Obwohl die 61. Saison der Formel 1 eine der unterhaltsameren war, war sie im Vergleich zur ersten der GT1 wieder eine Serie von Prozessionsfahrten. Einige Parallelen lassen sich zwischen der Formel 1 und der GT1-Weltmeisterschaft trotzdem ziehen: Salo, Wendlinger, Bernoldi, Grosjean und Zonta, um nur einige Fahrer zu nennen, auch das Format von Sprintrennen auf fast allen Kontinenten.

Sprintrennen bei Boliden, die für Le Mans gebaut wurden - auch dafür wurde der Serienveranstalter Stéphane Ratel belächelt, ebenso für den Schritt zur Trennung von den ACO-Serien. Doch genau dieser Schritt könnte sich mittelfristig als richtiger herausstellen. Während bei den LMS-Rennen maximal drei GT1-Boliden am Start waren und die GT2-Klasse in die Bresche springen musste, konnten sich die "großen" GTs genügend Aufmerksamkeit sicher sein.

Der Vorhang zur Weltmeisterschaftsbühne öffnete sich passend zu den Ansprüchen Stéphane Ratels auf dem glamourösen Yas Marina Circuit in Abu Dhabi. Wo die Formel 1 nur wenige Monate zuvor Jenson Button feiern durfte, überzeugte dessen ehemaliger Konkurrent Romain Grosjean und sein Teamkollege Thomas Mutsch für Matech. Das Duo setzte sich im Ford GT letztlich sehr deutlich gegen die Verfolger durch. Mit auf das Podium durften Andreas Zuber und Marc Hennerici auf Platz zwei und die drittplatzierten Andrea Piccini und Mike Hezemanns. Zuber/Hennerici hatten am Samstag das Qualifikationsrennen für sich entschieden. Für eine Schrecksekunde sorgte am ersten Rennwochenende der GT1-WM die ehemalige Formel-3-Fahrerin Natacha Gachnang, sie krachte im Schwesterwagen von Grosjean und Mutsch beinahe ungebremst in die Streckenbegrenzung und verletzte sich.

Aston Martin antwortete auf das schlechte Abschneiden in Abu Dhabi beim Heimspiel in Silverstone mit einer Pole Position und Siegen im Qualifikations- und Hauptrennen. Nachdem der Lauf am Samstag an Frédéric Makowiecki und Thomas Accary aus dem Hexis-Team ging, siegten Tomas Enge und Darren Turner am Sonntag deutlich vor Makowiecki/Accary und Warren Hughes und Jamie Campbell-Walter in einem der Nissan GT-R. Weil beide Aston Martin nachträglich disqualifiziert wurden, erbten die britischen Nissan-Piloten einen Heimsieg in Silverstone.

Ein Lebenszeichen von Maserati in Brünn

Die dreifachen Gesamtsieger der FIA GT-Meisterschaft, Michael Bartels und Andrea Bertolini dominierten den Samstag des dritten WM-Laufes im tschechischen Brünn. Nach einer deutlichen Pole ging auch das Qualirennen an das Duo im Vitaphone-Maserati. Im Hauptrennen trumpften der ehemalige Renault F1-Pilot Romain Grosjean und Thomas Mutsch im Matech-Ford GT auf und sicherten sich den Sieg vor Darren Turner und dem Lokalmatador Tomas Enge.

Maserati gegen Lamborghini hieß dann das große Duell auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet. Am Ende setzten sich Michael Bartels und Andrea Bertolini durch und reisten mit drei ersten Plätzen vom HTTT ab, was den neuen Spitzenreitern im Gesamtklassement einen Vorsprung von 15 Punkten auf die Verfolger Grosjean und Mutsch brachte. Die beiden Ford-Piloten beendeten das Rennen auf der siebten Position.

Im Rahmenprogramm bei den 24h von Spa

In den belgischen Ardennen wurde die WM zumindest im Auge vieler Fans zu einer Rahmenserie der 24 Stunden degradiert. Wo bis 2009 der Sieg nur über GT1-Boliden ging begeisterte in diesem Jahr das enge Duell der GT2-Renner von BMW, Porsche und Ferrari. Die beiden einstündigen Rennen der Weltmeisterschaft waren zwar wieder einmal unterhaltsam, von vielen Langstreckenfans vor Ort aber angesichts der Renndauer etwas belächelt. Mit Jos Menten siegte am Samstag einer der erfolgreichen Corvette-Lenker der 24 Stunden von 2009 zusammen mit Xavier Maassen im Qualifikationsrennen der WM. Im Hauptrennen konnte sich Lamborghini erstmals in dieser Saison mit der Konkurrenz messen und am Ende in Form von Kechele/Zonta gewinnen.

Nach dem Erfolg im Qualifying-Rennen hatten Darren Turner und Tomas Enge auch den sechsten Meisterschaftslauf der GT1-Weltmeisterschaft führ sich entscheiden können. Auf dem Nürburgring holte sich das Duo im Aston Martin DBR9 die volle Punktzahl. Vor ausbaufähigen 16.000 Zuschauern standen mit Christopher Haase und Marc Hennerici zwei deutsche Piloten auf dem Podium.

In Portugal startete die Serie auf dem relativ neuen, aber bei Fahrern beliebten Kurs unweit von Portimao. Vor wenigen Zuschauern siegten Michael Krumm und Peter Dumbreck im Qualifying-Rennen. Das Nissan-Duo setzte sich in einer spannenden Schlussphase mit einem Vorsprung von nur zwei Sekunden auf Andrea Bertolini und Michael Bartels im Maserati durch. Die beiden Vitaphone-Piloten bauten mit einem Sieg am Sonntag dann die Gesamtführung weiter aus.

Auch der Besuch in Spanien fand auf einer neu errichteten Strecke statt. In Navarra kam Lamborghini am besten mit den Bedingungen zurecht und dominierte mit dem Duo Frank Kechele/Ricardo Zonta sowohl Qualifying als auch beide Rennen.

Einen besonderen Ort besuchte der Tross zum vorletzten Saisonrennen in Brasilien. Auf dem wunderbaren Autodromo Carlos Pace in Sao Paolo begeisterten Xandi Negrao und Enrique Bernoldi mit einem Sieg im Hauptrennen die jubelnden Landsleute. Mit Rang zwei verblieb nur ein Aston Martin neben Bartels/Bertolini im Kampf um die Meisterschaft, Turner/Enge hatten am Samstag gewonnen.

Das letzte Wochenende des GT1-Jahres fand auf dem weniger bekannten Kurs im argentinischen San Luis statt. Auf der malerisch um einen See angelegten Strecke siegte das französische Duo Frederic Makowiecki und Yann Clairay im Aston Martin im Hauptrennen. Thomas Mutsch, der gemeinsam mit Richard Westbrook auf der zweiten Position ins Ziel kam, holte sich im letzten Rennen der Saison noch den zweiten Platz in der Meisterschaft. Michael Bartels und Andrea Bertolini waren bereits nach dem Qualirennen nicht mehr einzuholen. Bartels ist damit neben dem F1-Champion Sebastian Vettel der zweite Deutsche Weltmeister im Motorsport 2010. Nach den Titeln in der FIA GT 2005 bis 2009 konnte Vitaphone auch die neue Weltmeisterschaft für sich entscheiden.

Die Saison 2011 könnte schon zur ersten Bewährungsprobe für die Serie werden: Zum Einen kämpfen einige Teams noch um das finanzielle Überleben, zum Anderen verzichtet Ratel auf die gut besuchten Läufe in Sao Paulo und Spa-Francorchamps. Als Ersatz stehen bereits Curitiba und Zolder fest. Die vielen Sponsoren, Fahrer und Teams aus Deutschland werden auf dem Sachsenring ihr Heimspiel zelebrieren.