Mit "the essence of racing" beschrieb BMW seine Formel 1 Ambitionen nach dem Kauf des Schweizer Sauber Teams, glaubt man den Aussagen von Mitarbeitern und Fans des bayerischen Autobauers, wird man erst 2010 - im Jahr nach dem Formel 1 Rückzug - die wahre BMW Motorsportpassion erleben.

Als Mercedes Mitarbeiter vor knapp einer Woche gegen die Produktionsverlagerung der C-Klasse demonstrierten, konnte man in Sindelfingen auch Plakate sehen, auf denen der Ausstieg aus der Formel 1 gefordert wurde. Kurz vorher hatte man allerdings das Weltmeisterteam Brawn GP übernommen und anders als der Hauptkonkurrent im Premiumsegment - BMW - ein klares Bekenntnis zur Königsklasse abgegeben.

In Bayern denkt man bekanntlich immer etwas anders und deshalb endete das Intermezzo der Münchner in der Formel 1 mit dem Saisonabschluss in Abu Dhabi. Außer den Formel-1-Verantwortlichen und BMW Motorsportchef Dr. Mario Theissen scheint dies allerdings nicht viele sonderlich traurig zu stimmen. Das Sauber Team wird 2010 wieder als Privatteam in der Formel 1 am Start sein und seit der Bekanntgabe der BMW Motorsport Pläne für das kommende Jahr ist sicher, dass die Münchner auch weiterhin Rennen fahren. Mehr Wert auf Nachhaltigkeit wolle man legen, so die Verantwortlichen zum Formel-1-Ausstieg, mehr Anwesenheit auf den Rennstrecken der Welt ist ihre Reaktion. Ein Widerspruch? Wohl kaum, denn dass die Formel 1 wesentlich teurer als die meisten Rennserien zusammen ist, wissen nicht nur die Manager in der Konzernzentrale München, sondern auch die Fließbandarbeiter in Kurzarbeit.

Zurück zu Traditionsrennen

BMW probte in der ALMS und der Asien Le Mans Serie., Foto: BMW
BMW probte in der ALMS und der Asien Le Mans Serie., Foto: BMW

Was nun 2010 bei den Bajuwaren auf dem Programm steht, haben wir schon ausführlich berichtet, was man erwarten kann, darüber darf spekuliert werden! Kurz gesagt, BMW beteiligt sich am Aufschwung im GT-Rennsport und will die erfolgreichen Zeiten weiß-blauer Produktionswagen wieder aufleben lassen.

Traditionsrennen stehen auf dem Programm: Nürburgring, Le Mans, Spa - Motorsport-Legenden wie das Münchner Aushängeschild M3 selbst. Der M3GT2 Bolide soll nach einer erfolgreichen Debütsaison in der American Le Mans Series (ALMS) 2010 zusätzlich Europa erobern! Kommt Ihnen das bekannt vor? Richtig! Schon der Vorgänger auf Basis des E46 3er war überaus erfolgreich in den Staaten, aber auch nicht weniger umstritten. Der Grund waren die Unterschiede zwischen dem M3GTR und dem Serienpendant, die dazu führten, dass die Organisatoren der ALMS den V8-befeurte GT aus der Serie verbannten (der Straßen-M3 verfügte nur über einen Reihensechszylindermotor). Auch eine nachgeschobene limitierte Sonderserie half nicht mehr und der GTR verschwand samt Titel in Fahrer- und Herstellerwertung aus Amerika.

Im Nachhinein betrachtet wäre das Auto ohne den Ausschluss aus der ALMS vielleicht nie nach Europa gekommen, was BMW zwei Doppelsiege bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring gekostet hätte. 2004 und 2005 waren die Jahre des von Fans und Mechanikern liebevoll "Gabi" genannten M3s und der letzte "Nicht-Manthey-Porsche-Sieg".

Starke Besetzung

Zurück zum Nachfolger, der in "Gabis" Fußstapfen treten soll: Mittlerweile hat auch der Serien M3 (intern E92) einen 4l V8 Motor und das Coupé dürfte ohne Probleme in den europäischen GT-Rennserien zugelassen werden. Dürfte? Ja, Konjunktiv, denn anscheinend vergaß man beim Serien M3 das Transaxle-Getriebe (an der Hinterachse), das die Rennversion schon hat! Dennoch wird der ACO (Organisator 24h Le Mans & Le Mans Series) wohl ein Auge zudrücken und über den kleinen Schönheitsfehler hinwegsehen und BMW - elf Jahre nach dem Gesamtsieg beim 24h Rennen - wieder mit einem Werksauto an die Sarthe kommen. Eingesetzt wird der M3GT2 in Europa von Schnitzer Motorsport, in den USA von Rahal Letterman mit der unveränderten Besetzung Dirk Müller, Tom Milner, Bill Auberlen und Joey Hand.

2010 gibt es nur noch zwei BMW in der WTCC., Foto: Sutton
2010 gibt es nur noch zwei BMW in der WTCC., Foto: Sutton

In der Le Mans Serie bilden Neuzugang und Grand-Am Meister Dirk Werner, sowie Jörg und Dirk Müller und die WTCC-Piloten Augusto Farfus und Andy Priaulx die Mannschaften. Eine besondere Überraschung gelang BMW Motorsport mit der Verpflichtung der Nordschleifenspezialisten Uwe Alzen und Dirk Adorf für das 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring. Mit dieser hochkarätigen Fahrergarde und als voraussichtlich einziges GT2 Auto im Feld wird der M3 mehr als nur ein Wörtchen um den Gesamtsieg mitreden.

Zwei Autos in der WTCC

Apropos WTCC: neben der Formel 1 wendet sich BMW auch (zum Teil) von der zweiten FIA Meisterschaft ab und reduziert sein Aufgebot auf zwei 320si für Priaulx und Farfus, die von Bart Mampey eingesetzt werden. Publikumsliebling Alessandro Zanardi gab bereits im Vorfeld seinen Ausstieg aus der Tourenwagen-WM bekannt. Als ersten Schritt eines kompletten Ausstiegs darf man die Reduktion der Werkswagen allerdings nicht werten, immerhin arbeitet man bei BMW schon an einem 1,6l Vierzylinder Turbomotor, der neben der WTCC auch in weiteren Rennserien der FIA eingesetzt werden kann.

Dass deren Produkte in mehr als nur einer Meisterschaft antreten können, gehört bei BMW seit jeher zur Motorsportphilosophie, vielleicht scheute man gerade deshalb bisher ein Engagement in der DTM. Mit einem neuen Reglement könnte sich der Wunsch vieler Fans und der ITR eventuell bewahrheiten, im Hintergrund laufen bereits Gespräche der DTM-Verantwortlichen mit der japanischen Super GT-Serie, die sich ebenfalls neu ausrichten möchte und ein ähnliches oder gemeinsames Format ausarbeitet.

Z4GT3

Der grüne Alpina-Blitz war schon 2009 unterwegs., Foto: ADAC Nordrhein
Der grüne Alpina-Blitz war schon 2009 unterwegs., Foto: ADAC Nordrhein

Ein Auto das von Privatteams eingesetzt werden soll, wird der relativ überraschend angekündigte BMW Z4GT3: War da nicht auch was? In der Tat, mit dem Alpina B6GT3 läuft seit 2009 indirekt ein durchaus erfolgreicher BMW-Ableger in der beliebten GT3! Zwar gilt Alpina als unabhängiger Autobauer, zumindest bei Serienwagen spricht man sich meist mit BMW ab, um interne Konkurrenz zu vermeiden. Warum 2010 auch BMW ein GT3 Fahrzeug zum Verkauf anbietet bleibt vorerst ein Rätsel, denn das giftgrüne Alpina Coupé hat sich nicht nur mit dem wohl lautesten Klang aller GT3s in die Herzen der Fans "gebollert", sondern auch in der GT3 Europameisterschaft und in den deutschen ADAC GT-Masters überzeugt.

Auch bei den 24 Stunden Rennen in Spa-Francorchamps und am Nürburgring startete das Coupé aus Buchloe, in der Eifel könnte es 2010 zu einem Aufeinandertreffen mit dem M3GT2 kommen. Ob dann auch schon ein Z4GT3 mit von der Partie sein wird, darf gespannt erwartet werden - wie man sich bei BMW das Auto vorstellt ebenso! Obwohl die Basis aus der Serie mit einem relativ schweren und weniger verwindungssteifen Klappverdeck und bisher maximal mit einem Sechszylindermotor ausgestattet ist, wurde von Mario Theissen ein V8 und ein festes Dach angekündigt. Ob das Hinweise auf eine bisher dementierte M-Version des Z4 sind, wird in vielen Internetforen heiß diskutiert. Dass man bei der Homologation keine Risiken eingehen soll, weiß man eigentlich durch die M3 und der Rennversion des Vorgänger-Z4, der wegen seines Heckflügels schlecht einer Klasse zuzuordnen war.

BMW kann 2010 mit dem M3GT4, dem Z4GT3 (bzw. Alpina B6GT3) und dem M3GT2 jede GT-Klasse außer die neue GT1 bedienen und hat so ein klares Bekenntnis zum Rennsport abgeliefert. Auch die Fortführung der erfolgreichen Nachwuchsförderung in der Formel BMW und das Engagement in der WTCC lassen den Formel-1-Ausstieg vergessen. Lange forderten Anhänger eine neue Besinnung, auf die nächste Saison dürfen sie sich freuen!