Das Team GT Corse by Rinaldi hat sich im fünften Saisonlauf der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) bärenstark präsentiert. Der Ferrari 458 Italia GT3 von Marco Seefried, Arturo Devigus, Mike Jäger und Alexander Mattschull erreichte in der stark besetzten SP9-Klasse den dritten Rang, das Schwesterauto in der SP8-Kategorie kam mit Pierre Kaffer, Andrea Barlesi und Stephan Köhler auf Platz zwei.

Wegen eines fragwürdigen Vorgehens der Rennleitung war das Rennen auf 2:45 Stunden verkürzt. Es konnten somit nicht alle Piloten aus dem Kader der "Eifel Ferraristi" zum Einsatz kommen. Die Verkürzung des fünften VLN-Rennens der Saison 2014 sorgte hinter den Kulissen für viele Diskussionen.

Stimmen zum Rennen

Danny Pfeil (Teamchef): "In beiden Klassen auf einem Podestrang. Das klingt im ersten Moment gut. Wenn man sich aber die Hintergründe genauer anschaut, dann wird deutlich, dass sogar noch mehr drin gewesen wäre. Leider habe ich unter wechselnden Bedingungen beim zweiten Stopp die falsche Entscheidung bezüglich der Reifen getroffen. Das hat uns den Sprung auf den dritten Gesamtrang verwehrt. Wir lernen daraus, machen unsere Hausaufgaben und greifen anschließend noch stärker an. Das Vorgehen der Rennleitung am Samstag halte ich für fragwürdig."

"Das System mit doppelt Gelb will man mit aller Macht durchsetzen, was ein unmögliches Unterfangen ist. Stundenlang wird über Bestrafungen diskutiert, das Rennen daruch verspätet gestartet und verkürzt. 500 Piloten war ein Rennen über vier Stunden versprochen worden. Am Ende mussten wir vorzeitig Schluss machen, damit anschließend ein Kartrennen und ein Wettbewerb mit 20 Motorrollern pünktlich über die Bühne gehen konnten. Da passt doch etwas nicht. Die VLN-Verantwortlichen sollten sich überlegen, ob solches Vorgehen wirklich zur Sicherung der über 20 Jahre lang aufgebauten Marke VLN nutzt."

Michele Rinaldi (Technischer Leiter): "Unser Team hat in den vergangenen Wochen einen unglaublichen Kraftakt vollbracht. Wir hatten kaum Atempausen, waren ständig im Renneinsatz in ganz Europa unterwegs. Ich bin sehr stolz auf unsere Truppe. Die Podestplätze in den Klassen SP9 und SP8 geben uns auf dem Weg zum 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps noch einmal einen kräftigen Schub. In Belgien steht für uns nun das nächste bedeutende Rennen vor der Tür."

Marco Seefried (Fahrer #458): "In der Startphase konnte ich dem Wochenspiegel-Porsche leider nicht folgen, weil die Konkurrenten auf den weicheren Reifen einfach deutlich mehr Grip hatten. Ich habe meinen Stint aber sauber und schnell durchgebracht und das Auto auf Platz zwei liegend übergeben. Anschließend hat Arturo einen erstklassigen Job gemacht."

Arturo Devigus (Fahrer #458): "Das war keine einfache Aufgabe, denn die Bedingungen waren wirklich knifflig. Es war über weite Strecken für Slicks zu nass, aber für Regenreifen gleichzeitig zu trocken. Leider haben wir zwischendurch die falsche Reifenwahl getroffen und damit womöglich einen Platz unter den besten Drei in der Gesamtwertung verloren. Ich bin dennoch sehr happy mit dem Resultat. Vielen Dank an Alexander und Mike, die zu meinen Gunsten auf ihre Einsätze im Rennen verzichtet haben."

Alexander Mattschull (Fahrer #458): "Ich bin in den vergangenen Wochen wirklich sehr viel gefahren. Daher war es für mich selbstverständlich, dass ich meinen Kollegen mit teils sehr weiter Anreise den Vortritt lasse. Die Kollegen waren bei ihren Fahrten unter schwierigsten Bedingungen nicht zu beneiden. Die VLN-Organisatoren müssen sich die Frage stellen, wann wieder professioneller Motorsport an der Nordschleife betrieben werden soll. Die Lösung mit doppelt Gelb ist nicht länger tragbar. Dass ein Rennen verkürzt wird, weil die Zeit nicht ausreicht, um alle Vergehen aus dem Training zu ahnden, wird hoffentlich ein einmaliger Vorfall im deutschen Motorsport bleiben."

Mike Jäger (Fahrer #458): "Unseren pfeilschnellen Ferrari im Training auf Platz drei zu stellen, war wirklich der Hammer. Da ist ein Jugendtraum für mich in Erfüllung gegangen. Zugunsten der Strategie habe ich auf meinen Einsatz im Rennen verzichtet, denn nur so konnten wir das Rennen mit nur zwei Stopps absolvieren. Auf diesem Wege haben wir uns den starken dritten Rang in der SP9-Klasse sichern können. Arturo hat einen richtig guten Job abgeliefert."

Pierre Kaffer (Fahrer #457): "Mit großer Vorfreude bin ich gemeinsam mit Andrea und Stephan an das Rennwochenende in meiner Heimat gegangen. Leider war unsere Reifenstrategie nicht perfekt, wir haben zweimal falsch gestoppt. Im Training habe ich unseren SP8-Ferrari auf Platz fünf gebracht. Klingt gut, hätte aber noch besser sein können. Mit einer etwas besseren Abstimmung auf die neuen Reifen wäre eine Zeit von 8:15 Minuten in Reichweite gewesen. Wenn man diese Anpassungen vorgenommen hat, dann bin ich gespannt, was man mit diesem starken Auto noch alles erreichen kann. Das Potenzial ist riesig."

Andrea Barlesi (Fahrer #457): "Es war mein erster Einsatz in der Eifel beim dort typischen Wetter mit wechselnenden Bedingungen und phasenweise Slicks auf nasser Fahrbahn. Pierre hat mir das Auto in Führung liegend übergeben, leider haben wir beim Stopp auf Regenreifen gesetzt. Später war uns klar, dass wir eine andere Entscheidung hätten treffen sollen. Gegen Ende des Rennens habe ich wegen der Reifenwahl rund 40 Sekunden pro Runde verloren - keine Chance. Am Ende wurde es Platz zwei in der SP8-Klasse. Damit können wir insgesamt zufrieden sein. Für mich waren es am Wochenende sehr wertvolle Runden. Die Erkenntnisse nehme ich mit und verbessere mich auf Grundlage dessen weiter."

Stephan Köhler (Fahrer #457): "Für mich galt das gleiche wie für Alexander und Mike: zuschauen. Tolle Idee von der Rennleitung, die Bestrafung von einigen Fahrern so lange zu diskutieren, sodass am Ende im verkürzten Rennen rund 100 Fahrer gar nicht zum Einsatz kommen können. Das geht doch so nicht. Das bisher angewandte System mit doppelt Gelb funktioniert nicht. Das muss man nach zwei Jahren endlich mal einsehen."

"Mal stelle sich vor, dass wir bei einem Pannenfahrzeug auf dem Standstreifen der Autobahn alle auf 60 Stundenkilometer verlangsamen müssten. Es wäre das blanke Chaos vorprogrammiert, es wäre brandgefährlich. Nichts anderes macht man im Rennbetrieb auf der Nordschleife aber ständig. Ich schaue mir das nun noch drei Rennen lang an. Wenn sich nichts ändert, dann bin ich bald weg. Bis dorthin glaube ich an die Vernunft und freue mich auf meinen nächsten Einsatz."