Tomáš Enge ist nach seiner 18-monatigen Sperre wegen eines Verstoßes gegen die Dopingbestimmungen der FIA wieder zurück - und wie: das Rennen der amerikanischen Pirelli World Challenge in St. Petersburg gewann er prompt. Enge war der erste (und bislang einzige) tschechische Formel-1-Fahrer und ist weltweit einer der besten GT-Fahrer zu dessen Markenzeichen ein aggressiver und spektakulärer Fahrstil zählt. Der 37-Jährige geht 2014 in seine 21. Saison.

Wie fühlt es sich an wieder weltweit Rennen fahren zu können - gerade wenn Du nach St. Petersburg kommst, wo Du 2007 einen heftigen Unfall hattest?
Es fühlt sich gut an. Nach anderthalb Jahren Abstinenz als Rennfahrer ist es großartig wieder Rennen fahren zu können und nach Amerika zu kommen, wo ich den Unfall hatte. Ein Comeback mit einem Sieg auf einer Strecke, mit der du noch eine Rechnung offen hattest, ist schlichtweg fantastisch.

Wie hast Du die Zeit während Deiner Sperre verbracht?
Auch wenn ich keine Rennen gefahren bin, habe ich bei Testfahrten viel für Reiter Engineering in verschiedenen Rennwagen gesessen: Wir haben den SaReNi Camaro GT3 und den Reiter Gallardo FL2 GT3 von Reiter Engineering für die neue Saison vorbereitet. Daher fühlt es sich gut an, das Jahr mit einem Sieg in einem dieser Wagen zu beginnen.

Wenn Du Deinen Namen im Internet suchst: Fürchtest Du, dass Du wegen der falschen Dinge in Erinnerung bleiben könntest?
Eigentlich nicht. Was passiert ist, ist halt passiert. Diejenigen, die sich im Motorsport auskennen, wissen wer ich bin; sie kennen mein Potential, meine Fähigkeiten und meine Ergebnisse. In der Motorsport-Gemeinschaft habe ich noch immer viel Rückhalt und das gibt mir die nötige Gewissheit, dass die Leute mir noch immer vertrauen.

Hast Du das Gefühl nach dem Auf und Ab der letzten Jahre etwas beweisen zu müssen?
Nein. Die Leute wissen, welche Fähigkeiten ich habe. Und sie wissen, dass ich nichts mehr beweisen muss.

Kennt man Dich unter einem bestimmten Spitzname?
Nicht, dass ich wüsste.

Du bist in der Formel 1 für Prost gefahren, hast die GT1-Wertung in Le Mans gewonnen und warst schon beim Indy 500: Welches ist Dein bestes Rennerlebnis?
Jedes dieser Rennen hat mich um wichtige Erfahrungen bereichert. Daher kann ich kein einzelnes hervorheben. Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, so viele verschieden Arten von Motorsport kennenzulernen.

2014 fährst Du einen Reiter-Gallardo in St. Petersburg und einen SaReNi-Camaro in Monza bei der BES: Ist das nicht eine komische Konstellation?
Überhaupt nicht! Jeder Rennwagen und jede Strecke haben ihre Besonderheiten - egal ob ich ein deutsches, amerikanisches oder italienisches Auto in Amerika, Europa oder Asien fahre. Ich will immer schnell sein und Freude beim Fahren haben.

Weißt Du schon, in welchen Meisterschaften Du in diesem Jahr starten wirst?
Insgesamt sind es vier: Die Pirelli World Challenge in Nordamerika sowie die Blancpain Endurance Series, die Blancpain-Sprint-Series und das ADAC GT Masters.

Du fährst nun schon viel Jahre GT-Fahrzeuge: Wie stehst Du zu den aktuellen Entwicklungen?
Bei den GT-Fahrzeugen ist es ähnlich wie in der Formel 1 oder bei den LMP. Jedes Jahr gibt es mehr oder minder große Veränderungen. Wir Rennfahrer müssen damit zurecht kommen und dabei ist es egal, ob es uns gefällt oder nicht: Wir müssen immer das Maximum herausholen.

Du hast schon an vielen Meisterschaften in der ganzen Welt teilgenommen: Gibt es ein Rennen, bei dem Du noch antreten willst?
Die Rallye Dakar und das Indy 500, das ich dann zum zweiten Mal fahren würde.