Der dreimalige Champion Rene Rast (Schubert-BMW) hat in Spielberg einen DTM/ITC-Rekord von Bernd Schneider egalisiert und zudem seinen ersten BMW-Sieg gefeiert. "Das ist ein sehr besonderer Tag für mich", betonte der 36-Jäjhrige. Dabei war das Strahlen in seinem Gesicht deutlich zu erkennen. In der Tat hatte Rast auch allen Grund zur Freude, denn nicht nur sportlich gab und gibt es Feierlichkeiten.

Schon am Sonntagvormittag hatte der Wahl-Österreicher für ein persönliches Highlight gesorgt, als er mit dem Schubert-BMW M4 GT3 vor Teamkollege Sheldon van der Linde auf die Pole Position gefahren war. Rast eroberte auf dem Red Bull Ring bereits die zweite Pole in seiner ersten DTM-Saison für den Autobauer aus München.

Rene Rast: Pole-Rekord noch nicht geknackt

Für Rast war es außerdem die 25. Pole seiner 2016 begonnenen DTM-Karriere, womit er gleichzeitig den DTM/ITC-Rekord (22/3) des fünfmaligen DTM-Champions Bernd Schneider eingestellt hat. Am Sonntag herrschte etwas Wirbel unter den Statistik-Freunden, denn Rast selbst, BMW M Motorsport und auch der ADAC glaubten zunächst zu wissen, es sei bereits die 26. Pole Position gewesen.

Motorsport-Magazin.com klärt die Verwirrung auf: Am 22.07.2017 stand Rast beim DTM-Gastspiel in Moskau zwar auf dem besten Startplatz, die schnellste Runde im Qualifying und damit auch die Pole Position hatte allerdings Marco Wittmann erzielt. Der BMW-Werksfahrer, der für seine sportlich erzielte Leistung auch die drei vom Reglement vorgesehenen Zusatzpunkte für die Pole gutgeschrieben bekam, wurde aufgrund einer Strafe (drei Verwarnungen) um fünf Startplätze nach hinter auf Position sechs zurückversetzt.

Motorsport-Statistiker sind sich größtenteils einig: Die Pole Position bekommt gutgeschrieben, wer im Qualifying den ersten Platz erzielt hat. Falls es im Nachgang Änderungen in der Startaufstellung geben sollte - wie bei Rast damals in Moskau - darf sich der Qualifying-Beste dennoch die Pole für die Geschichtsbücher gutschreiben. So muss Rast nach unserer Rechnung noch etwas warten, bis er den Pole-Rekord von 'Mister DTM' Bernd Schneider knackt.

DTM Spielberg 2023: Die Highlights von Rennen 2 im Video (03:13 Min.)

Rast weiter auf DTM-Rekordjagd

Der Mann des Tages war am Sonntag in Spielberg zweifelsohne Rast. Seine 25. Pole Position münzte der BMW-Werksfahrer kurzerhand auch in seinen 26. DTM-Triumph um - gleichzeitig der erste mit BMW. Neben dem erneuten Sieg spielte auch die von ihm, Ehefrau Diana und Sohnemann Liam erwartete Geburt des zweiten Kindes eine große Rolle, wie Rast nach dem Rennen scherzte: "Je schneller ich im Rennen fahre, umso schneller kann ich nach Hause kommen, das war der Plan." Dieser ging dann tatsächlich auch auf.

Auf den Nachwuchs muss der Schubert-Pilot aber trotz einiger "Fehlalarme", wie Rast die zwischenzeitlich schon einsetzenden Wehen bezeichnete, aber ebenso warten, wie auf das nächste Jubiläum: seinen 50. Podiumsplatz in der DTM. In dieser Statistik belegt Rast aktuell den fünften All-Time-Platz hinter Schneider (104 Podestplätze), Klaus Ludwig (80), Mattias Ekström (77) und Bruno Spengler, der mit 51 Podiumserfolgen in Reichweite liegt.

Rast bester Audi-Fahrer - Schneider und Ludwig im Visier

Als besten Audi-Fahrer hat Rast seinen früheren Markenkollegen Mattias Ekström (23 Siege, 20 Pole Positions) bereits abgelöst und in der ewigen DTM-Bestenliste auf Platz vier verdrängt. Wenn der gebürtige Mindener auch noch den fünfmaligen DTM-Champion Bernd Schneider sowie den dreifachen Gesamtsieger Klaus Ludwig auf den ersten beiden Plätzen ablösen möchte, muss Rast darauf hoffen, dass ihm sein Arbeitgeber BMW auch weiterhin ein Cockpit in der DTM in einem Kundenteam zur Verfügung stellt.

Dafür könnte vor allem Rast-Manager Dennis Rostek sorgen, der im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com vielsagend betonte. "Ich hoffe, dass Rene noch so lange in der DTM an den Start gehen kann, bis er die in Reichweite liegenden Rekorde von Bernd Schneider und Klaus Ludwig brechen kann."

Weitere Rast-Rekorde bei DTM-Fortsetzung möglich

Was Rostek damit meint, belegt die offizielle DTM-Statistik: Nach Siegen in DTM-Meisterschaftsläufen (Punkterennen) liegt Schneider mit 33 Siegen knapp vor Ludwig (32) sowie Rast, der für seine bereits 26 Erfolge nur sechs DTM-Saisons benötigte. Das entspricht einem Schnitt von mehr als vier Siegen pro Jahr!

Bis die Allzeit-Siegrekorde, die Schneider (43) und Ludwig (37) neben der DTM noch in Einladungs- und ITC-Rennen erzielten, die nicht in die DTM-Punktewertung einflossen, in Gefahr sind, müsste Rast seine Erfolgsserie noch etwas verlängern.

"Der steinige Weg hin zu jetzt 25 Poles und 26 Siegen in der DTM ist für mich fast keine Entschädigung für den steinigen Weg, den wir dabei bis zum etwas ungewöhnlichen Einstieg in die DTM gehen mussten", blickt Rostek zurück und erinnerte sich dabei an die nicht geplante DTM-Premiere seines Schützlings während einer Geburtstagsfeier.

Rene Rast: Auf Umwegen in die DTM

Obwohl Rast in acht Jahren (2005 bis 2012) sechs Markenpokale gewann und zudem zweimal Gesamtzweiter wurde (alle Erfolge mit VW, Seat und Porsche) und 2014 im ADAC GT Masters triumphierte, fiel er bei DTM-Sichtungen von Audi und BMW angeblich durch und wurde deshalb von den damaligen Sportchefs Dr. Wolfgang Ullrich (Audi) und Jens Marquardt (BMW) nicht für die DTM-Fahrerkader berücksichtigt.

Erst Ullrichs Nachfolger Dieter Gass erkannte das große Talent des schon fast 30-jährigen Rast und verpflichtete ihn 2016 zweimal als Ersatzfahrer für Adrien Tambay (wegen einer Verletzung in Zandvoort) und Mattias Ekström (der zeitgleich zum Saisonfinale in Hockenheim Rallyecross-Weltmeister in Buxtehude wurde) in der DTM. Am Zandvoort-Samstag feierte die heutige Ehefrau von Rast, Diana, ihren 30. Geburtstag, der am Abend durch den Anruf von Gass und die nicht geplante Abreise von Rast und Rostek nach Zandvoort unfreiwillig gestört wurde.

Der Rest ist bekannt, denn schon in seiner ersten kompletten DTM-Saison gewann Rast völlig überraschend den Titel. Als Teilhaber der Agentur Pole Promotion seines Managers Rostek konnte sich das Duo jetzt in Spielberg über den ersten Doppelsieg in der DTM freuen, denn am Samstag hatte deren Schützling Kelvin van der Linde in einem Abt-Audi das erste Rennen auf dem Red Bull Ring gewonnen.