Für Katherine Legge war die Saison 2010 keine wirkliche Verbesserung. Zwar beendete die Britin immerhin acht der zehn Rennen, bei denen sie an den Start ging und brachte das Auto in ganzen Stücken ins Ziel - meist fand sie sich dabei jedoch auch am Ende des Feldes wieder. Zu Punkten reichte es auch in ihrem dritten DTM-Jahr wieder nicht und auch von einer Top-Ten-Platzierung war sie zumeist weit entfernt.

Besonders rosig kann das Fazit am Ende des Jahres also nicht ausfallen. Immerhin ihre vielen Zielankünfte zeigten eine positive Tendenz und bescheinigen ihr so einen Lernprozess, respektive einen kleinen Anstieg der Formkurve. Im Vorjahr hatte Legge ja oft noch ihre Mühe und Not, den Boliden auch bis Rennende auf der Strecke zu halten. Sechs Ausfälle bei zehn Rennen waren es 2009. Sogesehen kann sich ihre Bilanz 2010 doch sehen lassen.

Über den fehlenden Speed, der größtenteils natürlich auch ihrem Jahreswagen geschuldet ist, kann das aber nicht hinwegtäuschen. Legges Problem ist vornehmlich, dass eine Besserung nicht in Sicht ist. Fünf mal Platz 14, zwei mal Platz 15 und einmal Platz 16 stehen am Ende zu Buche - viel zu wenig für die ambitionierte Engländerin. Beim zweiten Saisonlauf in Valencia musste sie zudem krankheitsbedingt aussetzen und verlor auch dort wichtige Erfahrungskilometer. Ein besonders gutes Jahr war es für Katherine Legge folglich nicht.

Legge trat wie im Vorjahr mit einem 2008er-Audi an. Der Wechsel zum Team Rosberg half ihr jedoch auch nicht wirklich weiter. Ihrem Teamkollegen Markus Winkelhock musste sie sich zumeist geschlagen geben. Vor allem am Ende der Saison überzeugte Winkelhock mit den Plätzen vier und sieben und holte die ersten Punkte für Rosberg im Jahr 2010. Ein bisschen Unglücklich scheint Legges momentane Situation daher schon.

Einzige Dame im Audi-Kader

Den offiziellen Fahrerkader für 2011 gibt Audi erst im nächsten Jahr bekannt. Ob Legge dann wieder mit von der Partie sein wird, ist daher noch nicht bekannt. Ihr Vorteil scheint jedoch zu sein, dass Audi keine andere starke Frau hat, um das Cockpit zu besetzen. Diesem Umstand hatte es auch schon ihre Vorgängerin Vanina Ickx zu verdanken, zwei Jahre lang das Audi-Cockpit inne zu haben - obwohl sie im Vergleich zum Mercedes-Pendant Susie Stoddart oft nur weniger ansprechende Leistungen zeigen konnte.

Gerade im Herbst der abgelaufenen Saison war das Frust-Potential bei der Britin also sicher hoch. Denn dann kamen sportlich noch zwei besonders rabenschwarze Wochenenden in Oschersleben und am Hockenheimring hinzu. Bei letzterem bedeutete die Verwicklung in einen Startcrash bereits das aus in Runde eins.

David Coulthard und Katherine Legge kamen sich nicht nur abseits, sondern auch auf der Strecke näher, Foto: DTM
David Coulthard und Katherine Legge kamen sich nicht nur abseits, sondern auch auf der Strecke näher, Foto: DTM

Beim Lauf davor in Oschersleben hatte es in der Qualifikation nur zum 18. und letzten Rang gereicht. Und auch im Rennen schied Legge bereits nach wenigen Runden mit einem Aufhängungsschaden aus. Vorausgegangen war eine Kollision mit Mercedes-Pilot David Coulthard. "Ich schätze, dass er einen Fehler gemacht hat. Ich war innen und wir berührten uns. Aber ich weiß noch nicht einmal, ob es ein normaler Rennunfall war, denn ich habe mir das Rennen noch nicht angesehen", sagte die Audi-Pilotin nach dem Rennen.

Zum Wegschauen war leider oft auch die Qualifying-Performance der Engländerin. Viel zu häufig lag hier bereits der Grund für den Misserfolg im Rennen. Allein vier mal musste sie als Letzte beginnen. Für den Aufstieg in den zweiten Qualifying-Abschnitt reichte es nie - nur beim letzten Saisonrennen in China profitierte Legge von einem turbulenten Qualifying und konnte sich immerhin Startplatz 14 sichern. Ein kleiner Erfolg zum Jahresende dürfte ihrer Motivation über den Winter also sicher nicht schaden.

Aufgabe bei der FIA

Wenigstens abseits der Strecke gab es für Legge, die seit 2009 in Ermatingen am Bodensee lebt, im vergangenen Jahr erfreulicheres zu berichten. Die 30-Jährige hat eine Aufgabe beim Weltverband FIA übernommen: In der neu gegründeten Women & Motor Sport Commission, deren Präsidentin die ehemalige Audi-Werksfahrerin Michèle Mouton ist, hilft sie als Vertreterin der Rennfahrerinnen mit, die Rolle der Frau im Motorsport zu stärken.

"Es ist eine große Ehre für mich, für die FIA zu arbeiten, und ich denke, dass die Kampagne wirklich helfen wird, die Position der Frau in der Motorsport-Industrie zu verbessern. Dabei geht es nicht nur um uns Rennfahrerinnen, sondern um alle Bereiche. Wir werden dieses Thema vorantreiben", freut sich Legge über die Herausforderung.