr in den letzten zwei Jahren mit einem Mercedes-Motor in der Formel 3 und kennt die somit auch die verschiedenen Strecken.

Noch bleibt den Verantwortlichen bei Audi, Futurecom und Mercedes jede Menge Zeit, um Entscheidungen zu fällen. Die Saison 2009 startet bekanntlich erst Mitte Mai, die ersten offiziellen Tests finden kurz nach Ostern und damit einen Monat vor dem Start in Hockenheim statt. Und selbst bei den Testfahrten in Dijon muss noch nicht feststehen, wer welches Auto bewegen darf...