Viele mittelschnelle und schnelle Kurven, aber auch ein hoher Bedarf an Traktion: Auf den ersten Blick scheint die 2,949 Kilometer lange Kurzversion des spanischen Grand-Prix-Kurses für beide Hersteller etwas bereitzuhalten. Dennoch präsentierte sich der Circuit de Catalunya in den vergangenen beiden Jahren eher als Audi-Strecke - ohne der Konkurrenz Möglichkeiten zum Auf- und Überholen vorzuenthalten. Weit mehr als der Circuit Brands Hatch vor drei Wochen ist der Kurs nahe Barcelona als durchaus überholfreundlich einzustufen.

"Wenn man Untersteuern hat und nach der Campsa-Kurve [Rechtskurve eingangs des Mittelsektors] zu spät aufs Gas geht, ist das Risiko groß, überholt zu werden. Das ist die beste Stelle zum Überholen", schildert Mathias Lauda im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin. Selbst erhofft sich der Österreicher vom Austragungsort des neunten DTM-Saisonlaufs durchaus Vorteile: "Ich kenne die Strecke sehr gut und bin schon viele Rennen hier gefahren." Auch Mike Rockenfeller schätzt die Überholchancen des Formel-1-erprobten Kurses:

"In der engen Links kann man sehr überholen", nennt der Audi-Pilot die auf die Campsa-Rechts folgende Kurve im mittleren Teil der Strecke. "Auch im letzten Sektor bieten sich vor der Schikane gute Überholchancen." Die neu eingebaute Schikane erntete im vergangenen Jahr nur mäßige Begeisterung. Ausgangs der Links-/Rechts-Kombination sind eine gute Traktion und eine perfekte Linie gefordert, um über die folgende schnelle Rechtskurve rasch auf die Start-/Zielgerade zu gelangen.

Bei der Zufahrt auf die La-Caixa-Links bieten sich die besten Überholchancen, Foto: DTM
Bei der Zufahrt auf die La-Caixa-Links bieten sich die besten Überholchancen, Foto: DTM

Missglückt die Ausfahrt aus der Schikane völlig, bieten sich dem Hintermann auch in der ersten Kurve beste Chancen, den Gegner zu passieren. Doch auch Tom Kristensen setzt auf die Möglichkeiten des Mittelsektors: "Die enge Linkskurve [La Caixa] ist Angriffskurve Nummer eins. Dort ist genug Platz, auch wenn das Überholmanöver nicht gelingt. In der schnellen Kurve [Campsa] davor ist es schwierig aufzuholen, es kommt hier sehr auf die Aerodynamik an. Man fährt schon in der Biegung im vierten Gang, ausgangs der Kurve geht es rauf in den fünften." Ein Vorteil für den vor allem in schnellen Kurven aerodynamisch starken Audi.

Derweil sieht Susie Stoddart auch die Tücken des in Formel-1-Kreisen als langweilig verschrienen Kurses. "Es ist nicht so einfach, hier zu überholen. In den zwei und vier kann man viel Zeit verlieren. Vor allem in der Schikane muss man sehr schnell sein, denn danach folgt die Gerade. Als Hintermann hat hier man nicht so viel Downforce", beklagt die Schottin. Sie stellt sich nach einem für die Mercedes-Jahreswagen gewohnt schwierigen Qualifying auf eine harte Aufholjagd ein...