Luca, 2012 war für die ein sehr turbulentes Jahr. Wie hast du es erlebt?
Luca Grünwald: 2012 wird mir als eine Saison mit allen erdenklichen Höhen und Tiefen in Erinnerung bleiben. Durch die schwierige und unsichere Situation Anfang 2012 und das drohende Karriereende wurde mir erst einmal richtig bewusst, wie schmal der wirtschaftliche Grat inzwischen geworden ist. Nachdem ich relativ schnell gemerkt habe, dass der Einstieg in die Weltmeisterschaft nicht zu realisieren ist, habe ich mich nach Alternativen umgesehen. Letztlich bin ich wieder beim besten Team im IDM-Fahrerlager, Freudenbergs, gelandet. Wenn man die Rahmenbedingungen, den späten Vertragsabschluss und die schwierige Vorbereitung betrachtet, ist das Resultat unserer Arbeit recht ansehnlich.

Der verpasste Aufstieg hatte also rein finanzielle Gründe?
Luca Grünwald: Das kann ich schwer beurteilen, ich kann lediglich Vermutungen anstellen und Einschätzungen aus Gesprächen wiedergeben. Über die Werdegänge in unserem Sport wurde in letzter Zeit genug geschrieben und diskutiert. Fakt ist, dass ich die derzeitigen Umstände und Mechanismen nicht ändern kann. Ich werde auch weiterhin versuchen, mich für ein Motorrad und einen Stammplatz in der WM zu empfehlen, alles andere liegt mehr oder weniger nicht in meiner Hand. Wir reden mittlerweile über Beträge, die in Bereichen eines größeren Einfamilienhauses liegen, Beträge, die für jede normale Familie ein finanzielles Lebenswerk sind. Da meine Eltern ganz normalen Berufen nachgehen und ich auch ein normaler Lehrling bin, ist es uns nicht möglich, privat größere Summen zu investieren. Dadurch bin ich fast komplett auf Unterstützung externer Geldgeber und Sponsoren angewiesen und die Suche nach Investoren ist eben zurzeit sehr schwer.

Hat der Grand Prix am Sachsenring nicht für einige Aufmerksamkeit bei potenziellen Sponsoren gesorgt?
Luca Grünwald: Doch, wir haben mit Sicherheit für Aufsehen gesorgt, ich als Fahrer und auch das Freudenberg-Team. Aber es stand danach trotzdem kein Teamchef mit einem Vertrag für mich in unserem Zelt, was ich auch nicht erwartet habe. Letztlich kann man mit solchen Rennen sicher Leute auf sich aufmerksam machen, ähnlich wie im Red Bull-Rookies-Cup. Aber wie gesagt, Talent und Ergebnisse stehen nicht immer im Vordergrund.

Wie verlief deine Sponsorensuche in letzter Zeit?
Luca Grünwald: Schwierig. Es kommt auch darauf an, was man vor hat, in welcher Größe man Geldgeber sucht. Es lassen sich zum Beispiel für kleinere Vorhaben schneller Sponsoren finden als für internationale Projekte. Man kann den Interessenten was Greifbares und Regionales anbieten. Für eine Weltmeisterschaft mit entsprechend höheren Beträgen ist es fast unmöglich, die geforderten Budgets aufzutreiben.

Hast du die Möglichkeit in Erwägung gezogen im Rahmen der Superbike-WM zu starten?
Luca Grünwald: Es gab Überlegungen in Richtung Weltmeisterschaft, die aber zu keinem Zeitpunkt konkret waren. Die Tendenz ging sehr schnell in Richtung IDM-Supersport, so dass ich lediglich kleine Szenarien im Kopf durchgespielt habe. Natürlich wäre die Supersport-WM interessant gewesen, aber in dieser Klasse gibt es sehr starke Fahrer und Teams, die einen hohen technischen Aufwand betreiben. Ohne größere Erfahrung auf einem Supersportbike wäre das erste Jahr sicher hart geworden und solche Dinge kann man keinem Sponsor der Welt verkaufen. Die Superstock 600 wäre die zweite Alternative gewesen. Allerdings besitzt diese Klasse so gut wie gar kein mediales Echo und ist trotzdem mit hohem Aufwand und Einsatz verbunden.

Also stand relativ früh fest, dass du in Deutschland bleibst?
Luca Grünwald: Die ersten konkreten Kontakte entstanden schon Mitte der vorigen Saison in Assen. Mein neuer Teamchef, alle Beteiligten und ich haben uns entschlossen, ein kleines, aber technisch gut aufgestelltes Team zu organisieren. Es stand in der Planungsphase auch schnell fest, dass ich der einzige Fahrer sein werde. In der folgenden Zeit haben wir regionale Sponsoren gefunden. Als die Pläne konkreter wurden, absolvierten wir in Ungarn einige Testfahrten. Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir konkurrenzfähige waren, wurde alles fixiert.

Die IDM hat momentan mit einigen Problemen zu kämpfen. Wie schätzt du die Situation ein?
Luca Grünwald: Ich hoffe, dass sich bald alles normalisiert. Der DMSB hat aus meiner Sicht die letzten Jahre keine gute Arbeit geleistet. Ich hoffe, die neuen Promoter setzen die Hebel an der richtigen Stelle an, eine einfache Aufgabe ist das aber sicherlich nicht. Wichtig ist, dass der Kalender jetzt steht und sinnvolle Zeitpläne erarbeitet werden. Der Rest ergibt sich dann ganz von allein.