Es wurde wild spekuliert, heftig debattiert und es war mit Abstand das am heißesten diskutierte Thema in der Boxengasse: Der Regen. Nach den Voraussagen der Meteorologen sollte es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit beim zehnten Meisterschaftslauf auf dem Circuit de Spa-Francorchamps das erste Mal in dieser Saison regnen. Jedoch blieb es, entgegen aller Erwartungen, sowohl über das komplette Qualifying, als auch über die vollständige Renndistanz von 35 Rennrunden trocken.

Am Ende konnte sich ein bärenstarker Thomas Edlbergmeier über seinen ersten Saisonsieg freuen. Schon in der Qualifikation stellte er mit der Pole-Position alle Weichen auf Sieg. Thomas Wackerbauer folgte im Qualifying mit 15 Kilogramm Zuladung auf einem starken zweiten Platz. Benjamin Thiermann, Josef Edlbergmeier, Julian Kunze und Alexander Falkenhain komplettierten die Top-6. Thomas Tometzki startete nur von Position acht aus ins Rennen.

Schwere Kollision in Eau Rouge

Nachdem die roten Ampeln erloschen und sich die Rennboliden in die "La Source" stürzten, konnten Edlbergmeier und Wackerbauer die ersten beiden Positionen behaupten. Falkenhain konnte sich mit einem Blitzstart direkt auf die dritte Position vorschieben. In der La Source gingen die Piloten mit äußerst viel Disziplin ans Werk und alle Fahrer konnten diese erste kritische Kurve ohne Probleme passieren.

Der Massencrash zog die Hälfte des Feldes in Mitleidenschaft, Foto: Racersleague
Der Massencrash zog die Hälfte des Feldes in Mitleidenschaft, Foto: Racersleague

In der legendären Eau Rouge krachte es dann aber gewaltig. Thomas König lenkte zu früh ein, kam aufs Gras und verlangsamte dadurch sein Fahrzeug. Die Folge war eine Kettenreaktion. Jens Fey fuhr König drauf, Kai Laake wiederrum hing dadurch mit seinem Pagani Zonda im Getriebe von Fey und beide schlugen mit sehr hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung ein. Was folgte war eine Massenkarambolage, die mehr als zehn Fahrern das Rennen zerstörte.

Nach der Eau Rouge folgten auf der Kemmel-Geraden die ersten Windschattenschlachten und nach der ersten Runde hieß die Reihenfolge: T. Edlbergmeier, Wackerbauer, Falkenhain, Kunze, J. Edlbergmeier, Thiermann. In Runde vier versuchte Alexander Falkenhain vor Les Combes auf der Außenbahn an Thomas Wackerbauer vorbei zu gehen, doch dieser fuhr Kampflinie und behauptete seine zweite Position. Meisterschaftsanwärter Thomas Tometzki setzte sich derweil mit einem schönen Ausbremsmanöver vor der Bus-Stop-Schikane an Frank Schulte-Loh vorbei und lag nun auf dem siebten Platz.

Durch die heftige Kollision in der ersten Runde hatte sich das Feld für die Verhältnisse der GTP Pro Series schon recht weit auseinander gezogen und es kehrte erst einmal etwas Ruhe ein. Mittlerweile hatten sich die ersten drei Fahrer vom Rest des Feldes etwas absetzen können und Falkenhain probierte es erneut an der gleichen Stelle wie schon in Runde vier. Doch wieder verteidigte Wackerbauer seine Position mit allem was er hatte und konnte sich erneut vor Falkenhain halten. Thomas Edlbergmeier, der bis dahin ein fantastisches Rennen fuhr, hatte unmittelbar vor der Boxenstoppphase einen Vorsprung von guten drei Sekunden auf Wackerbauer. Die Top-6 komplettierten Falkenhain, Kunze, Edlbergmeier und Roersch.

Einsatz der Boxencrew

Wackerbauer verteidigte seinen Platz vehement gegen Falkenhain, Foto: Racersleague
Wackerbauer verteidigte seinen Platz vehement gegen Falkenhain, Foto: Racersleague

Wie in jedem Rennen der GTP Pro Series begann rund um die Rennhälfte die heiße Phase der Boxenstopps, die bisher in jedem Meisterschaftslauf großen Einfluss auf den weiteren Rennverlauf hatte. Falkenhain zog seinen Boxenstopp vor und versuchte auf diese Art und Weise an Wackerbauer vorbei zu kommen. Der Hauptprofiteur der Boxenstopps war Thomas Tometzki, der sich aufgrund seines geringeren Spritverbrauches nach den Besuchen bei den Boxencrews auf dem vierten Platz wiederfand.

Auch Falkenhain konnte profitieren und schob sich vor Thomas Wackerbauer auf Position zwei. Demnach ergab sich nach den Boxenstopps folgende Reihenfolge in den Top-6: T. Edlbergmeier, Falkenhain, Wackerbauer, Tometzki, Kunze und J. Edlbergmeier. Es lagen also zu diesem Zeitpunkt des Rennens alle vier Meisterschaftsaspiranten auf den ersten vier Positionen. Keiner zeigte eine Schwäche und alle fuhren bis dahin ein konstantes und fehlerfreies Rennen.

In Runde 22 sollte es dann einen Zweikampf um die vierte Position geben. Julian Kunze saugte sich auf der Kemmel-Geraden im Windschatten an und bremste sich mit einem tollen Manöver auf der Außenbahn an Tometzki vorbei und holte sich damit seinen beim Boxenstopp verlorenen Platz zurück.

Darauf folgend kam es in der Gruppe rund um Benjamin Thiermann zu wilden Positionskämpfen. Peter Jan Hoekstra konnte sich zunächst an Thiermann in der Bus-Stop-Schikane vorbeibremsen, doch Thiermann konterte direkt aus dem Windschatten die Kemmel-Gerade hinunter und so blieb die alte Rangfolge zunächst bestehen. Zwei Runden später sollte es dann allerdings zu einer Kollision kommen. Hoekstra bremste sich in Turn 15 neben Thiermann, verpasste den Scheitelpunkt, rutschte in den Lamborghini-Piloten hinein und schoss diesen ins Kiesbett ab. Aus Gründen der Fairness ließ Hoekstra Thiermann auf der Start-Ziel-Geraden wieder vorbei und die beiden Profiteure hießen Schulte-Loh und Moebus, die nun die Positionen acht und neun für sich beanspruchen konnten.

Zum Ende des Rennens musste Thomas Tometzki erneut um seine Position kämpfen. Kim Strohmann versuchte es in La Source außen herum. Das Manöver funktionierte aber nicht und so kam es zu einer der spektakulärsten Szenen im ganzen Rennen. Strohmann und Josef Edlbergmeier fuhren gleich auf in die Eau Rouge hinein. Letztendlich steckte Strohmann zurück und anstatt, dass er ein Platz gut machte, verlor er eine Position an Josef Edlbergmeier.

The Checkered Flag

Tometzki, Strohmann und J. Edlbergmeier beharkten sich kräftig, Foto: Racersleague
Tometzki, Strohmann und J. Edlbergmeier beharkten sich kräftig, Foto: Racersleague

Von all dem völlig unbeeindruckt überquerte ein starker Thomas Edlbergmeier nach einer Rennzeit von achtzig Minuten als erster die Ziellinie und feierte damit seinen ersten Saisonsieg. Es folgten Falkenhain und Wackerbauer auf den Plätzen zwei und drei. Kunze, Tometzki, Edlbergmeier, Strohmann, Schulte-Loh, Moebus und Peter Jan Hoekstra komplettierten die Top 10.

Thomas Wackerbauer ist zwei Rennen vor Saisonende mit sieben Punkten Vorsprung auf Tometzki und Edlbergmeier Top-Favorit auf den Fahrertitel. Falkenhain hat hingegen mit neun Punkten Rückstand nur noch minimale Chancen, in den Meisterschaftskampf einzugreifen. Wie es sich in den letzten Rennen schon herauskristallisiert hat, haben in der Teammeisterschaft nur noch zwei Teams die Chance auf den Titel. Josef und Thomas Edlbergmeier, die für das Team Maserati Corsa an den Start gehen, haben einen Vorsprung von 21 Punkten auf Inside-Paddock, bestehend aus Thomas Tometzki und Stefan Moebus.

Die Saison bewegt sich mit großen Schritten auf die absolut finale Phase der Meisterschaft zu. Keiner der Meisterschaftsaspiranten darf sich auch nur den geringsten Fehler erlauben. Weiter geht es am 24.02.2014 am Bahrain international Circuit im gleichnamigen Wüstenstaat.