Die Sensation war in Monza zum Greifen nahe: Im letzten Saisonlauf lag Daniel Abt lange in Führung und hatte den Titel der GP3-Serie damit fast in der Tasche. Im Ziel fehlten ihm nach Rang zwei nur zwei Punkte zum ganz großen Wurf. Dass er überhaupt im Finale des Jahres wieder im Titelkampf war, verdankte Abt einem seiner vielleicht besten Rennen überhaupt: Nur von Platz sieben gestartet, hatte er sich am Samstag bis an die Spitze gekämpft und seinen zweiten Saisonsieg geholt - genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach seinem Debütjahr feiert der einzige Deutsche im Starterfeld den Titel des "Rookie of the Year" und die Vizemeisterschaft.

"Wenn ich auf die gesamte Saison schaue, bin ich mit dem zweiten Gesamtrang zufrieden", erklärte Daniel Abt nach der letzten Siegerehrung des Jahres. "Nach meinem mäßigen Saisonstart war ich der beste Mann der zweiten Saisonhälfte, unter anderem mit zwei Siegen und der Aufholjagd im Titelkampf. Das hat Spaß gemacht."

Das Fazit des Jahres 2012 fällt für Daniel Abt positiv aus. Von den 16 Rennen beendete er 13 in den Top Ten. Sieben Mal kletterte er auf das Podium - davon zwei Mal auf die oberste Stufe: beim ersten Rennen in Spa-Francorchamps und beim ersten Rennen in Monza. Zudem holte er sich bei seinem Heimrennen in Hockenheim eine Pole-Position. Eine Bilanz, die auch der nationalen und internationalen Motorsport-Szene nicht verborgen blieb: Gratulationen von vielen Teamchefs der Formel 1 sowie zahlreicher Partner und Sponsoren trieben den Ärger über den knapp verpassten Titel schnell aus Daniel Abts Gedanken.

"Das war mit Sicherheit das aufregendste Jahr in meiner bisherigen Karriere", sagt Daniel Abt. "Mein großer Dank gilt meiner Familie, meinem Manager und Freund Harry Unflath, meinem Fitnesscoach Thomas Slepitschka, meinen Partnern, die mich seit vielen Jahren unterstützen, und natürlich meinem Team." Die Mannschaft von Lotus GP schickt die Grüße dankend zurück: Nicht zuletzt dank Daniel Abts Erfolgen feierte Lotus GP in Monza die Teammeisterschaft.

Der letzte Akt der GP3-Saison 2012 war ein packendes Finale: Daniel Abt lag mit 14 Punkten Rückstand hinter Tabellenführer Mitch Evans (Neuseeland) auf Rang zwei der Gesamtwertung. Das bedeutete: Ein Sieg, der 15 Zähler bringt, musste her. Gleichzeitig durfte Evans keine Punkte sammeln. Kein unrealistisches Szenario, denn Abt startete in seinem Lotus von Rang acht, während Evans auf Startplatz 25 stand.

Die Frühphase des Rennens lief für Abt. Nach der ersten Runde war er schon Vierter, in Runde vier ging er in Führung. Evans kämpfte sich zunächst nach vorn, erlitt dann einen Reifenschaden und fiel weit zurück. Nun hatte Abt alles in der Hand, doch der zweitplatzierte Zypriot Tio Ellinas machte gegen Rennende Druck. In den letzten vier Runden wechselte die Führung zwischen den beiden mehrfach hin und her, am Ende konnte Abt nicht mehr kontern.

"Ich wusste von meinem Team, dass Evans zurückgefallen ist und was ich nun zu tun hatte", sagte Abt nach dem Rennen. "Aber ich wusste auch, dass Ellinas der schnellste Mann in Monza war. Das hatte er auch schon am Vortag gezeigt. Mein Auto untersteuerte. Ich konnte ihn nicht aufhalten und in der letzten Runde hatte ich keine Möglichkeit mehr, ihn noch einmal zu überholen. Schade. Der Titel war zum Greifen nah."

Vize-Meisterschaft im GP3-Debütjahr - hatten Sie damit vor der Saison gerechnet?
Daniel Abt: "Ich stecke meine Ziele generell immer hoch. Von daher war der Titelgewinn das erklärte Ziel. Nach meinem mäßigen Saisonstart ist dieses Ziel aber schon in weite Ferne gerückt. So wie die Saison dann verlaufen ist, kann ich im Endeffekt sagen: Ich bin mit Gesamtrang zwei zufrieden."

Welches war Ihr Saison-Highlight?
Daniel Abt: "Ganz klar das Saisonfinale in Monza. Ich bin im ersten Rennen von Platz sieben zum Sieg gefahren, hatte den Titelgewinn im zweiten Rennen vor Augen. Ich stand am Ende zwei Mal auf dem Podium, habe das beste Saisonergebnis eingefahren - absolutes Highlight."

Die GP3-Serie trägt ihre Rennen im Rahmen der Formel 1 aus. Wie ist es, sich in diesem Umfeld zu bewegen?
Daniel Abt: "Die meiste Zeit konzentriert man sich auf sich selbst, das Team und die eigene Rennserie. Aber ab und zu kommt man dann doch in den Genuss, Formel-1-Luft zu schnuppern, wenn man von Fahrern oder Teamchefs angesprochen wird. Es ist spannend."