Bereits in seiner ersten Formel-Saison fährt der badenwürttembergische Kartaufsteiger ganz vorn mit im ADAC Formel Masters und schickt sich an, in die Fußstapfen berühmter Vorgänger wie Sebastian Vettel und Nico Rosberg zu treten. Dabei ist der Badener nicht nur Serien-Neuling, sondern obendrein der jüngste Pilot in dem international besetzten Starterfeld. Erst im Oktober wird der Worndorfer 16 Jahre alt. Aber schon jetzt kann Pascal nach nur sechs Läufen vier Podestplätze vorweisen. Darunter seinen ersten Formelsieg, den der Musterschüler ausgerechnet auf dem Sachsenring errungen hat, einer echten Mutstrecke. Auch das sagt viel über seine Qualitäten aus.

Seine durchaus bemerkenswerte Zwischenbilanz hat ihm Respekt bei den Gegnern eingebracht. Und den dritten Tabellenplatz vor seinem Heimspiel auf dem Hockenheimring (28.–30. Mai). "Pascal hat bisher zwei Super-Wochenenden abgeliefert, insbesondere wenn man sein Alter und seinen Status als Neuling berücksichtigt. Er ist ein Super-Talent. Ich freue mich, ihn in unserer Mannschaft zu haben", lobt Teamchef Peter Mücke von Mücke Motorsport seinen Schützling.

Sein Motto lautet: Immer Erster sein

Im März 2003 sitzt Wehrlein zum ersten Mal in einem Kart. Ein Jahr später bestreitet er seine erste Rennsaison und wird mit nur einem Punkt Rückstand Zweiter im "Schwarzwaldcup". Von 2005–2009 startete Wehrlein in DMV-Kartmeisterschaften und entwickelte sich dort zum erfolgreichsten Fahrer, den die Serie bisher gesehen hat. Außer in seiner Debütsaison 2005, in der er "nur" Dritter wird, folgte auf den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse stets auf Anhieb der Titelgewinn. Selbst als der latent Abergläubische mit der Startnummer 13 antreten muss, ist er kaum zu bremsen. "Damit musste ich einmal einen Gaststart bestreiten, und der lief alles andere als rund", so Wehrlein. Den Hang zum Aberglauben hat er von Mutter Chantal geerbt, die von der Insel Mauritius stammt. Vater Richard hat ihm den Sportsgeist mitgegeben. Der Inhaber eines mittelständischen Metallverarbeitungsbetriebes hat es als Boxer bis zum dritten Platz in der Deutschen Meisterschaft gebracht. Außerdem hat sein Sohn von klein auf mit ihm Formel 1 geschaut – bis Pascal irgendwann selbst ins Lenkrad greifen wollte.

Seitdem startet er stets mit ein und demselben Motto: "Ich will Erster sein." Wenn man solche Sätze aus dem Mund des 1,70 Meter großen und 60 Kilogramm leichten Teenagers hört, staunt man zunächst. Denn der Realschüler ist alles andere als ein "Lautsprecher". Tatsächlich gibt es zwei Pascal Wehrleins. "Den Menschen und den Rennfahrer", sagt er über sich selbst. "Klappt er das Visier runter, legt er auch einen Schalter um", sagt sein Vater. Aus dem sympathischen Jungen von nebenan wird ein cooler Rennfahrer mit Nerven, die reißfester sind als sein Sicherheitsgurt. Ein Racer, der seinen Gegner rundenlang beobachtet, wenn es nötig ist, und eiskalt auf eine Schwäche wartet, um diese dann blitzschnell auszunutzen. Aber auch einer, der weiß, wann es besser ist, zurückzustecken – Ehrgeiz hin oder her. Qualitäten wie diese haben auch die ADAC Stiftung Sport überzeugt. Seit 2009 unterstützt die Organisation Wehrlein. Und er weiß es zu schätzen: "Ohne diese Förderung hätte ich den Aufstieg in den Formel-Sport trotz anderer starker Partner wohl nicht geschafft." Sein Dank: Erfolge sammeln.