Pünktlich zum Frühlingsstart schnupperten wir das erste Mal in diesem Jahr salzige Meeresluft. Als Begleiter für unseren Trip an die kroatische Küste, suchten wir uns einen noblen Engländer aus. Wer jetzt an etwas Gediegenes im royalen Stil denkt, liegt falsch, denn das Performance-SUV hat es schon in sich. Unter der Haube sitzt ein 4,0-Liter-V8 mit Doppelturboaufladung, 550 PS und 770 Newtonmeter Drehmoment. Damit geht es in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Die maximale Spitze ist bei 290 km/h erreicht, die wir gerade einmal auf dem kurzen Stück deutscher Autobahn wirklich austesten konnten. Für kurvige kroatische Küstenstraßen ist dies fast schon zu viel Power. Der Bentayga S macht aber auch im gemächlicheren Fahrstil Spaß und besitzt noch dazu eine sehr bequeme Fahrwerkseinstellung. Verbergen lässt sich der V8 aufgrund der Sport-Doppelauspuffanlage dann aber doch nicht. Insbesondere im richtigen Fahrmodus und mit Druck aufs Gas freuen sich die Ohren.

Unauffällige Präsenz

Bentley, Bentayga S
Foto: Simninja

In Kroatien angekommen parkten wir den 5,13-Meter-Kollos erstmal in der Sonne und machten uns mit Meeresblick im Hintergrund mit dem Design vertraut. Die erste Modellgeneration des Nobel-SUV kam bereits 2016 auf den Markt und wurde bis 2020 produziert. 2021 schickte man dann das Facelift auf die Straßen. Die Grund-Silhouette blieb hingegen all die Jahre ähnlich. Optisch hatte sich insbesondere das Heck verändert, wo sich nun ovale statt den rechteckigen Leuchten befinden. Das rundliche Lichtdesign (auch an der Front im Kristall-Look mit 48 individuellen LEDs) muss man aber mögen. Unser Modell Bentayga S kommt in der Lackierung „Candy Red“, ist mit 22-Zöller, Seitenschweller und einem Heckspoiler ausgestattet. Zur Serie der S-Version gehört auch die „Blackline Specification“, welche alle Zierelemente, den Kühler sowie Licht- und Seitenspiegelgehäuse des Fahrzeugs einschwärzt. Dies verleiht dem Fahrzeug ein gewisses Understatement. Wer mehr Opulenz und für mehr Aufsehen sorgen will, greift besser zur Ausstattungslinie „Azure“, die mit ordentlich viel Chrom auf sich warten lässt.

Bentley, Bentayga S
Foto: Simninja

Optisch zieht sich das rote Farbschema weiter in den hervorragend verarbeiteten Innenraum. Dort findet man edles rotes sowie schwarzes Leder im längsgesteppten Design, Carbon-Zierelemente sowie Kontrastnähte. Ergänzt wird das Ambiente durch Chrom-Details wie den Lüftungsdüsen. Diese, so vermuteten wir, wären eigentlich aus Metall gefertigt. Es stellte sich aber heraus, dass sie lediglich aus Kunststoff sind und leider das luxuriöse Innenraum-Feeling etwas abschwächen. Dies wird durch die Plastik-Tasten in der Mittelkonsole zusätzlich unterstrichen – Schade! Bei den Lenkstockhebeln für die Scheibenwischer, Blinker und Tempomat bediente man sich bei der Konzern-Schwester Audi. Weiters befinden sich sehr viele winzige, eher unästhetische Knöpfe für die Verstellung an den Sitzen. Ein weiterer Nachteil stellt der relativ kleine Infotainment-Screen dar. Dieser sitzt sehr tief im Armaturenbrett, ist von dickem Leder umgeben und dadurch teilweise schlecht ablesbar. Hier muss man aber wiederum bedenken, dass der Bentayga 2021 das letzte Mal überarbeitet wurde und sich in Sachen Interieur-Bildschirme in den vergangenen drei Jahren einiges getan hat. Etwas verbesserungswürdig könnten weiters die Kopfstützen, die wenig Seitenhalt bieten, sein. Hier wäre auf längeren Fahrten eine Art „Kissen“ à la Mercedes S-Klasse wünschenswert. Aber jetzt genug mit dem Meckern auf hohem Niveau: Richtig gut fanden wir die Soundanlage von Bang & Olufsen.

Bentley, Bentayga S
Foto: Simninja

Keine Alltagsfahrt

Nachdem wir nun ein bisschen Sonne getankt hatten, wollten wir endlich die Geländetauglichkeit des Briten testen, denn immerhin handelt es sich hierbei um ein SUV. Dafür ging es mit dem Bentayga S in einen Steinbruch – und siehe da, offroaden kann er, auch wenn der Brite wohl in den allermeisten Fällen nur auf asphaltierten Straßen bewegt wird. Dank der unterschiedlichen Fahrmodi lässt sich das Sport-SUV auf jegliche Gegebenheiten perfekt einstellen. Steiles Bergabfahren geht dank der Bergabfahrhilfe des Weiteren problemlos. Durch die hohe Sitzposition behält man Überblick, auch wenn sich der Bentley im ersten Moment riesig anfühlt. Apropos riesig: Zum Ende warfen wir noch einen schnellen Blick in den Kofferraum. Dieser ist, wie man vermuten kann, groß. Er könnte aber aufgrund der überdurchschnittlichen Außenmaße durchaus noch mehr Platz bieten. Für mehr Raum im Interieur kann man zur „Extended Wheel Base“-Version mit langem Radstand und Business-Class-Sitzen im Fond greifen. Wir bevorzugen dann aber doch eher das "kompaktere" sowie sportlichere V8-Biest.

Bentley, Bentayga S
Foto: Simninja

Die Preise für den Bentayga V8 S beginnen bei knapp unter 200.000 Euro. Unser Testwagen kam mit allen Extras auf 254.611,60 Euro. Der Verbrauch auf unserer Tour lag im Schnitt bei 13,6 Liter auf 100 Kilometer.

Alle weiteren Bilder zu unserem Ausflug gibt es hier: