Am Ende standen drei Audis an der Spitze, während die beiden Toyota TS030 nicht einmal die Ziellinie sahen. Dass die Ingolstädter mit ihren starken R18 in Le Mans wieder einmal den Ton angeben würden, daran hatte im Vorfeld kaum jemand gezweifelt. Dass der japanische Autohersteller allerdings eine erstzunehmende Konkurrenz an der Sarthe darstellen würde, überraschte. Bis zum Ausfall der beiden Hybrid-Prototypen waren die beiden Trios Wurz/Lapierre/Nakajima und Davidson/Buemi/Sarrazin gut unterwegs. Am Samstagabend überholte Lapierre gar den zu dieser Zeit in Führung liegenden Benoit Tréluyer. Doch am Ende sorgte eine Kollision des Nummer 7 TS030 mit dem Nissan Delta Wing sowie Anthony Davidsons Horror-Crash für einen faden Beigeschmack.

Trotzdem: Toyota hat sich bei der 80. Auflage des Klassikers an der Sarthe als würdiger Nachfolger für Peugeot inszeniert und könnte den dominanten Audianern in Zukunft wieder gefährlich werden. Davon scheint zumindest Toyota-Teamchef Patrick Vasselon überzeugt. "War waren nicht auf einen aggressiven Start aus und darauf, für zehn Minuten zu führen", erklärte er bei Autosport. "Ich weiß, dass das einige Leute von uns beim Start erwartet hatten - es war aber nicht der Fall." Die Werksfahrer hätten gewusst, dass zu Beginn die Priorität darauf lag, sicher ins Rennen zu kommen.

Vor allem, weil sich der Kurs im Verlauf der 24 Stunden entwickelt. Bereits während des Trainings und des Qualifyings hatten sich nicht wenige Piloten über die schwierigen Streckenverhältnisse und fehlenden Grip beschwert. "Die Balance änderte sich recht schnell", so Vasselon. "Der Grip erhöhte sich auf das erwartete Niveau und die Pace wurde besser. Wir sahen, dass die Pace der Audis konstant war, während sich unsere verbesserte." Aus diesem Grund war der Toyota-Motorsportchef auch überzeugt, dass die beiden TS030 bis zum Ende um den Sieg hätten kämpfen können: "Das denke ich schon, denn es war nichts Außergewöhnliches, keine besondere Attacke - es war einfach unsere Pace."

Für die Zukunft sieht Vasselon die Japaner gut aufgestellt. Le Mans war ein verheißungsvoller Beginn, doch in der WEC stehen noch fünf weitere Läufe in dieser Saison an. Als nächstes warten die sechs Stunden von Silverstone Ende August. Platzhirsch Audi erhielt in Le Mans einen ersten, nachhaltigen Eindruck über die Stärke des großen Werks-Konkurrenten. "Ich hatte das Auto vorher noch nicht auf der Strecke gesehen und war von seiner Beschleunigung beim Kurvenausgang überrascht", schilderte Tréluyer den Moment als Lapierre im TS030 vorbei zog und die Spitze übernahm.

Einen fairen Kampf hatte Tréluyer, der spätere Sieger und somit Titelverteidiger, allerdings nicht gesehen. Im Fokus seiner Kritik am Reglement lag das Hybridantrieb-Konzept. "Ich konnte am Kurvenausgang nicht mit Nicolas kämpfen, weil sein System sehr viel früher ansprang als meins", so Tréluyer. "Er beschleunigte und kam leicht an mir vorbei. Ich denke, dass man die Regeln etwas ändern sollte, was das aus dem Heck herauskommende Hybridsystem angeht."

Unterdessen hatte Vasselon die Stärken des TS030 ausgemacht. "Ich würde sagen, dass wir drei Stärken im Auto haben", meinte er. "Das Hybridsystem funktionierte im Qualifying und im Rennen konstant gut, die Aero ist gut und der größte Vorteil während des Rennens ist unser Umgang mit den Reifen. Das Auto geht sehr sorgsam mit den Reifen um. Wir fuhren mit jedem Reifensatz vier Stints und dadurch machten wir Zeit gut." Die Basis für den Erfolg ist geschaffen, jetzt fehlt Toyota nur noch eines: Rennerfahrung und schließlich Punkte.