Die diesjährige Ausgabe des Langstreckenklassikers an der Sarthe war in erster Linie an Dramatik, aber auch an Spannung nicht zu überbieten. Als sich das Feld in die Aufwärmrunde begab, begann es leicht zu regnen, das gesamte Feld der 56 Fahrzeuge befand sich auf Slicks. Marc Lieb fuhr den Start für das österreichisch-deutsch-französische Fahrergespann. In der vierten Runde kam der führende der GTE-Am-Klasse, der Däne Allan Simonsen in einer extrem schnellen Kurve von der Fahrbahn ab und schlug in sehr ungünstigem Winkel in die Leitplanken ein. Simonsen, ein äußerst sympathischer, extrem erfahrener Pilot im GT-Sport, verstarb im Medical Center an den Folgen des Unfalls. Von diesem Zeitpunkt an traten alle sportlichen Aktivitäten auf der Rennstrecke in den Hintergrund.

Richard Lietz übernahm den Porsche 911 RSR des Porsche-Werksteams um 20.30 Uhr und kämpfte von da an gegen die favorisierten Aston-Martin-Wagen um den Sieg. Aufgrund der weiterhin sehr unbeständigen Witterung kam es zu unzähligen Zwischenfällen, die zu vielen Safety-Car-Phasen führten. Immer wieder bogen die drei Sicherheitsfahrzeuge zu einem für Lietz ungünstigen Zeitpunkt auf die Strecke und machte den mühsam erkämpften Vorsprung zunichte.

"In den letzten sechs Stunden fangen wir richtig an Rennen zu fahren", hatte Richard Lietz im Vorfeld des Rennens in die Notizblöcke diktiert. Da konnte er noch nicht wissen, was auf ihn zukommen würde. Der Österreicher bekam von Porsche wegen seiner im Training gezeigten Leistungen die verantwortungsvolle Aufgabe, den Schlussturn zu fahren. Nach unglaublichen 23 Stunden Renndauer trennten ihn keine zehn Sekunden vom führenden Aston Martin Stefan Mückes. Er fuhr die Lücke zu und konnte die Führung übernehmen.

Regenreigen oder nicht?

Kurz vor Rennende ging nochmals ein heftiger Regenschauer nieder, das gesamte Feld war auf Slicks. "Ich hatte den Aston formatfüllend im Rückspiegel und musste mich mit dem Team entscheiden, auf Regenreifen zu wechseln oder noch eine Runde mit Slicks weiterzufahren. Wir wussten, diese Entscheidung würde über Sieg oder Platz zwei ausschlaggebend sein. In allerletzter Sekunde entschieden wir, noch eine Runde draußen zu bleiben, während Stefan Mücke zur Box abbog, um Regenreifen zu holen. Das war goldrichtig und der Schlüssel zum Sieg. Bei allerdings verhaltener Freude ist es mir aber wichtig, zu erwähnen, dass wir ständig in Gedanken bei Allan und seiner Familie waren. Ich hatte mit ihm mehrere Rennen gemeinsam bestritten, er war ein Pfundskerl und einer der schnellsten im GT-Sport."

Dieser war nach 2007 und 2010 der dritte Sieg für den österreichischen Porsche-Werksfahrer beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.