Ein Formel 3-Rennwochenende, ein Formel 1-Test, dazwischen mein Geburtstag: Das klingt alles nach viel Stress, aber Stress ist relativ und wenn es so schöner Stress ist, wie dieser, dann nimmt man das gerne hin; auch wenn man nur kurz von Brands Hatch nach Hause kommen kann, um dann sogleich wieder nach Jerez zu fliegen.

Doch bevor ich in Südspanien mein kleines 'Geburtstagsgeschenk' von BMW Sauber bekam, musste ich am letzten Wochenende in England meine Pflicht in der Formel 3 Euro Series erledigen.

Es war mehr drin

Obwohl wir nur die Kurzanbindung gefahren sind, war die Strecke nicht gerade einfach zu fahren, vor allem in der ersten Kurve muss man richtig hart zur Sache gehen, um das Auto fliegen zu lassen. Glücklicherweise haben wir am Donnerstag einen Test absolviert, so dass ich die Strecke schon vor dem eigentlichen Rennwochenende kennen lernen konnte. Außerdem konnte ich mich an meinem Teamkollegen Paul di Resta orientieren, der bereits in diversen englischen Meisterschaften dort gefahren ist.

Nach dieser Eingewöhnungszeit kam ich im Freien Training gut zurecht, im Qualifying hätte es aber besser laufen müssen. Am Ende fehlten mir auf Platz 3 sechs Hundertstel auf die Pole, die eigentlich hätte fallen müssen. Das Auto war gut genug dafür, leider hatte ich etwas Pech im Verkehr und mit gelben Flaggen.

Im ersten Rennen ging es umso besser los: Ich hatte einen guten Start und konnte an Richard Antinucci vorbeiziehen. Danach teilte ich mein Rennen und meine Reifen ein und versuchte die Lücke zu Paul nicht zu groß werden zu lassen. Zur Rennmitte konnte ich ihn einholen, aber Paul fuhr eine ähnliche Pace wie ich und da war es einfach nicht möglich ihn auf dieser Strecke zu überholen. Gegen Ende war ich ein, zwei Zehntel schneller als er, aber das reichte definitiv nicht zum überholen. Auch wenn ich eine Sekunde schneller gewesen wäre, hätte ich ihn ohne einen großen Fehler seinerseits nicht schnappen können; selbst bei einem kleinen Fehler wäre es praktisch unmöglich gewesen.

Teil des Spiels

Das gleiche Problem verfolgte mich ins zweite Rennen am Sonntag. Durch die umgekehrte Startreihenfolge der ersten Acht, startete ich von Platz 7. Mein Start war erneut gut, aber ich fand keine Lücke und war von Autos umzingelt, die hinter mir gestartet waren, sich jedoch durch einen Frühstart an mir vorbeigemogelt hatten. Dadurch versperrten mir quasi Autos den Weg, die gar nicht hätten da sein dürfen. Ich konnte diese Plätze zwar zurückgewinnen, als diese Fahrer ihre Strafe kassierten, aber zu diesem Zeitpunkt waren schon 10 Runden vorüber.

Danach war meine Pace gut, aber ich kam einfach nicht an Romain Grosjean vorbei - ich glaube, dass ich 35 Runden hinter ihm fest hing und nichts nach vorne ging. Das war ein bisschen schade. Die acht Punkte vom Samstag waren wichtig, aber es hätten mit der Pole und einem Sieg auch elf sein können. Letztlich sehe ich das aber positiv: Unsere Performance war gut und ich war schnell genug, um in beiden Rennen zu gewinnen. Am Norisring wird es im Qualifying wieder eng, weil die Strecke ebenfalls sehr kurz ist, aber das gehört zum Motorsport dazu. Im Gegensatz zu Oschersleben oder Brands Hatch, sollten in Nürnberg auf jeden Fall mehr Überholmanöver möglich sein.

Das Beste, was ich bislang gefahren bin

Von Brands Hatch ging es mit einer kurzen Zwischenstation zu Hause direkt nach Jerez. Dort durfte ich für das BMW Sauber Team meinen zweiten Formel 1-Test absolvieren. Schon im letzten Jahr durfte ich einige Runden in einem BMW-Williams drehen. Diese Erfahrung kam mir diesmal zugute.

Damals konnte ich leider nicht so viel fahren; als ich gerade dabei war mich daran zu gewöhnen, war es schon vorbei. Trotzdem war es sehr hilfreich, da ich mich dank dieser Erfahrung hier in Jerez schnell auf das Auto einstellen konnte. Ich hatte nach dem ersten Outing das Gefühl an einem Punkt angekommen zu sein, an dem ich im letzten Jahr schon einmal gewesen bin. Denn für mich hatte sich nicht viel verändert: Den Unterschied zwischen V10 und V8 habe ich schon gemerkt, aber es ist dennoch um Welten besser als alles, was ich sonst bisher gefahren bin.

Entsprechend gut verlief mein Testtag. Ich bin den gesamten Vor- und Nachmittag gefahren und konnte 83 Runden zurücklegen. Somit konnte ich mein komplettes Programm abspulen. Die Priorität lag darauf mich an alles zu gewöhnen und mich Runde für Runde im Fahrzeug einzuleben. Das hat gleich zu Beginn gut funktioniert und ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt. Im Laufe des Tages kam dann immer mehr Sicherheit dazu und ich traute mir mehr zu. Generell war es ein sehr guter Test: Ich konnte viele Runden fahren, hatte keine Probleme und habe viel dazu gelernt - sowohl beim Fahren als auch über die Technik eines Formel 1-Autos; darüber erfährt man ja sonst nur aus den Medien und kann sich nur schwer etwas darunter vorstellen. Aber wenn man einmal so ein Auto fährt, ist das eine ganz andere Sache.

Physisch hatte ich keine Probleme damit, den BMW Sauber F1.06 zu bewegen. Ich war ausreichend darauf vorbereitet und hatte keine Probleme, den ganzen Tag im Auto zu sitzen. Man merkt schon, dass es eine andere Beanspruchung ist als in anderen Rennserien, aber ich war gut vorbereitet und konnte es bis zum Ende durchstehen.

Der Stress ist nach F3 und F1 noch nicht vorbei: Bevor am Norisring die nächsten beiden Formel 3-Läufe anstehen, bestreite ich in Misano ein Rennwochenende in der Renault World Series. Ich habe das Auto noch nie getestet und fahre direkt zum Rennen. Demnach bin ich selbst gespannt, wie das wird. Aber Stress ist bekanntlich relativ...