[Austin, TX] Nach dem turbulenten Saisonauftakt der NEO Endurance Series (NES) setzte der zweite Saisonlauf auf dem abwechslungsreichen Circuit of the Americas auf andere Zutaten: Strategische Fähigkeiten, Konstanz und perfektes Trafficmanagement entschieden über Sieg und Niederlage. Mit über 220 Piloten in den 51 Fahrzeugen boten die sechs Rennstunden abermals virtuellen Rennsport auf höchstem Niveau!

Machtdemonstration: Das Team des Jahres hinterlässt eine erste Duftmarke

Mit "Team des Jahres" selbstverständlich gemeint: Coanda Simsport. Denn kein anderes Team dominierte die Welt des Simracings in diesem Jahr derart mit dem Sieg in der iRacing Grand Prix World Series durch Martin Krönke und dem Sieg der ersten Blancpain GT Saison in iRacing durch Jörn Jens, Klaus Kivekäs, Rens Broekman und Marcus Lendermann. Die zwei großen Titel in diesem Jahr hat man also schon inne, so kämpft man in der NES nun schon für einen guten Saisonstart in das Jahr 2017 und natürlich auch um die Titelverteidigung in der NES.

Doch diese stellte sich bisher noch nicht als Selbstläufer heraus. Wir erinnern uns: Beim Saisonstart in Sebring stimme das Team von Coanda ihren Prototypen zu stark auf Topspeed ab und man verlor aber auf die Runde gesehen zu viel Zeit auf die Konkurrenz, sodass es trotz guter Leistung der Mannschaft am Ende nur zu einem fünften Platz reichte. Deutlich zu wenig, aus Sicht des erfolgreichen Teams!

In Austin angekommen schmiss man daher alles über den Haufen und änderte die Strategie - die Flügel mussten wieder hoch! Zulasten des Topspeeds baute die Truppe nun wieder sämtliche Flügel an ihr Fahrzeug an und es war Martin Krönke, der Coanda Simsport am Samstag vor dem Rennen auf die Poleposition stellte. Unsere Topspeedmessung am Ende der langen Geraden untermauerte dieses Umdenken und man kam auf 265 km/h Höchstgeschwindigkeit. Zum Vergleich: Konkurrent Pure Racing Team White mit Maximilan Benecke und Andreas Allmannsberger kam auf 270 km/h ohne Windschatten, Auftaktsieger Chimera wurde sogar mit 273 km/h geblitzt. Es sollte daher ein durchaus interessantes Rennen werden.

Der Start verlief allerdings ohne große Probleme und Coanda konnte sich früh ein kleines Polster herausfahren. Pure Racing Team White lauerte dahinter auf Position 2 gefolgt von Frederik Rasmussen für CoRe SimRacing und Jack Keithley für Team Chimera. Die erste Rennrunde blieb alles sehr sortiert und geordnet und alle Topteams kamen ähnlich gut durch den Überrundungsverkehr hindurch.

Pure Racing Team und Torque Freak Racing kollidieren - Schäden an der Aerodynamik sind die Folge, Foto: Dustin Hickmann
Pure Racing Team und Torque Freak Racing kollidieren - Schäden an der Aerodynamik sind die Folge, Foto: Dustin Hickmann

Schockmoment dann erstmals nach gut einer Stunde und vierzig Minuten des Rennens: Nach einem Missverständnis zwischen Pure Racing Team LMP White und dem Aston Martin von Torque Freak Racing kam es zu einer Kollision mit Zeitverlust und einigen Beschädigungen am Auto von Maximilian Benecke. Das Team entschied sich daraufhin in die Box zu fahren und verlor inklusive des Pitstops eine gute Minute. Dadurch lag man nur noch auf Position 11. Profiteur von dieser Szene waren natürlich CoRe SimRacing und Team Chimera, welche beide einen Platz vorrücken konnten, aber ebenso Coanda Simsport, welche nun ein umso größeres Polster zum Hintermann verbuchen konnten.

Worst-Case-Szenario: Heftige Kollision unter Teamkollegen gegen Ende des Rennens, Foto: Dustin Hickmann
Worst-Case-Szenario: Heftige Kollision unter Teamkollegen gegen Ende des Rennens, Foto: Dustin Hickmann

Zwar folgten noch lange vier Rennstunden, doch waren diese nicht durch so viel Spektakel in den letzten Rennminuten geprägt, wie wir es aus Sebring kannten, wo Pure Racing Team in letzter Sekunde den Sieg noch abgeben musste. Coanda lies diesmal rein gar nichts anbrennen und Martti Pietilä brachte den LMP2 unversehrt nach 188 Runden ins Ziel. CoRe SimRacing kam auf einen guten zweiten Platz, der kurz vor Schluss noch unter teaminternen Beschuss geriet. Claudio Clima verpasste am Ende der langen Geraden komplett den Bremspunkt in seinem Audi R8 LMS und erwischte seinen Teamkollegen Isaac Price mit voller Wucht am Heck. Nur durch sehr viel Glück konnte Dieser im Gegensatz zu seinem Teamkollegen das Rennen noch fortsetzen und das relativ unbeschadet.

Meisterschaftsstand nach 2 von 6 Läufen
Team Chimera 34
Virtual Racing School Coanda Simsport 31
CoRe SimRacing P 30

Der dritte Platz geht an die Auftaktsieger von Chimera, die mit dem Ergebnis sicherlich zufrieden sein werden und sich nach den ersten zwei Läufen an der Spitze der WM-Wertung sehen.

Gewichtsproblemen zum Trotz: Zusatzgewichte können Aston Martin nicht stoppen

Der Auftakt in Sebring lief für Aston Martin nach Maß - das Podium konnte der Sportwagenhersteller für sich verbuchen und es waren SimRC.de Iris, vor CORE Motorsports und Torrent Motorsports, die mit Rückenwind nach Austin reisen konnten. Doch der gute Auftakt traf nicht den Geschmack der Organisatoren, die mit einem neuen Balance of Performance (BoP) und zusätzlichen 60 Kilogramm den Aston Martin-Teams ordentlich Wind aus den Segeln nahmen - zum Ärgernis einiger Teams. Doch kam das Streckenlayout eher dem britischen Hersteller entgegen, als der Konkurrenz aus den USA, die sich durch das neue BoP vor heimischem Publikum dennoch einiges ausrechneten.

Die erste Reihe sah nach der Qualifikation wie folgt aus: Torrent Motorsports sicherte sich vor Coanda Simsport die Pole, wodurch in der ersten Startreihe direkt beide Hersteller vertreten waren. Radicals Online sicherte sich vor Mivano Racing die zweite Startreihe und damit ebenfalls eine gute Startposition in das Rennen. Nur aus der dritten Reihe startete CORE Motorsports, neben SimRC.de Crimson. Von noch weiter hinten startete allerdings das Schwesterteam und Auftaktsieger SimRC.de Iris, für welche es nach der Qualifikation nur zu Platz 8 reichte.

Sven Deml auf dem Vormarsch: Der SimRC.de-Pilot arbeitet sich im Feld nach vorne, Foto: Dustin Hickmann
Sven Deml auf dem Vormarsch: Der SimRC.de-Pilot arbeitet sich im Feld nach vorne, Foto: Dustin Hickmann

Der Start verlief ereignisreicher als bei im LMP2-Feld und es gab einige Positionsänderungen. Nils Koch konnte sich mit dem Aston Martin BR9 GT1 von CORE Motorsports zunächst an Thrustmaster Mivano Racing, sowie einige Runden später im Stint noch an Radicals Online vorbeisetzen und damit den dritten Platz im Rennen festigen. An der Spitze konnte Torrent Motorsports sich ein knappes Polster auf Coanda Simsport herausfahren und zusammen setze man sich langsam vom Rest des Feldes ab.

Außer Kontrolle: Beim Anbremsen auf Turn 16 verliert Jeremy Bouteloup die Kontrolle über seinen Aston Martin, Foto: Dustin Hickmann
Außer Kontrolle: Beim Anbremsen auf Turn 16 verliert Jeremy Bouteloup die Kontrolle über seinen Aston Martin, Foto: Dustin Hickmann

Für SimRC.de Iris lief der erste Stint erfreulich und man konnte insgesamt drei Positionen gewinnen und fand sich vor den ersten Pitstops in Runde 30 auf Platz 5 wieder. Zu Beginn des zweiten Stints unterlief Jeremy Bouteloup von Radicals Online jedoch ein Fehler in Kurve 15, wodurch zwei Positionen verloren gingen. SimRC.de Iris stand somit auf Platz 4, was von der Pace an diesem Wochenende auch das Maximum zu sein schien. Eher schaute man nach hinten, wo Radicals Online den zuvor verlorenen gegangen Boden wieder gutmachen zu versuchte. Dort entwickelte sich daraufhin ein ansehnliches Duell, was bis zum Ende des dritten Stints und somit bis zur Halbzeit des Rennens andauerte. Ein komplett chaotischer Boxenstopp warf Radicals aus der Bahn und man verlor wertvolle Zeit, als die Tankanlage streikte. Man rollte zunächst - scheinbar komplett abgefertigt - los, doch blieb man einige Meter hinter der Box wieder stehen, als man bemerkte, dass man nicht nachgetankt hatte. Die Mannschaft schob daraufhin das Fahrzeug schnell zurück und tanke das Fahrzeug im zweiten Versuch erfolgreich voll. Eine gute halbe Minute kostete diese Aktion zusätzlich und man verlor dadurch den Anschluss an Platz 4.

In der zweiten Hälfte des Rennens festigte sich die Konstellation der Top 5-Platzierungen und auch Torrent Motorsport ließ an der Spitze nichts mehr anbrennen. Knappe zehn Sekunden rettete man vor Coanda nach sechs Rennstunden ins Ziel und man fuhr zwanzig wichtige Zähler in der Meisterschaft ein, wodurch man nach dem dritten Platz in Sebring nun die WM-Wertung vor SimRC.de Iris anführt, für welche es am Ende zum vierten Platz hinter CORE Motorsports reichte.

Meisterschaftsstand nach 2 von 6 Läufen
Torrent Motorsports 34
SimRC.de Iris 32
Heusinkveld CORE Motorsports 30

Ambitionen unterstrichen: Pure Racing Team sichert sich den zweiten Sieg

Nachdem das GTS-Feld im Qualifying zum ersten Saisonlauf in Sebring denkbar eng beieinander lag, zeigte sich auf dem Circuit of the Americas ein gänzlich anderes Bild. Mit fast drei Zehnteln Vorsprung sicherte sich Thrustmaster Mivano Racing die Pole vor den Siegern des ersten Saisonlaufs. Ebenfalls war es bemerkenswert, dass die Abstände zwischen den Audi und Mercedes zwar nach wie vor eklatant waren, doch konnte sich der beste Mercedes auf Rang sieben qualifizieren.

Den besten Start in das sechsstündige Rennen erwischte dabei das Pure Racing Team: Die #71 bremste sich bereits in der ersten Kurve in Führung und bestimmte von da an das Renngeschehen in der kleinsten der drei Fahrzeugklassen von der Spitze hinweg. Dicht gefolgt von Atomic Motorsport, Thrustmaster Mivano und CoRe SimRacing auf den Rängen zwei bis vier. Während sich die Spitze schnell sortierte, wurde es im Mittelfeld jedoch turbulent: Team DFTBA traf den auf Rang sieben liegenden Audi von MSP-Drivers-Home in der zweiten Spitzkehre und drehte die #85 von der Strecke. Die folgenden Fahrzeuge mussten dem Unfall ausweichen und verloren bereits früh den Anschluss an die Spitzengruppe. Die Rennleitung reagierte prompt und verhängte für dieses Foul eine 15-sekündige Stop-and-go-Strafe.

Packendes Duell: CoRe SimRacing und Shinya Michimi Racing schenkten sich in COTA nichts, Foto: Dustin Hickmann
Packendes Duell: CoRe SimRacing und Shinya Michimi Racing schenkten sich in COTA nichts, Foto: Dustin Hickmann

Mit dem Beginn des Überrundungsverkehrs nach circa fünfzehn Minuten wurde das GTS-Feld stark auseinandergerissen. Direkte Zweikämpfe auf der Strecke gab es wenige und möglichst konstante und durch den Verkehr unbeeinträchtigte Runden gewannen an Bedeutung. Am besten gelang dies in den ersten zwei Rennstunden dem Pure Racing Team, die ihre Führung auf Atomic Motorsport und Thrustmaster Mivano festigen konnten. Dahinter lieferten sich CoRe SimRacing und Shinya Michimi Simracing einen engen und den wohl ansehnlichsten Zweikampf in der GTS-Klasse. Fast drei Stunden konnten sie weder der Verkehr noch leicht divergierende Boxenstrategien voneinander trennen und immer wieder wechselten sie hinter dem zementierten Spitzentrio die Positionen.

Während einige Teams ihre Stints so lang wie möglich machten und so rund 75-minütige Stintlängen erreichten, zielten andere Teams bereits früh auf fünf Stopps ab. So gab es nach vier Rennstunden insbesondere im Mittelfeld viele Positionsverschiebungen, die den Rennstrategien einige Herausforderungen bescherten. So konnten sich etwa eineinhalb Stunden vor Rennende die Pole-Sitter von Thrustmaster Mivano wieder an Atomic Motorsport vorbei und auf Rang zwei vorarbeiten und auch Shinya Michimi konnte CORE Simracing stetig niederringen und lag nun auf Rang vier. Letztere erwischte in der letzten Rennstunde dann das Pech und mehrere Unfälle warfen sie aus den Top 5-Rängen und weit zurück. Am Ende blieb ihnen nur ein enttäuschender 13. Rang, während das Pure Racing Team sich den bereits zweiten Rennsieg der Saison sichern konnte. Der beste Mercedes, von Team IRDK Endurance landete am Ende auf einem starken, wenn auch abgeschlagenen sechsten Klassenrang.

Meisterschaftsstand nach 2 von 6 Läufen
Pure Racing Team GTS 40
Thrustmaster Mivano Racing GTS 30
Odox Motorsports 30

Das Land der aufgehenden Sonne: Über den Pazifik nach Asien

Zum ersten Mal in der Geschichte der NEO Endurance Series geht es für die Teams nach Asien. Genau gesagt nach Japan an den Twin Ring in Motegi. Dort wird in zwei Wochen das sechsstündige Rennen abgehalten, was erstmals in der Nacht stattfinden wird. Die aufgehende Sonne werden die Teams also erst nach Rennende zu Gesicht bekommen. Man darf mit kühlen nächtlichen Temperaturen rechnen und wir sind gespannt, wer am 11. Dezember die Nase vorn haben wird.