Der Automobile Club de l'Ouest (ACO) hat Neuerungen an den LMP3-Fahrzeugen ab der Saison 2020 bekanntgegeben. Die Boliden bekommen zusätzlich 35 PS, so dass der eingesetzte Nissan-Motor zukünftig insgesamt 455 PS leisten wird. Das Getriebe und die Elektronik wird weiterhin von Oreca geliefert.

Auch in Sachen Sicherheit wurde nachgerüstet: Sowohl die Fahrersitze, Kopfstützen als auch der seitliche Aufprallschutz werden verstärkt. Ebenso wird eine Traktionskontrolle eingeführt.

Die Chassis-Lieferanten bleiben die bisher bekannten: Ligier, Ginetta, ADESS und Duqeine Engineering, die im letzten Jahr mit Norma verschmolzen sind. Um die Kosten gering zu halten, sollen aerodynamische Neuerungen nur auf ein Upgrade der bisherigen Boliden hinauslaufen. Somit kostet ein neuer LMP3-Wagen maximal 239.000 Euro, für Teams die ihre bisherigen Wagen aufrüsten, fallen 54.000 Euro an.

Die LMP3-Fahrzeuge erhalten 2020 ein Upgrade, Foto: Adrenal Media
Die LMP3-Fahrzeuge erhalten 2020 ein Upgrade, Foto: Adrenal Media

Teams, die bereits ein LMP3-Fahrzeug einsetzen bekommen für das Geld ein Upgrade, welches die Autos sicherer, moderner und schneller macht.", ist Vincent Beaumesnil, ACO Sportdirektor, überzeugt. "Wir wollten verhindern, dass 170 LMP3 nicht mehr verwendbar sind und die bisherigen Teams über 200.000 Euro für neue Fahrzeuge investieren müssen. Die einzige Klasse die von den Kosten her mit den LMP3 mithalten kann, ist die GT4-Klasse, welche aber 10 bis 15 Sekunden pro Runde langsamer ist."

Die Fahrzeuge werden ab 2020 unter anderem in der European Le Mans Series eingesetzt. Dort werden sie in dieser Spezifikation mindestens bis einschließlich 2024 verwendet. Nach der Einführung der LMP3-Klasse im Jahr 2015 bilden diese Änderungen die ersten Modifikationen in der Geschichte der kleinen Prototypen.

Hypercars ersetzen aktuelle LMP1

Auch in der Spitzenklasse der WEC gibt es große Änderungen: Die aktuell verwendeten LMP1-Prototypen sind ab der Saison 2021 Geschichte. Dafür wird es eine neue Klasse auf Basis von Hypercars geben. Diese Fahrzeuge fahren allesamt mit einem selbst entwickelten Hybrid-System, das die jeweiligen Hersteller auch an Privatteams verkaufen dürfen. Der Preis dafür, darf jedoch drei Millionen Euro pro Saison nicht übersteigen.

Der elektrische Antrieb der Hypercars soll etwa 270 PS liefern, während der Verbrennungsmotor 700 PS bringt. Insgesamt werden den Fahrzeugen also rund 1.000 PS zur Verfügung stehen. Das Fahrzeuggewicht liegt bei minimal 1.040 Kilogramm.

Die Scuderia Glickenhaus will 2021 ein Hypercar in der WEC einsetzen, Foto: Scuderia Cameron Glickenhaus/Facebook
Die Scuderia Glickenhaus will 2021 ein Hypercar in der WEC einsetzen, Foto: Scuderia Cameron Glickenhaus/Facebook

Hauptziel der neuen Regeln ist es, die Kosten zu senken. Ein Team, das zwei Fahrzeuge einsetzt, soll so in der Lage sein, für 20 Millionen Euro pro Saison an der Spitze mitzukämpfen. Um etwaige Entwicklungskosten zu minimieren, wird es eine Art "Balance of Performance" geben. Für jeden erzielten Punkt muss ein Fahrzeug ein halbes Kilo an Zusatzgewicht einladen. Das maximale Zusatzgewicht liegt dabei bei 50 Kilogramm.

Studenten entwickeln Wasserstoff-betriebenen LMP3

Ein interessantes Projekt in der Langstrecken-Welt kommt aus den Niederlanden. Ein Team rund um 70 Studenten entwickeln einen Wasserstoffantrieb für den ADESS-LMP3. Der Forze 7 wurde im vergangenen Jahr komplett überarbeitet und läuft nun unter dem Namen Forze 8. Damit liefert der Antrieb 295 PS und schafft den Sprint von 0 - 100 km/h in unter vier Sekunden.

Der Wasserstoff-betriebene Forze VIII, Foto: Forze-Delft
Der Wasserstoff-betriebene Forze VIII, Foto: Forze-Delft

Aktuell startet der Forze 8 in der niederländischen Supercar-Serie. Dort kämpft das Team aber regelmäßig mit der Zuverlässigkeit ihres Fahrzeugs. Langfristig arbeitet das Team auf einen Start bei den 24h von Le Mans hin. Dort könnte man einen Platz in der 56. Garage bekommen. Traditionell wird dieser Startplatz auf Einladung vom ACO an Teams, die neue Technologien an den Start bringen, vergeben.