Die Langstrecken-Weltmeisterschaft ist auf einem guten Wege, sich in der Welt des Motorsports fest zu etablieren. Einen großen Anteil daran tragen unter anderem die Werksteilnahmen der Marken Audi, Toyota und Porsche. Naturgemäß beschäftigen sich daher viele Beobachter mit der Frage, welcher der nächste Hersteller sein könnte, der an dem neuen Championat Gefallen findet. BMW wohl eher nicht, glaubt Mario Theissen. Zumindest, was ein Engagement im Sektor der Prototypen anbelangt.

"Dazu habe ich nie eine Empfehlung ausgesprochen", verriet der ehemalige Motorsportchef der Bayern am Rande des DTM-Auftakts in Hockenheim. Zwar gewann 1999 der legendäre BMW V12 LMR unter der Leitung Theissens die 24 Stunden von Le Mans, doch eine reine Herzensangelegenheit war das Projekt nicht. Stattdessen diente es als Plattform zur Vorbereitung auf die Formel-1-Rückkehr des Hauses BMW in Zusammenarbeit mit dem Williams-Rennstall.

Kosten-Nutzen-Verhältnis ausschlaggebend

"Wenn man sich das heute einmal ansieht: Ein Auto in Le Mans einzusetzen, ist genauso teuer wie in der Formel 1. Nur sind die 24 Stunden das einzige Sportwagenrennen, dass in der Öffentlichkeit wirklich wahrgenommen wird", so der nunmehr 60-Jährige gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man kann zwar in die American Le Mans Series in den USA gehen, doch als wir dies damals taten, sagten die Marketingleute: 'Toll, dass ihr hier seid, aber was für unsere Fans wirklich zählt, ist der M3.'"

Nebst der finanziellen Sinnhaftigkeit kritisierte Theissen den Gedanken, lediglich aus Gründen des Prestiges der Schlacht an der Sarthe beizutreten. Immerhin wäre ein Sieg über Kontrahenten wie Porsche ein riesiger Erfolg. "Wenn man solche Projekte nach der Konkurrenz ausrichtet, springt man bloß hin und her. Mein Auftrag zum Abschluss war es, im Bereich der Produktionswagen ein starkes Projekt hinzustellen, das möglichst weltweit funktioniert. Und daran wird man auch sicherlich nicht rütteln."

"Unabhängig vom Eintritt Porsches sehe ich nicht, dass wie in den Siebzigern eine Prototypen-Rennserie entsteht, die ähnlich viel Aufmerksamkeit genießen wird wie die Formel 1." Doch genau dies, so Theissen, sei die Prämisse, damit sich ein Engagement in der LMP1-Klasse überhaupt rechnen könne. Dass BMW in naher Zukunft wieder mit einem siegfähigen Prototypen in Le Mans am Start sein wird, ist also nicht zu erwarten.