Die VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring 2012 geht in den Schlussspurt. Im drittletzten Rennen einer bisher äußerst spannenden Saison, dem 44. ADAC Barbarossapreis, fehlten dem Motec Wheels Team im Ziel nur wenige Sekunden zum erneuten Sieg. Nach über vier Stunden Renndauer betrug der Abstand des BMW Z4 mit der Startnummer 444 zum Klassensieger lediglich 27 Sekunden. Aber auch mit dem zweiten Platz in der Klasse V5 waren Matthias Unger (Heusenstamm), Daniel Zils (Bendorf) und der Kölner Norbert Fischer noch zufrieden, untermauerten sie doch damit ihren guten dritten Platz in der VLN Serienwagenwertung.

Poker im Training

Schon das Training auf der teilweise noch feuchten Eifelrennstrecke erwies sich am Samstagmorgen als Pokerspiel, das für den MOTEC BMW M3 (# 446) bereits in der ersten Runde endete. Eine tückische nasse Stelle überraschte Andre Duve (Lohmar) im Streckenabschnitt Kallenhardt. Er verlor die Gewalt über den Wagen und trudelte in die Leitplanken. Immer wieder einsetzender Nieselregen, machte den Kampf um die Pole Position zum reinen Glückspiel. Unger/Zils/Fischer gingen kein unnötiges Risiko ein, absolvierten mit dem BMW Z4 (# 444) ihre Pflichtrunden und qualifizierten sich mit 9:49,970 Minuten locker für den zweiten Startplatz.

Als der Rennleiter pünktlich um 12:00 Uhr das Rennen freigab und damit die 162 Teilnehmer auf die nunmehr komplett abgetrocknete Strecke schickte, war auch die Startnummer 446 wieder mit dabei. Die zuverlässige Boxencrew um Chris Breunig hatte den vorne rechts beschädigten Wagen mit viel Tape und noch mehr Engagement wieder gerichtet. Bereits in der ersten Runde meldete Startfahrer Thomas Mundorf (Bonn) im zweiten Motec Z4 mit der Startnummer 445 über Funk ein Elektronikproblem. Mit stotterndem Motor musste der Bonner die Boxen anfahren, wo die Technik komplett resetet wurde. Durch den außerplanmäßigen Stopp verlor er wertvolle Minuten, die dem Fahrertrio am Rennende fehlen sollten.

Es kam schon in der Anfangsphase des Rennens zu einigen Unfällen, denen indirekt auch ein Fahrzeug des Motec Wheels Teams zum Opfer fiel. Die nach den Crashs auf der Fahrbahn verteilten scharfkantigen GFK- und Carbonteile waren eine ständige Gefahr für die Rennreifen. Ein derartiges Carbonstück wurde dem schon im Training verunfallten BMW M3 dann zum Verhängnis. Ein Reifenschaden ereilte Christian Büllesbach (Königswinter) in seiner dritten Runde ausgerechnet an der schnellsten Stelle der Fuchsröhre. Nur dank der langjährigen Erfahrung und der exzellenten Reaktion des Fahrers passierte nichts Schlimmeres. Der kreiselnde Wagen touchierte lediglich vorne rechts und hinten links die Leitplanke. Für die Startnummer 446 war das Rennen damit jedoch beendet.

Währenddessen drehte Matthias Unger mit der Speerspitze des Teams, dem Z4 mit der Startnummer 444, zuverlässig seine Runden. Und als er nach acht Umläufen planmäßig die Boxen ansteuerte, hatten sich die Mechaniker optimal auf den anstehenden Fahrerwechsel vorbereitet. Als der Wagen vor der Box bremste und der Fahrer heraus sprang, wurde zeitgleich schon getankt, die Reifen gewechselt und die Frontscheibe gereinigt. Während Helfer den zweiten Fahrer, in diesem Fall Norbert Fischer, anschnallten, kontrollierte ein anderer Mechaniker den Motorraum. Dann hoben die Helfer, die die Reifen gewechselt hatten, einen Arm als Zeichen, dass sie ihre Arbeit ordnungsgemäß erledigt hatten. Die letzten Liter Treibstoff flossen in den Tank. Endlich ging auch der Arm des Tankers in die Höhe. Norbert Fischer konnte Gas gaben.

Gurtprobleme

"Super!" Teamchef Unger berichtete zufrieden über seinen Turn. "Der Wagen lief prima. Aber viele Unfälle und gelbe Flaggen ließen keine richtig schnelle Runde zu." Dann stand Fischer nach nur zwei weiteren Umläufen erneut vor der Box - sein Gurt hatte sich gelöst. Spontan entschied man sich dafür, den "Splash and Dash"-Boxenstopp, der eigentlich für die letzte Runde vorgesehen war, vorzuziehen und tankte den BMW randvoll, während der Fahrer wieder ordnungsgemäß angeschnallt wurde. Trotz des unplanmäßigen Stopps konnte Fischer die zweite Position halten. "Es war spannend", erzählte er später. "Zwischendurch fiel ein wenig Regen und ich ließ es etwas vorsichtiger angehen. Alles in allem war es ein kämpferisch sehr anspruchsvoller Stint."

Als Letzter übernahm Daniel Zils den BMW Z4. Mit einigen schnellen Runden konnte er den Vorsprung des führenden BMW M3 noch auf 27,275 Sekunden verringern und wurde im Ziel als Zweitplatzierter abgewinkt. Der Bendorfer war happy: "Danke an das gesamte Team und an meine zwei alten Herren." Alle drei Fahrer agierten fehlerfrei und brachten den Wagen ohne eine Schramme ins Ziel. Auch Thomas Mundorf, Oliver Lembeck (Buchloe) und Uwe Ebertz (Sinn-Fleisbach) fuhren ein tadelloses Rennen. Trotz des ärgerlichen Elektronikproblems zu Beginn des Rennens querte der zweite BMW Z4 noch als Sechster die Ziellinie - bei immerhin zwölf Startern.

Ohne den zusätzlichen Boxenstopp wäre ein dritter Platz im Bereich des Möglichen gewesen. Der Zieleinlauf beider Fahrzeuge wurde von der Motec-Mannschaft kräftig gefeiert. Teamchef Matthias Unger sah das gute Abschneiden mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Wir haben ein kleines Problem mit unserem Tankvolumen." Der Treibstoffvorrat im Z4 reicht für gut acht Runden. "Da wir aber inzwischen so schnell sind, dass wir bei einem 4 Stunden Rennen locker 25 Runden schaffen, müssen wir für die letzte Runde nochmals Sprit bunkern." Zwar fließen bei diesem "Splash and Dash"-Stopp nur wenige Liter in den Tank, doch inklusive Boxen-An- und Abfahrt summieren sich doch die Sekunden, die dann im Endergebnis fehlen.