Was haben Giuseppe Farina (1950), Juan Manuel Fangio (1951, 1956), Mike Hawthorn (1958), Jack Brabham (1959), Graham Hill (1962, 1968), John Surtees (1964), Denny Hulme (1967), Emerson Fittipaldi (1974), James Hunt (1976), Nelson Piquet (1981, 1983), Keke Rosberg (1982), Niki Lauda (1984), Alain Prost (1986), Michael Schumacher (1994, 2003), Damon Hill (1996), Jacques Villeneuve (1997), Mika Häkkinen (1998, 1999), Fernando Alonso (2006), Kimi Räikkönen (2007), Lewis Hamilton (2008) und Sebastian Vettel (2010) gemeinsam?
Alle Piloten gewannen den WM-Titel erst im allerletzten Saisonrennen. Insgesamt war dies 26 Mal der Fall - in der 62. Saison der Formel 1 kommt es am Sonntag zum 27. Mal in der Geschichte zu einer Entscheidung im Finallauf. Sebastian Vettel oder Fernando Alonso? Das ist vor dem Showdown in Interlagos die große Frage - wer auch immer das Rennen in Sao Paulo letztendlich macht und Weltmeister 2012 wird, steigt automatisch in einen besonders illustren Pilotenkreis auf.
Mit Juan Manuel Fangio, Graham Hill, Nelson Piquet, Mika Häkkinen und Michael Schumacher gelang es bis dato erst fünf Fahrern in der Geschichte, zweimal ein Finalduell für sich zu entscheiden. Am Sonntag kommt definitiv der Sechste hinzu, haben sowohl Alonso als auch Vettel dieses Kunststück doch bereits einmal vollbracht. Motorsport-Magazin.com blickt auf die zehn spannendsten Titelentscheidungen im Finallauf einer Saison zurück:
1958: Mike Hawthorn vs. Stirling Moss. Im Duell der Briten hatte am Ende Ferrari-Pilot Hawthorn ob seiner besseren Konstanz die Oberhand. Obwohl er im Vergleich zu den vier Siegen seines Rivalen Moss nur einen einzigen holte, wurde er fünf weitere Male Zweiter und punktete kontinuierlich. Moss ging daher bereits als Herausforderer in den letzten WM-Lauf des Jahres.
In Marokko musste er gewinnen und die schnellste Rennrunde einfahren, wobei Hawthorn nicht besser als Dritter sein durfte. Zwar erfüllte Moss sein Soll, doch sein Landsmann tat es ihm gleich und kam direkt hinter ihm als Zweiter ins Ziel. So sicherte er sich mit nur einem Punkt Vorsprung am Ende denkbar knapp den Weltmeistertitel.
1964: John Surtees vs. Jim Clark & Graham Hill. Erneut kam es zu einem rein britischen Titelduell, diesmal sogar mit drei Protagonisten. Vor dem großen Finale hatten noch alle drei Piloten gute Chancen auf das Championat - der Lauf in Mexiko entwickelte sich dann jedoch zu einem wahren Thriller.
Surtees' Ferrari-Teamkollege Lorenzo Bandini kollidierte mit Hill und nahm diesen so aus dem Titelrennen. Clark musste wiederum wenige Meter vor dem Ziel mit einem Ölleck aufgeben - anschließend wies man bei Ferrari Bandini an, Surtees Platz zu machen und ihm seinen zweiten Platz zu überlassen. Dieser reichte dem Briten, um mit einem Zähler Vorsprung seinen ersten und einzigen Titel einzufahren.
1974: Emerson Fittipaldi vs. Clay Regazzoni. Zwei Jahre nach seinem ersten Triumph schickte sich Fittipaldi an, seinen zweiten Titel einzufahren. Mit Regazzoni hatte er 1974 jedoch einen überaus hartnäckigen Gegenspieler. Punktgleich starteten die beiden Kontrahenten in den letzten WM-Lauf im amerikanischen Watkins Glen.
Auch das Rennen selbst gestaltete sich zunächst als Parallelflug, fuhren beide doch von den Plätzen acht und neun los. Als am Ferrari des Schweizers jedoch massive Probleme mit dem Handling auftraten und auch zusätzlich eingelegte Boxenstopps nichts halfen, fiel Regazzoni hoffnungslos zurück. Fittipaldi fuhr seinen McLaren auf P4 nach Hause und krönte sich mit drei Punkten Vorsprung erneut zum Meister.
1976: James Hunt vs. Niki Lauda. Trotz seines schweren Feuerunfalls auf dem Nürburgring kam Lauda mit drei Zählern Vorsprung auf Widersacher Hunt im Gepäck zur Entscheidung nach Japan. Von seinem dritten Startplatz aus spülte es den Österreicher bei katastrophalen Wetterbedingungen innerhalb von zwei Runden jedoch auf den 21. Rang nach hinten.
Lauda fuhr an die Box und gab auf, da er die überflutete Strecke für zu gefährlich hielt. Obwohl auch andere Piloten auf Grund der irregulären Bedingungen protestierten, brachen die Verantwortlichen den Grand Prix nicht ab - Hunt blieb auf der Strecke, wurde Dritter und belohnte sich für seinen Mut beim Skandalrennen mit dem Titel, den er um gerade einmal einen Punkt errang.
1986: Alain Prost vs. Nigel Mansell & Nelson Piquet. Dreikampf in Adelaide - in Australien erlebten zwar auch Piquet, der sich drehte und Prost, der nach einem leichten Reifenschaden vorzeitig die Box aufsuchen musste, kein Finale frei von Zwischenfällen - am schlimmsten erwischte es jedoch WM-Leader Mansell, dem in spektakulärer Manier ein Reifen platzte.
Da Williams nach Mansells Ausscheiden alarmiert war, holte man auch Teamkollege Piquet für einen zusätzlichen Reifenwechsel zum Service, obwohl dieser zu diesem Zeitpunkt in Führung lag. Prost übernahm die Spitzenposition und brachte diese anschließend ins Ziel, um sich für McLaren mit zwei Punkten Vorsprung zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Champion zu krönen.
1994: Michael Schumacher vs. Damon Hill. Erneut war der Finalschauplatz acht Jahre später Adelaide. Zwischen Schumacher und Hill kam es dabei zu einer legendären wie kontroversen Kollision. Nach einem Mauerkontakt des bis dahin in Führung liegenden Deutschen, schickte sich Hill in Runde 35 an den Benetton-Piloten zu überholen. Dieser machte die Tür zu, es kam zur Berührung, Schumacher schied aus.
Hill konnte zwar kurzzeitig weiterfahren, in der Box erkannten die Mechaniker an seinem FW16B jedoch eine Beschädigung an der linken Vorderradaufhängung und nahmen ihn aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen. Da Schumacher vor dem Finale einen Punkt Vorsprung gehabt hatte, reichte dieser durch die Nullrunde der beiden Konkurrenten zum ersten Titel des Kerpeners.
1997: Jacques Villeneuve vs. Michael Schumacher. Wieder trat Schumacher, der mittlerweile zu Ferrari gewechselt war, im Finale gegen einen Williams-Piloten an - wieder hatte er vor dem Showdown Vorsprung. Und wieder ließ er es darauf ankommen: In Runde 48 versuchte er ein Überholmanöver des von hinten heranstürmenden Kanadiers mit einem gezielten Rammstoß zu kontern - sein Plan schlug fehl.
Während Schumacher im Kies landete, konnte Villeneuve weiterfahren, Dritter werden und war Weltmeister. Für den Besiegten kam es anschließend noch schlimmer: Die FIA reagierte auf die massive Kritik der gesamten Szene und disqualifizierte Schumacher rückwirkend für die komplette Saison, wodurch ihm der Vizetitel aberkannt wurde. Später sprach der Deutsche vom größten Fehler seiner Karriere.
2007: Kimi Räikkönen vs. Lewis Hamilton & Fernando Alonso. Das Saisonfinale 2007 in Sao Paulo gilt bis heute als eines mit dem überraschendsten Ausgang in der Formel-1-Geschichte. Das ganze Jahr stand im Zeichen des Duells zwischen dem etablierten Doppelweltmeister Fernando Alonso und seinem jungen McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton, der bereits in seiner ersten Saison um den Titel kämpfte. Trotz großen Vorsprungs versagten dem Jungspund auf der Zielgeraden aber noch die Nerven.
Nach einem Fehler in der Startphase fiel Hamilton weit zurück und kam bis zum Schluss nicht mehr weit genug nach vorne, um die nötigen Punkte einzufahren. Alonso konnte derweil die Pace der Führenden Ferraris nicht mitgehen und musste sich hinter diesen mit P3 begnügen. Räikkönen holte den Sieg und damit als krasser Außenseiter in seiner ersten Ferrari-Saison mit einem Punkt Vorsprung auch gleich den Titel.
2008: Lewis Hamilton vs. Felipe Massa. Drama beim Heimspiel - während Lewis Hamilton das Glück nach seiner Niederlage im Vorjahr diesmal auf seiner Seite hatte, entwickelte sich die wohl knappste Titelentscheidung aller Zeiten zur Zerreißprobe für die Herzen der brasilianischen Fans. Zwar war Felipe Massa mit sieben Punkten Rückstand in das WM-Finale in Interlagos gestartet, doch wie schon im Vorjahr hatte Hamilton im Rennen Probleme und war zurückgefallen.
Massa fuhr ganz vorne sicher den Sieg ein und fühlte sich einige Sekunden lang schon als Weltmeister. Während die Zuschauer ausflippten, überholte Lewis Hamilton in der allerletzten Kurve des Rennens jedoch noch Timo Glock, der bei einsetzendem Regen auf den falschen Reifen herumrutschte. So schob sich der Brite in letzter Sekunde doch noch auf den fünften Platz, was ihm um einen Punkt zum Titel reichte und Ferrari in ein Meer aus Tränen und Verzweiflung stürzte.
2010: Sebastian Vettel vs. Fernando Alonso & Mark Webber & Lewis Hamilton. Gleich vier Fahrer hatten vor dem Entscheidungsrennen in Abu Dhabi noch Titelchancen, wobei Alonso bereits ein zweiter Platz zum Triumph gereicht hätte. Während Vettel ganz vorne einsam seine Kreise zog und den Sieg einfuhr, unterlief Ferrari jedoch eine kostspielige Strategiepanne. Die Italiener orientierten sich mit ihrer Renntaktik an Webber und hingen nach einer frühen Safety-Car-Phase zusammen mit diesem hinter dem langsamen Vitaly Petrov fest.
Am Renault war auf dem an Überholstellen armen Kurs an diesem Tag jedoch kein vorbeikommen und Alonso kam nicht mehr nach vorne. Im Ziel reichte ihm sein siebter Platz nicht - Vettel gewann den Titel mit vier Punkten Vorsprung. Zwei Jahre später sind die Vorzeichen ähnlich wie beim Wüsten-Drama - nur mit vertauschten Rollen, will Alonso 2012 doch endlich Rache für seinen verpassten ersten Titel mit der Scuderia nehmen...
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