Die GTE-Pro-Wertung ist wie bereits im letzten Jahr mit neun Fahrzeugen überschaubar besetzt. Erneut bleiben Aston Martin, Corvette, Ferrari und Porsche unter sich und sind jeweils nur mit den Werksabordnungen vertreten. Nur Aston Martin bricht mit einem dritten Fahrzeug aus dem üblichen Schema der Zwei-Wagen-Teams aus. Die Kräfteverhältnisse lassen sich indes nur erahnen, da kein Hersteller vor dem Saison-Highlight seine Karten aufdeckt.

Aston Martin: Stimmen Masse und Klasse?

Aston Martin Racing (AMR) hat zwar drei Vantage GTE gemeldet, aber dafür besitzen die Briten auch einen weniger homogenen Fahrerkader. Stefan Mücke, Darren Turner und Rob Bell ist der Sieg bei so viel Talent und Erfahrung fraglos zuzutrauen. Ex-Online-Racer Fernando Rees und die beiden Youngster Alex MacDowell und Richie Stanaway kommen mit dem GTE-Pro-Sieg in Spa-Francorchamps im Gepäck an die Sarthe. Allerdings fehlt die Erfahrung in Le Mans: Im letzten Jahr mussten MacDowell und Stanaway nach einem Unfall in der Qualifikation das Rennen auslassen. Der ‚Dänen-Aston‘ mit Marco Sørensen, Nicki Thiim und Christoffer Nygaard war bislang unauffällig, auch wenn in Silverstone die Pole-Position gelang. Die Konkurrenz sagt Aston Martin nach, dass der Vantage am konstantesten schnell fahren kann. Le Mans wird zeigen, ob die Briten das Potential nutzen können.

Aston Martin Racing, #95: Christoffer Nygaard, Marco Sørensen, Nicki Thiim
Aston Martin Racing, #97: Darren Turner, Stefan Mücke, Robert Bell
Aston Martin Racing, #99: Alex MacDowall, Richie Stanaway, Fernando Rees

Corvette: Klappt der C7.R-Sieg im zweiten Anlauf?

Die Corvette C7.R geht in ihr zweites Jahr und kommt mit Rückenwind nach Le Mans: Die Langstreckenrennen der USSC in Daytona und Serbing gingen an die Mannschaft um Doug Fehan. Die USSC-Tabellenführer Jan Magnussen und Antonio García werden erneut von IndyCar-Edelreservist Ryan Briscoe unterstütz. Jordan Taylor rutschte in das Fahrzeug von Oliver Gavin und Tommy Millner. Dieses wird damit jünger – und amerikanischer. Da sich die Leistungen in USCC und WEC schwer vergleichen lassen, ist die Corvette C7.R kaum einzuschätzen.

Corvette Racing, #73: Jan Magnussen, Antonio García, Ryan Briscoe
Corvette Racing, #74: Oliver Gavin, Tommy Milner, Jordan Taylor

Ferrari: Der logische Sieger?

Hätte es nicht eine späte Durchfahrtsstrafe in Spa gegeben, dann wäre die Weste des Ferrari 458 Italia in der WEC weiß geblieben. So sind es bislang ein Sieg und ein vierter Platz. Gianmaria Bruni, Toni Vilander und das Team AF Corse benötigen keine weitere Vorstellung: Sie sind die GTE-Messlatte. Wenn Giancarlo Fisichella der schwächste Teil der Ferrari-Kette ist, dann steht es gut um das Siegertrio des Vorjahres. Davide Rigon und James Calado, der 2014 wegen eines Unfalls in Le Mans nicht starten konnte, blieben bislang deutlich hinter dem favorisierten Schwesterfahrzeug. Mit Olivier Beretta kommt für den Langstreckenklassiker die nötige Erfahrung ins Team.

AF Corse, #51: Gianmaria Bruni, Toni Vilander, Giancarlo Fisichella
AF Corse, #71: Davide Rigon, James Calado, Olivier Beretta

Porsche: Mit Fahrer-Roulette zum Sieg?

Porsche hat bislang in Europa und den USA die Fahrzeugbesatzungen des 911 RSR wild rotieren lassen. Man wäre geneigt zu behaupten, dass bei so viel Qualität gemeinsame Erfahrung er zweitrangig ist, aber in Le Mans kommt es auch auf Kleinigkeiten an. Sollte Porsche den LMP1-Sieg schaffen, dann wäre das Abschneiden der Manthey-Mannschaft in der GTE-Wertung eh nur eine nachgeordnete Pressemeldung. Die sechs Piloten haben ihr Potential bereits zu Genüge gezeigt, nur der Däne Michael Christensen hat noch keine Erfahrung in Le Mans.

Porsche Team Manthey, #91: Richard Lietz, Jörg Bergmeister, Michael Christensen
Porsche Team Manthey, #92: Patrick Pilet, Frédéric Makowiecki, Wolf Henzler