Die ersten sieben Runden auf dem 14. Platz waren in Imola das Beste, was Alex Albon auf der Strecke abliefern konnte. Dann rief ihn Williams zum frühen Boxenstopp - und schoss einen kapitalen Bock. Das rechte Vorderrad wurde nicht festgezogen. Dafür kassierte Albon nicht nur eine Strafe. Es drohte ihm sogar noch eine zweite für eine dadurch ausgelöste gefährliche Situation.

Es stand nämlich außer Frage, dass das Rad lose war. Irgendwo war beim Reifenwechsler vorne rechts etwas im Prozess schiefgegangen. Er versuchte noch einmal anzusetzen, doch zu dem Zeitpunkt war das Freigabe-Signal schon gesendet worden. Die Ampel sprang auf Grün, ehe der Fehler korrigiert werden konnte, und Albon war wieder unterwegs.

"Sobald ich den Boxen-Limiter ausmachte, begann eine Vibration und ich wusste, dass etwas falsch lief", erklärt Albon nach dem Rennen. In der Tamburello-Schikane hatte er bereits am Funk gemeldet: "Ein Reifen ist nicht richtig fest." Das fällt in einen glasklaren Artikel des Sportlichen Reglements der Formel 1: 34.14 d), Freigabe eines Autos in unsicherem Zustand. Strafe: 10 Sekunden Stop-und-Go. Die Albon auch kurz darauf bekam und absaß.

Albon droht nach Problem-Runde zweite Strafe

Was jetzt aber ein Problem darstellt. Denn eigentlich muss ein Fahrer das Auto abstellen, sobald er realisiert, dass ein Reifen nicht festgezogen wurde. Vor dem Hintergrund, dass der Reifen, wenn er sich komplett vom Auto trennt, auf einer Rennstrecke brandgefährlich ist. Ein Fahrer, der weiß, dass der Reifen nicht fest ist, und trotzdem weiterfährt, dem droht gemäß Absatz e) des oben genannten Paragrafen eine weitere Strafe.

Albon wusste ab der ersten Schikane, dass der Reifen locker war, fuhr aber trotzdem zurück an die Box. Dabei wurde er vom halben Feld überholt, unter anderem von der Spitzengruppe, denen er in der Variante Alta nur knapp ausweichen konnte. Prompt kündigten die Stewards nach dem Rennen eine weitere Untersuchung an.

Albon war diesmal persönlich anwesend, und verteidigte sich. Er habe gewusst, dass etwas nicht stimmte, aber aus seiner Position sah es nicht aus wie ein "klassisches loses Rad, nicht fixiert durch die Radmutter". Vielmehr hörte er ein metallisches Schleifgeräusch, meldete, dass etwas nicht stimmte, und kam vorsichtig an die Box.

Williams-Fahrer Alexander Albon
Auf der Strecke sah Williams in Imola nicht gut aus, Foto: LAT Images

Diese Vorsicht und die Tatsache, dass er allen Konkurrenten gut auswich, rechnen ihm die Stewards an. Albon erklärt außerdem, dass die Radmutter noch dran war, nur eben nicht fest genug: "Wenn du in die Kurve bist, konntest du sehen, ob der Reifen abfallen würde. Aber er rutschte nur bis zu einem Punkt, und stoppte dann. Ich konnte sehen, dass es recht sicher war." Wahrscheinlich war es deshalb auch möglich gewesen, überhaupt das Freigabe-Signal zu senden. Eben weil die Mutter zumindest zur Hälfte fest war. Die Stewards sprachen so letztendlich keine weitere Strafe aus.

Williams auch in Imola ein Problemfall

Bestraft war Albon mit diesem Rennen so oder so genug. Das ursprüngliche Problem warf ihn eine Runde zurück. Das Absitzen der Stop-und-Go-Strafe eine zweite. Ab da nutzte er das Rennen nur mehr als zusätzliches Training, um mit Einstellungen der Bremse zu experimentieren und das Bremsgefühl des bislang etwas problematischen neuen Williams besser zu verstehen. Nach 51 Umläufen stellte er schließlich vorzeitig ab.

Teamkollege Logan Sargeant, der aus der letzten Reihe losgefahren war, konnte auch ohne Probleme nichts Zählbares abliefern. Er startete mit dem Hard in eine Alternativ-Strategie, steckte aber fast das ganze Rennen hinter anderen mit demselben Plan. Permanente Überrundungen machten das Reifenmanagement schwierig. In den letzten Runden konnte er mit seinen frischen Reifen dann nur noch Valtteri Bottas von P17 verdrängen.

Nach sieben Rennen ist Williams also weiter punktelos. Albon übt sich in Zweckoptimismus: "Das Mittelfeld holt nicht gerade unglaublich viele Punkte. Ist nicht so, dass wir zurückfallen und sie nicht mehr einholen können." Und das Team hat einen Plan, versichert Albon. Das Auto ist zu schwer. Kommt man ans Mindestgewicht, soll die Lage gleich einmal besser aussehen.