Mein zweites Carrera Cup Rennen begann im Schnelldurchlauf: schon am Start machte ich vier Plätze gut, kam als 14. aus der ersten Runde und fuhr insgesamt von Platz 18 auf Platz 12 nach vorne. Mir fehlten also nur noch vier Plätze, um mein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Das hätte ich in den restlichen Runden noch gepackt. Aber leider hat es nicht sollen sein.

Jeroen Bleekemolen hat vor mir gebremst, die Bremse wieder aufgemacht und dann wieder gebremst - das kannte ich aus meinen Jahren in der DTM nicht. Auch neu für mich war: wenn du hier ein anderes Auto nur leicht berührst, ist dein Kühler sofort kaputt. Aber enttäuscht bin ich deswegen nicht. Das war ich nur nach dem Qualifying, da hatte ich mir nach dem Freien Training mehr erwartet. Aber ich konnte die neuen Reifen nicht so einsetzen, wie es sich gehört. Das ist ein kontinuierlicher Lernprozess.

Dennoch: ich bin trotz des Ausfalls zufrieden mit dem, was wir an diesem Wochenende erarbeitet haben. Das Team ist sehr erfahren, sie wissen genau, worum es geht. Ein paar Kleinigkeiten und Kniffe fehlen mir noch, aber kleine Fehler und Unwissenheiten gehören am Anfang dazu.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, so habe ich in Oschersleben sehr viel für Mugello gelernt und kann mich ganz entspannt auf das nächste Rennen vorbereiten. Jetzt steht für mich das Fahren im Vordergrund. Ich kann mich ganz auf mich und das Auto konzentrieren und muss nicht mehr so viel auf das achten, was drum herum abläuft: also wie man mit den Reifen und dem Luftdruck umgeht, wie man das Fahrzeug abstimmt, wie man das Qualifying angeht und übersteht und wie man sich im Rennen mit den Konkurrenten verhält. All das habe ich gelernt. Ich glaube, die Lernphase ist jetzt vorbei. In Mugello werde ich Taten sprechen lassen.

Beim nächsten Rennen will ich endlich das Qualifying richtig hinbekommen, denn im Rennen weiß ich, dass ich vom Speed her unter den ersten Fünf dabei bin. Wenn also nichts dazwischen kommt, sieht es gar nicht schlecht aus. Das Podium will ich in diesem Jahr auf jeden Fall noch erreichen und darauf freue ich mich schon.

Damit das klappt, hat mir mein Team tolimit motorsport über die Wintermonate sehr geholfen. Ich habe die Zeit genutzt, um viele Kilometer abzuspulen und mich an das Auto zu gewöhnen, speziell die Bremsen. Ich habe 17 Jahre lang links gebremst, jetzt muss ich im Porsche mit rechts bremsen. Der Unterschied ist verdammt groß, aber umso mehr Kilometer man gefahren hat, umso besser wird es mit dem Bremsen. Deshalb ist das schon lange kein Problem mehr für mich. Deshalb Dank an das Team. Jetzt kommen die ganzen kleinen Kniffe, die den Cup ausmachen und die ich lernen muss - einige davon habe ich in Oschersleben zu meinem Erfahrungsschatz hinzufügen können. Beruhigend ist, dass auch Leute, die schon lange in der Szene unterwegs sind, hier mal Probleme hatten.

Die Arbeitsweise an einem Rennwochenende ist im Porsche Carrera Cup mit Sicherheit die gleiche wie in der DTM, nur muss man hier viel schneller reagieren, viel schneller da sein. In der DTM hat man drei Freie Trainings, also vier Stunden Zeit, um das Auto abzustimmen und Setupänderungen auszuprobieren. Im Carrera Cup fährt man zweimal eine halbe Stunde, darin kann man nicht viel verstellen, sondern muss vorher genau wissen, was man im nächsten Training machen will.

All diese Sachen sind Erfahrungswerte, die man sich erst erarbeiten muss. Ich habe ich ein tolles Team, das sehr viel Erfahrung besitzt und die Technik in- und auswendig kennt. Aber es gibt eben auch Dinge, die man auf der Strecke lernen muss. Die musste ich selbst herausfinden. Das habe ich geschafft. Jetzt bin ich da, gehe mit einem Lachen nach Hause und freue mich auf Mugello.