Als ich zuletzt in einem Rennauto saß, ging es zwar um nichts, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung. Ich hatte mich ja schon lange darauf gefreut, beim Festival of Speed in Goodwood Ayrtons erstes Weltmeisterauto, den McLaren-Honda MP4-4 von 1988, zu fahren. Das hat mir sehr viel bedeutet, das war emotional etwas ganz Besonderes für mich, in diesem Auto, das für ihn und seine Karriere so wichtig war, zu sitzen.

Ich bin ja zum Gück auch wirklich zum Fahren gekommen, das war ein ganz tolles Gefühl mit diesem Turboauto mit der Riesenpower. Aber leider ging dann bei meiner zweiten Fahrt am Samstag nach drei Runden das Getriebe kaputt, so dass Lewis Hamilton am Sonntag nicht mehr fahren konnte. Der arme Lewis hat sich ziemlich geärgert, kann ich auch gut verstehen, das wäre mir umgekehrt sicher genauso gegangen...

Kein GP2-Comeback, LMS hat Vorrang

Dann habe ich erst mal eine Woche Urlaub in Miami gemacht, Sonne, getankt, bin sogar ein bisschen braun geworden... Da es auf keinem US-Sender eine Live-Übertragung des deutschen Grand Prix gab, musste ich halt im Internet was finden - ging auch einigermaßen, allerdings mit nicht besonderem Bild. Was aber trotzdem bis zu mir vorgedrungen ist, waren die Gerüchte, die da offensichtlich am Nürburgring kursierten, dass ich ab Ungarn zu iSport in die GP2 zurückkommen würde.

Da ist aber nichts dran: Ich habe immer wieder Angebote gehabt, noch einmal GP2 zu fahren, aber ich bin überzeugt, dass es mir für meine weitere Entwicklung nichts bringen würde. Ich habe in der GP2 viel gelernt, aber auch gezeigt, was ich kann. Jetzt dahin zurück zu gehen, würde mich meiner Meinung nach nicht wirklich weiterbringen. Da fahre ich lieber die LMS mit Oreca zu Ende und lerne dort andere, neue Dinge dazu, die ich ja vielleicht speziell durch die neuen Regeln, die 2010 in der Formel 1 kommen sollen, dann dort gut brauchen könnte. Reifen schonen, Benzin sparen - das sind ja alles Dinge, die mit dem Nachtankverbot durchaus aktuell werden.

Formel-1-Gespräche auf Eis

Im Dunkeln hatte Bruno Senna noch Probleme., Foto: Hall/Sutton
Im Dunkeln hatte Bruno Senna noch Probleme., Foto: Hall/Sutton

Worüber ich mit Paul Jackson tatsächlich gesprochen habe, ist, vielleicht den Herbsttest nach dem Saisonabschluss der GP2 zu fahren, um erstens vielleicht für iSport ein bisschen etwas am Auto auszusortieren und mich zweitens wieder auf ein Formelauto einzuschießen - zur Vorbereitung auf Formel-1-Testfahrten dann im Spätherbst oder Winter.

Ich habe Paul in Silverstone beim englischen Grand Prix getroffen, als ich da für einen Tag dort war, um ein paar Gespräche zu führen - aber da war ja alles so von der großen Politik bestimmt, dass kaum jemand Zeit für irgendwas hatte. Und viel hat sich noch nicht geändert, es ist einfach so, dass sich auf dem Fahrermarkt nicht wirklich was bewegt, solange die ganze Politik nicht wirklich aussortiert ist. Ich habe zusammen mit meinem Management natürlich weiter Kontakt zu einigen Formel-1-Teams, aber ich befürchte, dass es schon noch ein bisschen dauern wird, weil ja auch rundum so viele Dinge noch nicht hundertprozentig sicher sind...

Volle Attacke

Erst einmal werde ich am ersten Augustwochenende in Portimao an der Algarve wieder in der LMS im Einsatz sein, diesmal zusammen mit Tiago Monteiro statt mit Stephane Ortelli. Was mich freut, ist, dass Oreca-Teamchef Hugues de Chaunac gesagt hat, dass wir diesmal wieder richtig attackieren dürfen. Das war ja ein bisschen mein Problem bei den 24 Stunden von Le Mans. Da war die ganz klare Vorgabe, nur auf Durchkommen, ständig nur mit 90 bis 95 Prozent, zu fahren. Und das ist etwas, was mir immer noch sehr schwer fällt, dabei dann die Konzentration zu behalten. Am Tag, im Hellen, da geht es noch, mein erster Turn war ja auch absolut in Ordnung, aber im zweiten, in der Nacht, ist mir dann eben dieser Ausrutscher passiert...

Das geht so schnell, gerade im Dunkeln. Da schweifen, wenn man nicht hundertprozentig am Limit fährt, die Gedanken leicht ab, ich war wohl einen Moment nicht voll konzentriert, bin mit einem Rad leicht aufs Gras gekommen, konnte das Auto nicht mehr kontrollieren, bin abgeflogen und auch noch so unglücklich angeschlagen, dass der Unterboden und einiges andere kaputt war.

Großer Ärger

Ich habe mich unglaublich über mich selbst geärgert, dass mir das passiert ist, weil mir ja bewusst war, dass das so unnötig war. Als ich nach der halben Stunde Reparaturpause wieder rausgefahren bin, hatte ich sogar ein paar Probleme, das komplett wegzustecken und mich nur auf das Fahren zu konzentrieren, habe noch ein oder zwei weitere kleine Fehler gemacht und bin dann sogar etwas früher zum Wechsel auf Tiago reingekommen als geplant, weil ich merkte, dass das einfach nichts war und ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass noch etwas schief geht.

Bis zu meinem nächsten Stint morgens um sechs wäre es dann aber schon wieder gegangen, da hatte ich dann auch doch etwas geschlafen und mich auch innerlich wieder gefangen - aber da bin ich ja schon nicht mehr zum Fahren gekommen, weil Stephane Ortelli noch einmal, gerade, als er zum Stopp reinkommen wollte, eine Feindberührung hatte und es allmählich mit den Ersatzteilen knapp wurde.

Nicht alles nachmachen

Bruno Senna war nach Le Mans nicht zufrieden., Foto: adrivo Sportpresse
Bruno Senna war nach Le Mans nicht zufrieden., Foto: adrivo Sportpresse

Sicher, viele Leute haben nachher versucht, mich zu trösten, mir gesagt, ich sei eben nicht der Einzige mit einem Fehler gewesen - aber das ist für mich kein Argument. So ein Fehler darf einfach nicht passieren, den konnte ich mir nicht so schnell und einfach verzeihen. Die Enttäuschung war einfach riesengroß, vor allem für das ganze Team, die Jungs, die so hart gearbeitet haben. Auch für sie hat mir das unheimlich leid getan. Es war einfach eine so große Chance gewesen, bei diesem klassischen Rennen weit vorne zu landen.

Wir hätten nur durchkommen müssen. Das zweite Oreca-Auto hat es mit dem fünften Platz ja vorgemacht. Es war sicher auch eine sehr lehrreiche Erfahrung - ich wollte sie halt nur nicht auf so eine bittere Art machen. Aber auch damit muss ich zurecht kommen. Ja, ja - Ayrton in Monaco 1988, ich weiß, auch das habe ich danach immer wieder zu hören bekommen. Aber eigentlich muss ich ja nun wirklich nicht alles nachmachen. Ich hoffe nur, dass in Portimao alles klappt und ich auch dem Team gegenüber wieder ein bisschen etwas gutmachen kann.