Die Würfel sind gefallen. Wieso hast du dich für eine Vertragsverlängerung bei Hyundai entschieden?
Thierry Neuville: Wir machen dort weiter, wo wir bisher angelangt waren. Die vergangenen drei Jahre waren natürlich hart, aber die Verbesserung war klar und deutlich zu sehen - besonders mit dem diesjährigen Fahrzeug. Es war das erste Auto, das komplett in den Werkshallen von Hyundai in Alzenau aufgebaut wurde. Für nächstes Jahr können wir uns durch die Erfahrungen mit dem diesjährigen Auto nur verbessern. Auch das Team selbst ist mittlerweile sehr stark. Wir haben bei allen Rallyes gute Informationen und treffen die richtigen Reifenentscheidungen. Ich bin zufrieden. Ganz klar wollen wir noch einen Sprung nach vorne machen. Wir wissen, dass das schwierig wird, aber für mich war Hyundai von allen Optionen die beste.

Du sagst, Hyundai war die deutlich beste Option. Wieso hat es dann so verhältnismäßig lange gedauert, bis die Entscheidung gefallen war?
Thierry Neuville: Die Verhandlungen haben vielleicht auch später begonnen. Es ging dann relativ schnell, besonders da andere Teams wie Citroen sich für komische Fahrer-Line-Ups entschieden haben. Wir mussten den Fahrermarkt aushorchen und schauen, welche Optionen vorhanden sind. Aber für mich war es keine Option, nochmals von vorne anzufangen. Daher war klar, dass ich mit Hyundai weitermachen möchte. Die positiven Resultate der letzten Zeit geben uns Mut und darauf können wir aufbauen.

Auf Korsika fuhr Thierry Neuville hinter Sebastien Ogier als Zweiter ins Ziel, Foto: Sutton
Auf Korsika fuhr Thierry Neuville hinter Sebastien Ogier als Zweiter ins Ziel, Foto: Sutton

Im Vergleich zu den anderen Teams seid ihr aber wohl etwas zurück in der Entwicklung des 2017er-Autos. Macht dir das Sorgen?
Thierry Neuville: Wie gesagt, ich habe die bestmögliche Wahl getroffen und damit bin ich sehr zufrieden. Wir können nur Schritte nach vorne machen. Natürlich werden die anderen Teams auch Schritte nach vorne machen mit ihren Erfahrungen, die sie bereits hatten und die wir vielleicht noch suchen. Aber ich denke trotzdem, dass wir gut gewappnet sind. Im kommenden Jahr werden mit Hyundai, Citroen und Volkswagen vermutlich drei Hersteller herausstechen. Und wir hoffen wirklich, dass wir vorne an der Spitze mitkämpfen können.

Wird es für dich ein Nachteil sein, dass du die Tests mit dem 2017er-Auto erst später als deine Teamkollegen beginnen kannst?
Thierry Neuville: Nein, das denke ich nicht. Natürlich ist es immer besser, von Anfang an in die Entwicklung eingebunden zu sein. Aber in unserem Team ist alles ganz offen und jeder kann das Fahrzeug so einstellen, wie er es benötigt. Das Schwierigste wird sein, sich an die Performance des Autos zu gewöhnen, das deutlich schneller sein wird. Aber das ist eine Gewohnheitssache und nach ein paar Kilometern gewöhnt man sich daran.

Die Kombination aus Hayden Paddon, Dani Sordo und dir steht nun. Wie ist dein Verhältnis zu Hayden? In der Vergangenheit gab es ja immer mal wieder Spannungen zwischen euch...
Thierry Neuville: Ich habe nie etwas Negatives rüberkommen lassen. Ich mache mein Ding und es ist mir egal, was andere denken. Ich habe versucht, das Beste aus den Dingen zu machen. Aber ich glaube, er hat das mittlerweile selbst erfahren. Als Teamkollegen versuchen wir natürlich, gemeinsam das Team nach vorne zu bringen und ich denke, dass Hyundai für nächstes Jahr ein sehr starkes Fahrer-Line-Up hat. Als Team werden wir 2017 stark sein.

Bei der Rallye Sardinien feierte Thierry Neuville den zweiten WRC-Sieg seiner Karriere, Foto: Sutton
Bei der Rallye Sardinien feierte Thierry Neuville den zweiten WRC-Sieg seiner Karriere, Foto: Sutton

Lass uns zur aktuellen Saison kommen. Du bist wieder vorne dabei und sehr erfolgreich. Sehen wir aktuell den starken und konstanten Thierry Neuville von früher?
Thierry Neuville: Wenn alles läuft, ist es einfacher. Man braucht ein gutes Auto und ein gutes Team, das um einen herum aufgebaut ist. Das funktioniert im Moment super und auch das Vertrauen in das Fahrzeug ist da. Mit meinem neuen Ingenieur haben wir auf Korsika wirklich gut zusammengearbeitet und ich hoffe, das funktioniert in Spanien genauso. Ich denke, dass die Performance gut war, denn wir konnten uns gegen Dani [Sordo] klar absetzen. Mal sehen, was in Spanien passiert. Es geht darum, alles zusammenzubringen und natürlich ist die Motivation viel höher, wenn man weiß, dass man von Beginn einer Rallye an vorne mitfahren kann. Dann ist die Vorbereitung vielleicht auch intensiver und präziser.

Aktuell liegst du auf Rang drei der WM-Tabelle. Wie wichtig wäre der Vize-Titel für dich?
Thierry Neuville: Für mich ist das im Moment die größte Motivation. Wir sind mitten im Kampf und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie groß die Freude 2013 über den Vize-Titel war. Wenn ich jetzt ein zweites Mal diese Position erreichen könnte, wäre ich sehr zufrieden. In den kommenden Jahren liegt das Augenmerk natürlich einen Platz höher. Nach dem Verlauf des ersten Saisondrittels könnten wir mit Rang zwei sehr zufrieden sein. Selbst mit Rang drei, aber den Spaß gönne ich Andreas [Mikkelsen] nicht [lacht].

Wäre es nicht doppelt schön, zwei der drei Volkswagen-Piloten hinter sich gelassen zu haben?
Thierry Neuville: Das noch dazu! Selbst wenn man weiß, dass Jari-Matti eine sehr schwierige Saison durch sehr viel Pech mit Ausfällen und dem Fahrzeug hatte. Trotzdem wäre es wichtig, vor den beiden VW ins Ziel zu kommen. Besonders vor Andreas, der bisher eine hervorragende Saison ohne größere Probleme hatte. Deswegen werden wir uns rantasten und bei der letzten Rallye vorbeischieben [lacht].