Nebel hatte die Rennstrecke rund um die Nürburg fest im Griff: Das Training zum sechsten Rennen der Saison konnte erst mit gut 45 Minuten Verspätung gestartet werden. Patrik Kaiser und sein Mitstreiter Mike Jäger warteten gemeinsam mit weiteren gut 180 Piloten auf die Eröffnung der Trainingssitzung am vergangenen Samstagvormittag.

Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte, ging Mike Jäger als erster auf dem Ferrari auf Zeitenjagd. Kaiser startete danach ins Training: "Die Strecke war rundum nass vom Nebel. Ich bin entsprechend vorsichtig gefahren, um keine unnötige Gefahr einzugehen. In meiner zweiten Runde wollte ich angreifen, wurde aber durch eine Ölspur eingebremst, die sich fast um die gesamte Strecke zog. Das Öl in Verbindung mit der Nässe des Nebels verwandelte die Strecke in eine Rutschbahn mit Schmierseife. An eine gute Zeit war nicht zu denken." Das schnelle Duo gab sich mit dem 36. Startplatz zufrieden. Die Besatzung des Schwesterautos hatte indes mehr Glück im Training und ging von Startplatz 17 ins Rennen.

Mit etlichen Minuten Verspätung, deren Ursache im verzögerten Training lag, wurde das auf vier Stunden angesetzte Rennen unter trockenen Bedingungen gestartet. Kaiser saß als erster hinterm Volant des Ferrari. Die Wetterprognosen verhießen nichts Gutes und so ging Kaiser mit Regenreifen ins Rennen. Unmittelbar nach dem das Rennen freigegeben war, pflügte der Schellenberger durch das Feld – nach zwei Runden klebte er dem Schwesterfahrzeug bereits am Heck und konnte es mit einer geschickten aber ungefährlichen Aktion überholen. Der trockene Asphalt nagte an den weichen Regenreifen, so dass diese schon bald an ihre Leistungsgrenze gelangten.

Am Ende der dritten Runde steuerte Kaiser die Ferrari-Box an, um sich mit neuen, profillosen Slicks ausstatten zu lassen. Eine Fehlentscheidung, wie sich schon kurze Zeit später rausstellen sollte. "Kurz nach der Einfahrt auf die Nordschleife begann es leicht zu nieseln. Mit jedem Meter, den ich fuhr, wurde der Regen stärker. Die neuen Slicks waren weder angewärmt noch angefahren – wie auf rohen Eiern fuhr ich über die Strecke." Bis zum Streckenabschnitt Ex-Mühle hatte Kaiser den Ferrari im Griff, auch wenn er sich dabei von vielen Wettbewerbern überholen lassen musste. "In der Ex-Mühle", erklärt der versierte Rennfahrer, "beschleunigte ich ganz sachte, offenbar aber noch zu viel. Schlagartig brach der Wagen aus, ich war nur noch Passagier. Das Auto schlug mit der rechten, vorderen Spitze in die Leitplanke ein. Ich lenkte das Auto auf die Strecke zurück, stellte fest, dass es fahr- und lenkbereit war und wollte in langsamer Fahrt die Box erreichen."

Daraus wurde jedoch nichts: Einige hundert Meter weiter, im Bereich der "Mutkurve", brach ein Teil des offenbar beschädigten Achsträgers und der Ferrari schlug unvermittelt ein weiteres Mal in die Leitplanke ein. Diesmal sei der Einschlag extrem heftig gewesen, weil er keine Möglichkeit gehabt hätte, den Wagen zu verzögern, erklärte Kaiser nach dem Rennen. Diesen zweiten Abflug steckte der Ferrari nicht so einfach weg: Der gesamte Vorderbau wurde abgerissen, Rahmenteile bohrten sich in den Stahl der Schutzplanke. Ohne Blessuren konnte Kaiser dem Unfallwagen entsteigen und sah sofort, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war.

"Der Ausfall war extrem ärgerlich und eigentlich völlig überflüssig. Wäre ich weiter auf Regenreifen gefahren, hätte ich den Ausfall vermeiden können. Es tut mir für das gesamte Team leid, dass wir das Rennen nicht beenden konnten. Am meisten jedoch für meinen Teamkollegen Mike Jäger, der dadurch nicht eine Rennrunde drehen konnte."

Aber auch die Tatsache, dass er keine Möglichkeit hatte, die insgesamt gute Performance von Mensch und Maschine unter Beweis stellen zu können, ärgerte Kaiser im Nachhinein. "Ich war das ganze Wochenende extrem gut unterwegs, die Rundenzeiten des Freitagstrainings lagen weit unter den Zeiten des letzten Rennens. Der Wagen war extrem gut vorbereitet und ich war extrem gut drauf. Während der drei von mir gefahrenen Runden habe ich mich sehr gut gefühlt."

Gut fühlte sich Kaiser auch nach dem Rennen: Nicht einmal Kopfschmerzen habe er gehabt, gab er zu Protokoll. Von Glück im Unglück redete er. Gleichzeitig bedankte er sich beim Team von GT Corse. "Die Jungs und Mädels haben professionelle Arbeit abgeliefert und müssen sich mit ihrer Leistung keinesfalls verstecken. Danke für die gute Betreuung."

Das nächste Rennen ist trotz des Unfalls nicht in Gefahr: GT Corse war schon unmittelbar nach dem Unfall sicher, den Wagen bereits in 14 Tagen zum Start des siebten Laufs ins Rennen schicken zu können. "Ich freue mich extrem auf das Rennen und werde alles daran setzen, diesmal den Wagen am Stück ins Ziel zu bringen."