So, jetzt geht es am Wochenende in Silverstone also richtig los: Das erste Rennen der Langstrecken-WM mit Aston Martin steht für mich auf dem Programm und ich freue mich schon sehr darauf. Ich werde diesmal im Auto mit der Nummer 97 zusammen mit Darren Turner und Stefan Mücke unterwegs sein, mit denen ich ja schon in Sebring zusammen gefahren bin. Das ist allerdings eine einmalige Sache, weil wir ja jetzt recht kurzfristig entschieden haben, dass noch zwei weitere Fahrer in einem dritten Auto für Aston Martin um den Titel kämpfen sollen, es aber nicht geklappt hat, dieses dritte Auto schon bis Silverstone fertig zu bekommen. Deshalb wurde jetzt für dieses eine Rennen auf zwei Autos mit je drei Fahrern umgestellt - ab Spa wird aber alles seinen geplanten Gang gehen und ich wieder mit meinem Stammpartner Fred Makowiecki unterwegs sein, der diesmal mit Paul Dalla Anna und Pedro Lamy fährt.

Mein Ziel ist klar: Ein Podestplatz soll auf jeden Fall her und am Ende der Saison der Titel für Aston Martin in der GTE-Kategorie. In Sebring beim 12-Stunden-Rennen, das ja für uns vor allem ein großer Test für die WM-Saison war, hat sich schon gezeigt, dass wir absolut wettbewerbsfähig sind - aber auch, dass die Konkurrenz sehr stark ist. Die Corvette war dort sehr stark, Ferrari vielleicht nicht immer ganz so schnell, aber die sind sehr gut, was den Benzinverbrauch angeht. Meine Teamkollegen Darren und Stefan, die unser Auto ja schon vom letzten Jahr her kennen, sagen, dass es deutlich besser geworden ist, vor allem, leichter zu fahren. Das ist gerade bei Langstreckenrennen schon ein wichtiger Vorteil, weil es das Risiko, Fehler zu machen, deutlich reduziert. Und nachdem Aston Martin ja letztes Jahr schon vorne mit dabei war, ist klar, dass wir jetzt, wo alles noch besser geworden ist, eindeutig in Richtung Titel schauen.

Schnee nur zum Snowboarden gut

Dafür, dass ich beim Rennen in Sebring körperlich alles andere als in Bestform war, war ich mit meiner Leistung in den zwei 2-Stunden-Stints wirklich zufrieden. Am Freitag hatte ich ja noch wirklich daran gezweifelt, dass ich überhaupt würde starten können. Ich hatte mir ja einen ganz bösen Magen-Darm-Infekt eingefangen und so in drei Tagen viereinhalb Kilo verloren - obwohl ich ja sogar Infusionen bekommen habe. Sogar jetzt fehlen mir immer noch zwei Kilo, obwohl ich schon wieder trainiert habe, auch mal Snowboard fahren war. Man muss es ja ausnützen, wenn in den Bergen nahe Monaco noch so viel Schnee liegt, etwas Positives muss die Kälte ja haben... Aber es ging dann am Samstag im Rennen doch einigermaßen - und bei freier Strecke war ich auch richtig schnell unterwegs. Ein bisschen mehr Zeit verloren als die anderen habe ich beim überrundet werden und beim Überrunden - das ist halt etwas, woran ich mich erst wieder ein bisschen gewöhnen muss.

Außerdem wollte ich schon sehr vorsichtig sein und immer ein bisschen Spielraum lassen - Sebring ist eine Strecke, wo schon kleine Fehler ganz böse Konsequenzen haben können. Und ein Ausfall wäre ja das letzte gewesen, was wir hätten brauchen können. Wir wollten ja das Auto noch mal einem wirklich langen und harten Dauertest unterziehen. Außer dem Kühlerdefekt bei Darren am Anfang, der aber auf Feindberührung zurückzuführen war, gab es ja auch keinerlei Probleme, genauso wenig wie beim Testen vorher in Road Atlanta und dann nachher noch einmal zwei Tage in Sebring. Das ist vielversprechend - ich hoffe, dass das auch so bleibt. Ansonsten muss ich sagen, dass ich mir natürlich auch die beiden ersten Formel-1-Rennen der Saison genau angeschaut habe. Was mir auffällt, ist dass der Abstand von ganz vorne zum Mittelfeld anscheinend doch wieder größer geworden ist, dass da doch wieder mehr Leute mehr als zwei Sekunden verlieren. Und das, obwohl es praktisch keine Reglementsänderungen gab.

Das verspricht für 2014 nicht unbedingt Gutes, auch wenn es schön ist, dass die Spitze zumindest momentan durch Lotus und Mercedes breiter geworden ist. Was die Reifen angeht, sieht es so aus, als sei es gegenüber letztem Jahr noch ein bisschen schwieriger geworden - also zumindest diese massiven plötzlichen Graining-Probleme im Rennen waren da nicht so flächendeckend vorhanden. Ob das insgesamt so toll ist, sei einmal dahin gestellt und ich bin mir auch nicht sicher, ob und wie schnell man etwas daran ändern will und kann. Aber zumindest ist es ja für alle gleich... Was mich freut, ist, dass sich mein Landsmann Felipe Massa offensichtlich wieder gefangen hat und auch im Vergleich zu Fernando Alonso richtig gute Leistungen abliefert. Daran merkt man wieder einmal, was der Kopf und das Selbstvertrauen im Rennsport ausmachen.

WEC soll an Popularität gewinnen

Mit etwas mehr Abstand sieht man aber erst recht, dass sich in der Formel 1 wohl einiges ändern muss, wenn sie nicht arge Probleme bekommen will. So etwas wie die doch meiner Meinung nach zumindest teilweise völlig unnötigen Stallorder-Geschichten schon im zweiten Saisonrennen helfen sicher nicht, sie beim Publikum und vor allem auch bei Sponsoren populärer zu machen. Was ja wohl bitter nötig wäre, wenn man sich die Geldprobleme überall anschaut... Meine Sponsoren Gillette und Embratel sind mir übrigens aus der Formel 1 auch erst einmal in die WEC gefolgt, ich hoffe, dass ich mit ihnen zusammen auch dazu beitragen kann, dass diese Serie auch in meiner Heimat Brasilien und auch sonst noch an Popularität gewinnt. Sicher, vom rein Fahrerischen her ist ein Formel-1-Auto immer noch das Größte, die größte Herausforderung. Wenn man das einmal gehabt hat, weiß man das - da wird nichts anderes je komplett herankommen.

Deshalb habe ich ja auch früher immer gesagt, dass die Formel 1 mein Ziel und mein Traum ist. Aber es sind eben viele andere Dinge, die nicht stimmen, auch, wenn man nur sieht, was hinter den Kulissen so alles passiert, auf welche Ebenen man sich begeben muss, um etwas zu erreichen, welche Leute sich an den verschiedenen Stellen und wie immer wieder durchsetzen. Und da rede ich jetzt nicht in erster Linie von Fahrern... Die Fahrer sind oft eher die Leidtragenden - deshalb wundere ich mich gar nicht, wenn ich da und dort Kollegen höre, die meinen, sie würden, wenn sie nicht in absehbarer Zeit den großen Erfolg schaffen, vielleicht nicht ewig da bleiben, nur um dabei zu sein. Das ist ja auch meine Einstellung: Formel 1 ja - aber nicht um jeden Preis, man muss dabei auch seine eigene Würde behalten können.

Mein letztjähriges Team, Williams, tut mir im Moment fast ein bisschen leid - auch mein Nachfolger Valtteri Bottas. Ich habe ja zu vielen Leuten im Team immer noch ein sehr freundschaftliches Verhältnis und bekomme den Eindruck, dass da jetzt einige das ausbaden müssen, wofür sie nicht verantwortlich sind. Wenn wichtige und erfahrene Ingenieure plötzlich fehlen, das Geld aus verschiedenen Gründen relativ knapp ist und man dann wie Valtteri auch sehr wenig Erfahrung hat, ist es sehr schwierig, das Team aus so einem Tief, mit dem sie in die Saison gestartet sind, wieder herauszubringen.