Ein erster Testfreitag voller Schwierigkeiten: Der immer wieder gern zitierte Zauber, der angeblich jedem Anfang innewohnt, erschloss sich für die Piloten und Teams heute in Hockenheim nur bedingt - zumindest nicht immer in seinem positiven Sinne...

Der Reifenzauber

Einer problemfreien Arbeit der Fahrer und Ingenieure bei der Abstimmung der Fahrzeuge auf die einheitlichen Pneus stellte sich heute ein in diesem Maße noch nicht gekanntes "Dunlop-Paradoxon" entgegen. So konstatierte Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt: "Wir haben uns auf das Rennen konzentriert, denn in der diesjährigen DTM muss man auch ans Reifensparen denken."

Auch Mika Häkkinen plagte das Reifenproblem, Foto: DTM
Auch Mika Häkkinen plagte das Reifenproblem, Foto: DTM

Eine angesichts des gemäß dem neuen Sportlichen Reglement auf sieben neue und vier gebrauchte Sätze beschränkten Reifenverbrauchs im Grunde genommen kluge Entscheidung - deren Umsetzung allerdings Problempotenzial barg. Sowohl die Neuwagen aus dem Hause Audi als auch die Stuttgarter Neuentwicklungen kannten keine Gnade mit dem schwarzen Dunlop-Gold. Es wurde in Windeseile auf den Asphalt radiert...

"Ich sage nicht, dass die Reifen nicht gut sind", stellt Mika Häkkinen fest, "wir müssen die Autos so anpassen, dass sie die Reifen nicht so hart ran nehmen." Dennoch muss der Finne ergänzen: "Die Strecke ist sehr hart für die Reifen. Es gibt wenig Grip, sie ist staubig und die Autos rutschen viel." Auf die Ingenieure wartet am morgigen Tag noch viel Arbeit - es gilt, Reifenplatzer im Rennen auszuschließen.

Der Jahreswagenzauber

Viel wurde im Vorfeld der Saison über die - zweifelsohne gestiegenen - Chancen der Jahreswagen diskutiert. In Hockenheim machten sie während des ersten Tests erstmals publikumswirksam auf sich aufmerksam: In den Reihen der Piloten erzielte Jahreswagenpilot Pierre Kaffer mit Rang drei die beste Audi-Platzierung - zwei Ränge hinter Jean Alesi, der in der einjährigen Mercedes C-Klasse die Spitze der Zeitenlisten errang. Aussagekräftig erscheint dies nur bedingt. Im Falle des heißblütigen Jean Alesi ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Enttäuschung über die Degradierung in den Persson-Jahreswagen in gestiegener Motiviation zum Ausdruck kommt...

Der Zeitenzauber

Konnte Audi selbst beim Hockenheim-Debüt des vergangenen Jahres, das im Rennen für die Ingolstädter Neuwagen durchaus katastrophal verlief, zumindest am Freitag noch mit einer Bestzeit beim zweiten Test glänzen, so war den Herren der Ringe auch ein solch bescheidener Erfolg heute nicht vergönnt: In Folge der Bestzeit Alesis im ersten Test drehte im zweiten Training Mercedes-Neuwagenfahrer Bruno Spengler die schnellste Runde - wenn auch nur mit etwas mehr als einem Zehntel Vorsprung auf Tom Kristensen im besten Audi.

Vanina Ickx sammelte überraschende Erkenntnisse..., Foto: DTM
Vanina Ickx sammelte überraschende Erkenntnisse..., Foto: DTM

Der Däne stellte dennoch erleichtert fest: "Das Auto fühlt sich aber schon jetzt besser an als im Rennen im vergangenen Jahr." Wie üblich erklärt Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich das Abschneiden seiner Mannschaft mit den traditionell weniger bestzeitorientierten Set-up-Arbeiten. "Unser Hauptaugenmerk lag darauf, eine Abstimmung herauszufahren, mit der wir auch über die Renndistanz keine Schwierigkeiten mit den Reifen bekommen. Darauf haben sich heute alle unsere Fahrer konzentriert."

"Morgen geht es dann darum, den richtigen Speed für das Qualifying zu finden", äußert der Österreicher und verweist berechtigerweise auf die stärkere Aussagekraft des Samstagstrainings. Derweil hat Tom Kristensen bereits vorsorglich eine - unbestritten plausible - Erklärung parat, sollten die Ingolstädter Bestrebungen morgen nicht belohnt werden: "Im Winter sind viele positive Änderungen gemacht worden, die sich wegen des Reglements natürlich nur sehr geringfügig auswirken."

Der verflogene Zauber

Fünf Debütanten zählt die DTM; mit Abstand am meisten Beachtung galt trotz ihrer wenig rasanten Dienstfahrzeuge den Debütantinnen. Während Susie Stoddart, die morgen "noch dichter an die 2005er-Fahrzeuge" will, der Ehrgeiz gepackt hat, lernte Vanina Ickx den Ernst der DTM kennen und kam zur überraschenden Erkenntnis: "Im Vergleich zu einem Test ist es doch etwas ganz anderes, an einem Rennwochenende zu starten..."