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Das ist die erste Kolumne, die ich als Vize-Champion der DTM schreibe – also gehört es sich natürlich, dass ich meinem Nachfolger Gary Paffett gratuliere. Er hat sich den Titel verdient, denn sein Paket aus Auto, Team und Fahrer war dieses Jahr das bessere. Wir brauchen nicht lange herum zu reden: Selbstverständlich hätte ich allzu gerne meinen Titel verteidigt, denn schließlich ist dies noch nicht vielen Fahrern gelungen. Aber Gary ist ein würdiger Champion, der sich in den Duellen mit mir sehr fair gezeigt hat. Was man nicht unbedingt von all seinen Teamkollegen behaupten kann.

Ich gehe mit meinem zweiten Platz trotzdem zufrieden in die Winterpause, denn wenn man die Option, auch einmal zu verlieren, nicht einrechnet, dann darf man keinen Sport betreiben. Was mir wichtig war, ist, dass wir bis zum Schluss, bis zur letzten Runde gekämpft haben. Nach dem Desaster in Istanbul, als ich zum ersten Mal seit langer Zeit keinen einzigen Punkt geholt habe, ist die Mannschaft von Audi und mein Team noch enger zusammen gerückt.

Daran konnte auch das verpatzte Qualifying mit Startplatz 15, nichts ändern. Wenn man ein Rennen unbedingt gewinnen muss, dann muss man einen riskanten Weg bei der Abstimmung gehen. Und so haben wir uns ganz klar gesagt: "Full win or full lose". Funktioniert hat dagegen der geniale Schachzug mit dem doppelten Boxenstopp. Wir kannten diese Lücke im Reglement schon eine Weile und haben in der Nacht vor dem Rennen lange überlegt, ob wir sie nutzen. Schließlich haben wir uns dafür entschieden, denn wir wollten unser Versprechen den vielen Audi-Fans auf den Tribünen gegenüber halten, und mit fairen Mitteln um den Titel kämpfen. Wenn man dann verliert, verliert man erhobenen Hauptes.

Seit dem Finale haben wir Audi Werksfahrer einen neuen Partner, den ich in den Wochen nach der Saison nur allzu gut gebrauchen kann: Die Modemarke René Lezard stattet uns mit Anzügen und Hemden aus. Bei den ganzen Preisverleihungen, Ehrungen und PR-Terminen, die sich in meinem Kalender tummeln, brauche ich mir über die Klamottenwahl keine Gedanken mehr zu machen - sehr gut finde ich das.

Vielleicht sehen wir uns bei der Motor Show in Essen, wo alle Werksfahrer für Interviews und Autogramme am Audi Stand in Halle 3 sein werden? Möglicherweis treffe ich dort ja auch Gary, dann kann ich es ihm noch mal persönlich sagen: Genieße deinen Titel, denn die Startnummer eins ist nur geliehen!