Dario Franchitti hat zum dritten Mal das legendäre Indy 500 verloren, obwohl es kurz nach dem Start bei weitem nicht danach aussah. In einer spannenden Schlussphase wehrte der Schotte eine Attacke von Takuma Sato ab und gewann vor Scott Dixon und Tony Kanaan.

Nach einer ruhigen Startphase, die in den ersten 14 Runden lediglich durch einen Dreher von Bryan Clauson gestört wurde, kam es während der folgenden ersten Gelbphase zum ersten Zwischenfall des Rennens. In der Boxengasse wurde Franchitti von EJ Viso umgedreht und hatte dabei Glück, keinen Mechaniker zu treffen. Der Frontflügel war trotzdem hin, der Zeitverlust ebenfalls vorprogrammiert.

An der Spitze machte es sich nach einigen Führungswechsel zwischen Ryan Briscoe und James Hinchcliffe schnell Mario Andretti gemütlich, der sich sogar bis zu fünf Sekunden vom Feld absetzen konnten. Nach Boxenstopps unter grün holte Dixon auf, der genau wie Franchitti und Sato eine tolle Aufholjagd hinlegte.

Heftiger Unfall von Conway & Power

Erst in Runde 78 ging es auf dem 2,5-Meilen-Oval wieder rund. Mike Conway erwischte zunächst an der Boxengasse einen Tankmann und drehte sich in der folgenden Runde auf kalten Reifen in die Mauer. Hinter ihm fuhr zu diesem Zeitpunkt ausgerechnet Tabellenführer Will Power, der nicht ausweichen konnte und quasi unter Conways Auto an der Mauer her rutschte. Conway flog beinahe in die Fangzeuge und hatte noch mehr Glück als Helio Castroneves, der einem herumfliegenden Rad nur knapp ausweichen konnte.

Der flüssige Rennverlauf der ersten Stunde war damit zunächst Geschichte. Bereits in Runde 90 gab es die nächste Gelbphase, nachdem sich Ana Beatriz ohne Einschlag drehte. Zur Halbzeit nach 250 Runden führte Dixon vor Franchitti, Hunter-Reay, Graham Rahal und Sato, zu diesem Zeitpunkt waren die Piloten aber schon auf unterschiedlichen Strategien unterwegs.

Rubens Barrichello kurz an der Spitze

Nach 124 Runden wurde Rubens Barrichello an die Spitze gespült, musste aber kurz danach selbst zum Boxenstopp - ein paar Führungsmeter sammelte er aber dennoch. Die Strategien regulierten sich in dieser Phase des Rennens wieder etwas, in Front lag Sato vor Franchitti, Dixon und Andretti - sie schienen die größten Anwärter auf den Sieg zu sein.

Spannend wurde es 55 Runden vor dem Ziel, als direkt nach Boxenstopps von Andretti und JR Hildebrand eine weitere Gelbphase ausgelöst wurde - Sebastian Saavedra war in der Boxenausfahrt liegen geblieben. Andretti und Hildebrand verloren so fast eine Runde und verabschiedeten sich dadurch aus der Spitzengruppe, die nun von Sato, Franchitti, Dixon und Hinchcliffe gebildet wurde.

Direkt nach dem Neustart machten die Ganassi-Piloten ernst und gingen an Sato vorbei in Führung. Der Japaner hing ihnen aber weiter im Heck, gefolgt von Wilson und Hinchcliffe. Das nutzt aber alles nichts, denn 37 Runden vor dem Ziel gab es wieder gelb - diesmal war Josef Newgarden mit einem Defekt liegengeblieben. Das gesamte Feld nutzte diese Gelegenheit zum nächsten Stopp.

Spannender Sprint ins Ziel

Mit 30 verbleibenden Runden sollten es alle Piloten locker bis ins Ziel schaffen. Die beste Ausgangsposition hatten Dixon und Franchitti an der Spitze, dahinter folgten Wilson, Sato und der Routinier Kanaan. Auch Ed Carpenter konnte zu diesem Zeitpunkt des Rennens überzeugen und lag sogar schon auf Platz vier, bis er sich 20 Runden vor dem Ziel drehte und Glück hatte nirgends einzuschlagen.

Auch diesmal ging es nur eine Runden weit, Andretti sorgte 13 Runden vor dem Ziel für die nächste Gelbphase - just in dem Moment, als Kanaan unter dem Jubel der Zuschauer an Franchitti vorbei in Führung ging. Sechs Umläufe vor dem Ziel ging es wieder los, den besten Restart erwischte Franchitti, der sich vor Dixon und Kanaan an die Spitze setzte.

Wie schon in der gesamten zweiten Rennhälfte machte das Ganassi-Duo an der Spitze eine gemeinsame Sache, Sato und Kanaan ließen sich aber nicht abschütteln. Zwei Runden vor dem Ziel nutzte der Japaner eine Lücke, um sich hinter Franchitti an Dixon vorbei auf Platz zwei zu schieben. Eine Runde später wollte sich Sato auch an Franchitti vorbei quetschen, mit der Brechstange ging es aber nicht.

Sato versucht es mit der Brechstange

In Kurve eins der letzten Runde drehte sich Sato knapp an Franchitti vorbei in die Mauer. Wieder gab es gelbe Flagge, es durfte nicht mehr überholt werden. Der Sieg ging also an Franchitti, gefolgt von Dixon und Kanaan. Oriol Servia verpasste das Podium als Vierter knapp, dahinter landeten Briscoe, Hinchcliffe und Wilson. Die Top-10 komplettierten Charlie Kimball, Townsend Bell und Castroneves.

Eine rabenschwarze Indy-Premiere erlebte Jean Alesi. Bereits vor dem Rennen war klar, dass er genau wie Teamkollegin Simona de Silvestro, mit dem unterlegenen Lotus-Motor keine Chance haben würde. Schon nach wenigen Runden flüchtete der ehemalige Formel-1-Pilot vor der Überrundung in die Boxengasse und musste das Rennen aufgeben. Besser machte es Barrichello, der immerhin als Elfter ins Ziel kam.