Was war dein erster Gedanke im zweiten Rennen auf dem Slovakia Ring, als du realisiert hast, dass du die Meisterschaft gewonnen hattest?
Alessio Picariello: Ich sah meinen Teamkollegen Maximilian Günther im Kiesbett stecken und wusste, dass ich nun Meister war. Ich war natürlich sehr glücklich, blieb aber auf das Rennen konzentriert. Es war mir sehr wichtig, die Meisterschaft mit einem guten Ergebnis auf dem Podest zu gewinnen und daher mussten alle Gedanken an den Titel bis zum Rennende warten.

Du hast sofort nach der Ziellinie die Arme hochgerissen. War es eine große Erleichterung, den Titel nun sicher zu haben?
Alessio Picariello: Das war ein großartiger Moment und ein sehr wichtiger Schritt in meiner Karriere als Rennfahrer. Ich hatte zwar schon einen großen Vorsprung in der Meisterschaft und damit nicht mehr so viel Druck, die Erleichterung war aber dennoch deutlich spürbar. Jetzt kann ich die drei letzten Saisonrennen auf dem Hockenheimring entspannter angehen und mir Gedanken um meine Zukunft machen, um eine gute Lösung zu finden.

Wie fielen die Reaktionen aus deinem Umfeld nach dem Titelgewinn aus?
Alessio Picariello: Ich habe sehr viele SMS von meiner Familie und Freunden erhalten - das war vermutlich aber nur der Anfang. Meine Facebook-Pinnwand wird in den kommenden Tagen sicher voller Nachrichten sein. Mein Mechaniker Sven war natürlich auch sehr glücklich. Er wollte den Titel genauso gewinnen wie ich und ich freue mich sehr für ihn. Wir verstehen uns super und er hat mich immer bestens unterstützt. Mein Vater hat sich auch sehr für mich gefreut. Ich könnte mir vorstellen, dass er die eine oder andere Träne verdrückt hat.

Du bist der erste Meister des ADAC Formel Masters, der die Gesamtwertung vom ersten bis zum letzten Rennen der Saison angeführt hat. Ist das etwas Besonderes für dich?
Alessio Picariello: Es ist immer schön, neue Rekorde aufzustellen. Ich weiß auch, dass ich mit insgesamt zwölf Siegen im ADAC Formel Masters kurz davor bin, einen neuen Sieges-Rekord aufzustellen. Für die finalen drei Rennen in Hockenheim ist das mein Ziel. Es ist in Nachwuchsserien immer von Vorteil, den Titel mit Rekorden oder Ausrufezeichen zu gewinnen. So hinterlässt man einen bleibenden Eindruck, was positiv für die Zukunft ist.

Du hast bisher zehn Saisonsiege gefeiert und vier Rennen vor Saisonende die Meisterschaft gewonnen. Was macht dich in diesem Jahr so stark?
Alessio Picariello: Es gibt kein wirkliches Geheimnis. Ich konnte mich in diesem Jahr richtig auf die Saison vorbereiten und Testfahrten absolvieren - das war in der Vergangenheit leider nicht immer möglich. Zudem habe ich das richtige Team mit guten Ingenieuren und Mechanikern, die mich immer unterstützen. Die Atmosphäre ist sehr gut und die Stimmung ist immer locker. Das gibt mir ein gutes und entspanntes Gefühl, wenn ich an die Rennstrecke komme.

Was hast du 2013 im ADAC Formel Masters gelernt?
Alessio Picariello: Meine größte Stärke sind die Rennen. Ich stecke mir vor dem Start ein Ziel und erreiche häufig auch diese Position. Sobald die Startampeln ausgehen, verändert sich meine mentale Einstellung und ich gebe alles. In diesem Jahr habe ich zudem große Fortschritte im Qualifying gemacht und meinen Speed über eine schnelle Runde deutlich verbessert. Ich bin zwar nicht immer der Schnellste, aber meine Startpositionen reichen aus, um mir eine gute Ausgangslage für die Rennen zu verschaffen. Außerdem gehe ich die Rennen entspannter an als in meiner ersten Saison im vergangenen Jahr. Früher zählten für mich nur Siege, heute weiß ich, dass es manchmal besser ist, sichere Punkte mitzunehmen, statt einen Ausfall zu riskieren.

Nun bist du Meister im ADAC Formel Masters. Wie geht es in der kommenden Saison für dich weiter?
Alessio Picariello: Mein Wunsch ist es, 2014 in der Formel 3 Europameisterschaft zu fahren, aber es ist immer eine Frage des Budgets. Ich habe Anfragen von Teams aus verschiedenen Rennserien, aber ich muss einen Weg finden, um mir die Zukunft im Rennsport zu finanzieren.

Du bist erst der zweite Pilot im ADAC Formel Masters, der mit Mücke Motorsport den Titel gewonnen hat. Dein Vorgänger war 2011 Pascal Wehrlein, der nun als jüngster Pilot aller Zeiten in der DTM fährt. Wäre das eine Option für dich?
Alessio Picariello: Die DTM ist sicherlich eine Möglichkeit. Ein Angebot würde ich mit Sicherheit annehmen, denn ich sehe die DTM zukünftig als Sprungbrett in die Formel 1. Mein Ziel ist es aber, erst einmal im Formelsport zu bleiben. Wenn ich keine Möglichkeit mehr dazu sehe, denke ich natürlich über andere Optionen nach.