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Fiat im GP Sport

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Mittwoch, 21. Dezember 2005

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@ MichaelZ & torino:

danke!
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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Photos jeweils unter dem Text.

Erster FIAT-Rennwagen, Typ 60 HP (10.5 Liter Hubraum), 1903:

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William Wallace mit einem 75 PS Modell (14 Liter) beim Vanderbilt Cup 1904:

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Felice Nazzaro mit einem Typ 100 HP beim Gordon-Bennett-Rennen 1905 auf dem Circuit d'Auvergne:

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Felice Nazzaro beim Kaiserpreisrennen im Taunus 1907, Typ 28/40 PS (7.4 liter):

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Und 2 Wochen später beim Grand Prix de l'ACF in Dieppe:

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Vincenzo Lancia mit einem 28/40 HP, Targa Florio 1908:

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Felice Nazarro, American Grand Prize Savannah 1910, Typ S61:

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Caleb Bragg mit dem 90HP S61 für das Indy 500 1911 vor dem FIAT-Showroom in New York:

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Nicht immer alles glauben, was irgendwo geschrieben steht. David Bruce-Brown hat den American Grand Prize 1911 in Savannah gewonnen, aber nicht mit einem Benz, sondern einem FIAT S74:

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Barney Oldfield mit einem S74 bei der Dick-Ferris-Trophy in Santa Monica 1912:

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Grand Prix de l'ACF in Dieppe, David Bruce-Brown, Typ S74:

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Teamkollege Ralph de Palma beim gleichen Rennen:

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Kein eigentlicher Rennwagen, sondern das Rekordfahrzeug Typ S76 von 1911:

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Hier beim Rekordversuch in Oostende 1913, gefahren von Paul Duray:

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Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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Rekordfahrzeug FIAT "Mephistopheles" (welch passender Name...!) 1924, gefahren von Ernest Eldridge im Juli 1924 auf einer Landstrasse bei Arpajon (Frankreich):

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Ursprünglich war "Mephistopheles" ein Rennwagen von 1908 mit mit einem 18-Liter-Motor. Irgendwann kam das Ungetüm nach England, und wurde von John Duff 1922 bei Rennen in Brooklands eingesetzt. Hier passierte dann der wohl spektakulärste Motorschaden der Rennsportgeschichte, einer der beiden Zylinderblöcke (jeweils 2 Zylinder waren zu einem Block gegossen) explodierte, und verabschiedete sich wie eine Rakete unter Mitnahme der Motorhaube und einiger anderer Teile gen Himmel. Ob er jemals wieder gefunden wurde ist unbekannt....! Die Überreste wurden von Eldridge gekauft, der sowieso der Meinung war, dass der Originalmotor etwas zu klein gewesen war. Er besorgte sich einen 6-Zylinder-FIAT-Zeppelinmotor mit 21.7 Litern Hubraum und 320 PS und baute ihn nach einer Verlängerung des Chassis ein.

Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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:shock: :shock:
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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Nach dem Krieg kamen zuerst Serienwagen wie die Typen 501 und 451 zum Einsatz, den ersten richtigen GP-Renner gab es erst wieder 1922, den Typ 804, einen Sechszylinder mit 2 Litern und 90 PS.

Pietro Bordino beim Eröffnungsrennen in Monza 1922:

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Für 1923 gab es einen neuen Motor, zwar noch 2 Liter, aber nun 8 Zylinder mit Kompressor und 130 PS.

Das FIAT-Team mit Pietro Bordino (4), Enrico Giaccone (9) und Carlo Salamano (14) beim Grand Prix de l'ACF in Tours:

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Salamano in Monza:

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Und auch 1924 setzte man wieder den Tipo 805 mit auf 150 PS erhöhter Leistung ein, hier das Team bei GP de l'ACF in Lyon:

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Einer der Werkswagen wurde zum Monoposto umgebaut und nach America geschickt, wo er an verschiedenen Track Races teilnahm:

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Und dann beim Indy 500 von 1925 mit Pietro Bordino:

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1926 kam die 1.5-Liter-Formel und mit ihr der - vorübergehende - Untergang der Grand-Prix-Rennen. Beim letzten Rennen 1927 und zum Ende der 1.5-Liter-Formel verabschiedete sich FIAT mit einem Donnerknall vom GP-Rennsport - dem Tipo 806. Aus Protest nicht zum GP Italien genannt, sondern nur zum im Rahmenprogramm stattfindenden Gran Premio di Milano. Hier ein Auszug aus einer Website:

Eigentlich war für Agnelli der Grand-Prix-Motorsport nicht mehr so wichtig, man hatte andere Ideen in den Ohren wie die Entwicklung des ersten italienischen Volkswagens, und wenn dann höchstens nur mit einem Geschoß, welches die Konkurrenz schockieren sollte. Dieser Vorsatz war nicht leicht einzuhalten, denn damals führte zum Beispiel der gewaltige Alfa Romeo P 2 das Feld bei den populären Grand-Prix-Veranstaltungen an. Zuletzt war Fiat 1922/23 aktiv gewesen, daß ist für den Motorsport eigentlich schon viel zu lange her, wenn auch die Entwicklungsabteilung in den Startlöchern kochte. Der Wagen hieß schlicht 806 und als sich 1927 die Motorhaube öffnete, erblich die Konkurrenz tatsächlich. So was hatten sie noch nie gesehen. Da hat Fiat noch einmal die Krallen gezeigt!

Der 1,5-Liter-Wagen hatte zwei Reihen-Sechszylinder-Triebwerke, war aber im eigentlichen Sinne kein Zwölfzylinder, denn jeder der beiden Sechszylinder hatte seine eigene Kurbelwelle verpaßt bekommen, die dann allerdings die strammen 187 PS über Zahnräder auf eine gemeinsame Kardanwelle zu übertragen hatten. Die beiden parallel stehenden Motoren verfügten über drei Nockenwellen, die zwei außenliegenden steuerten die Auslaßventile, während die innenliegende alle Einlaßventile der beiden Motorreihen bewegte. Und das war nicht alles, pro Seite verrichtete jeweils ein Roots-Kompressor zusätzliche Verdichtungsarbeit. So erreichte der eigentlich kleinvolumige Motor mit nur 1,5 Litern Hubraum eine Liter-Leistung von 126 PS, was auch heute noch ziemlich beeindruckend ist.
Der Wagen war eine Wucht, kaum hatte sich die Konkurrenz vom ersten Schrecken erholt, fegte das Leichtgewicht mit 245 Stundenkilometer über die Teststrecke. Die turbinenartige Geräuschkulisse offenbarte geschickt ein weiteres Detail: Drehzahlen bis 8.500 U/Min, auch dies ein bis dahin noch unerreichbarer Wert.

Der Fahrer Pietro Bordino gewann mit dem sagenhaften Wagen spektakulär den Großen Preis von Mailand am 4. September 1927. Der Wagen kam nur bei diesem Rennen zum Einsatz und nur wenige Tage nach dem Sieg erklärte die Fiat-Geschäftsleitung der erstaunten Öffentlichkeit, daß jetzt der endgültige Abschied vom Grand-Prix-Sport erfolgen soll. Alles wurde nach Turin gebracht, Fahrzeug, Zeichnungen und Teile, um dort eingeschmolzen, verbrannt, zerstört zu werden. Nichts hat überlebt, außer ein paar mickrige Fotos und Zeitungsausschnitte, die inzwischen vom Centro Stroico wie Schätze gehütet werden. Die Gründe für diese spektakuläre Aktion liegen bis heute im Dunkeln. Noch dazu findet sich in kaum eine Chronik eine Erwähnung, selbst in den Fiat eigenen Memoiren fällt das Fahrzeug dezent unter dem Tisch. Eigentlich schade. Momentan hat ja der gebeutelte Konzern auch andere Probleme.

Technische Daten
Vergasermotor mit 2 x 6 Zylinder (2 Reihen nebeneinander), 1.484 ccm, 187 PS bei 8.500 U/Min, Ventile V-förmig hängend, 3 obenliegende Nockenwellen, Antrieb über Königswelle und Zahnräder, zwei Roots-Kompressoren, 4-Gang-Getriebe, Mehrscheibenkupplung im Ölbad, 700 kg Gewicht, Höchtgeschwindigkeit 245 km/h, Stahlblechprofilrahmen, Vorder- und Hinterradaufhängung starr, Halbfedern, mechanische Stoßdämpfer, Schneckenlenkung, mechanische Bremsen an allen vier Rädern.

Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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Michael_Mueller hat geschrieben:
Und auch 1924 setzte man wieder den Tipo 805 mit auf 150 PS erhöhter Leistung ein, hier das Team bei GP de l'ACF in Lyon:

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@Michael: (ist nicht meion Spezialgebiet und ich müsste mich erst einlesen) sind das frontgetriebene Fahrzeuge?! Sieh so aus...

Beitrag Donnerstag, 22. Dezember 2005

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Nein, das ist nur eine Blechverkleidung von Vorderachse und Elliptikfedern.


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