Wenn die Formel 1 Anfang November in Abu Dhabi ihr Saisonfinale feiert, dann stehen nicht nur die Piloten der Königsklasse im Fokus. Auch Khaled Abdulla Al Qubaisi dürfte die Massen begeistern. Der 33-jährige Geschäftsmann aus Abu Dhabi wird sich auf der brandneuen Strecke in seiner Heimat einen ungewöhnlichen Traum erfüllen: Ein Start im Porsche Supercup.

Der schnellste Markenpokal der Welt hat schon viele Neueinsteiger erlebt, aber der Start von Al Qubaisi ist mehr als außergewöhnlich, denn der sympathische Pilot aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat bis vor rund drei Monaten noch nie einen Rennwagen bewegt. Motorsporterfahrung sammelte der vierfache Familienvater einzig bei einigen Kartrennen in seiner Heimat und während des Studiums in Großbritannien und den USA.

"Im Sommer kam Khaled zu uns und beschrieb uns seinen Traum", erinnert sich tolimit Geschäftsführer Hans-Bernd Kamps. "Er hatte sich den Start im Porsche Mobil1 Supercup in seiner Heimat in den Kopf gesetzt. Wir haben überhaupt nicht versucht, ihn davon abzubringen. Die Leidenschaft, die Khaled ausstrahlte, war einfach entwaffnend. Damit lag er genau auf unserer Wellenlänge. Und da wir bei tolimit immer für besondere Herausforderungen offen sind, haben wir natürlich zugestimmt."

Gemeinsam mit den Technikern des Teams aus Lohne und Chefinstruktor Michael Seifert stellte tolimit einen Lehrplan auf, um das Unmögliche möglich zu machen. Seit Ende Juli nahm Al Qubaisi an einem ganz besonderem "Lehrprogramm" teil. Es gab Einsätze im Rahmen des Porsche Sports Cup und viele Fahrstunden im Dubai Autodrome sowie Testfahrten im niedersächsischen Papenburg.

"Ich war vorher immer nur schnelle Straßenfahrzeuge gefahren", berichtet Khaled, "aber dann saß ich plötzlich in einem echten Rennwagen - ein Traum!" Der 33-Jährige musste seine Karterfahrungen hinter sich lassen und den Motorsport von einer anderen Seite ganz neu kennenlernen. "Wir haben bei Null angefangen", sagt Instruktor Michael Seifert, der Champion des Porsche Super Sports Cup 2008. "Ich habe Khaled erst einmal alles, angefangen von der richtigen Sitzposition bis hin zur Technik des Rennfahrzeuges, erklärt."

"Er hat unglaublich schnell gelernt, ist wirklich talentiert", sagt "Lehrer" Seifert über seinen "Schüler" Al Qubaisi. "Wenn ich früher in der Schule auch so gut aufgepasst hätte, wäre wirklich was aus mir geworden", lacht der tolimit Instruktor und Abu Dhabi Projektleiter. "Wir haben ihm alles innerhalb kürzester Zeit beigebracht: Fahrtechnik, Fahrzeugdynamik, Setup und viele Dinge mehr. So etwas innerhalb von nur drei Monaten habe ich auch noch nie erlebt."

Seifert sowie drei Techniker des tolimit Teams betreuen den lernwilligen Piloten fast rund um die Uhr. Die vier Ausbilder verbrachten in den vergangenen Wochen viel Zeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch gerade erst stand ein weiterer Einsatz des Porsche-Lehrlings in Dubai auf dem Plan. Al Qubaisi stellte seine Lenkradkünste im Rahmen der UAE GT Championship unter Beweis.

"Die Teilnahme an den Rennen ist Grundlage für die Erteilung der internationalen Rennlizenz", erklärt Seifert. "Diese Lizenz braucht er, um Anfang November in Abu Dhabi vor Formel-1-Publikum fahren zu dürfen. Ich sehe da keine Probleme. Khaled wird das locker schaffen." Das Team von Hans-Bernd Kamps sicherte dem neuen Piloten unterdessen eine Starterlaubnis für die beiden Porsche Supercup-Rennen in Abu Dhabi.

"Wir arbeiten eng mit der Abu Dhabi Tourism Authority (ADTA) zusammen. Unsere Autos werden komplett neu gebrandet und präsentieren sich im Abu Dhabi Look" sagt der tolimit Geschäftsführer, der für Al Qubaisi eine Nennung mit dem "Abu Dhabi Race Team" abgab. "Man muss sich das mal vorstellen", so Kamps. "Da kommt der Khaled Anfang November nach Abu Dhabi, fährt in der Königsklasse der Porsche Markenpokale, dem Porsche Mobil1 Supercup vor seiner Familie, den Freunden und Geschäftspartnern und vertritt dabei auch noch offiziell sein Land - ein Wahnsinn! Und die Formel-1-Szene schaut zu!"

Al Qubaisi geht es allerdings weniger um die weltweite Aufmerksamkeit. "Ich habe einfach Spaß am Racing. Ich will niemandem etwas beweisen, höchstens mir selbst", sagt der 33-jährige Porsche-"Youngster". "Wenn ich im Qualifying die 107-Prozent-Hürde schaffe und dann im Rennen vielleicht einen Punkt ergattern kann, dann bin ich ein sehr, sehr glücklicher Mann. Selbst wenn das nicht klappt, steht für mich fest, dass ich mit tolimit auf jeden Fall auch 2010 weitermachen möchte! Ich fühle mich bereits als Teil der tolimit-Familie.