Mit einem Rückstand von nur drei Zehnteln lief der von Marc Lieb und Jochen Krumbach pilotierte Moskovskaya-Porsche nach vier Stunden und vierundzwanzig Sekunden als Gesamtzweiter ins Ziel ein. Den Erfolg komplett machte der Cup-Porsche, den Marco Schelp, Marc Gindorf und Frank Kräling auf einen tollen neunten Gesamtrang fuhren!

Für das erste Ausrufezeichen des 5. VLN-Laufes sorgte am Samstagvormittag Porsche-Werkspilot Marc Lieb. Bei idealen Wetterbedingungen holte der Ludwigsburger gegen Ende des 90minütigen Trainings mit einer 8:05 die Pole Position für Manthey-Racing! Eine recht "eigenwillige" Rotampelschaltung führte beim fliegenden Start dazu, dass auf der Startgeraden gleich vier Konkurrenten am Porsche im Nadelstreifenlook vorbeiziehen konnten.

"Als wir aus der Hohenrain-Schikane kommend auf die GP-Strecke fahren, sind die Lichter aus, erst dann leuchtet die Ampel auf einmal rot und geht gleich danach wieder aus", erklärte ein völlig überraschter Lieb später dem Team. "Offenbar haben einige Piloten schon auf den ersten GP-Streckenmetern angenommen, das Rennen sei freigegeben und geben Vollgas, weil sie kein Lichtsignal erkennen konnten. Wie meine Onboardkamera zeigt, waren bereits deutlich vor der ersten Werbebrücke zwei Autos an mir vorbei gezogen."

Doch alsbald holt sich der als Kämpfer bekannte Lieb eine um die andere Position zurück und kann nach fünf Runden den zweiten Rang hinter dem führenden Mercedes SLS übernehmen. Auch nachdem Krumbach im Cockpit Platz genommen hatte, verringerte das eingespielte Duo den Rückstand kontinuierlich. In der 20. Runde konnte man schließlich den bis dahin führenden SLS hinter sich lassen. Obwohl noch mit Sprit für eine weitere Runde im Tank, steuerte Krumbach der Moskovskaya-Porsche in die Box. "Auf der Döttinger Höhe bemerkte ich einen Reifenschaden und musste somit eine Runde früher die Box ansteuern", lieferte der Manthey-Stammfahrer die Erklärung.

Richtig spannend ging es dann in den Schlussminuten weiter, da Startnummer 10 von Manthey-Racing zwar wieder durch den früheren Boxenstopp auf den zweiten Rang zurückgefallen war, sich jedoch der SLS nicht entscheidend vom Porsche absetzen konnte. So trieb Lieb Stoßstange an Stoßstange den Mercedes vor sich her, denn beide Teams hatten den Gesamtsieg vor Augen. Der Porsche-Werksfahrer kam auf den letzten Kilometern jedoch nicht mehr am Flügeltürer trotz zahlreicher überaus sehenswerter Attacken selbst auf grünem Unterboden vorbei.

"Auf der Döttinger Höhe war ich nach einer Überrundung schon fast am SLS vorbei, doch dann ist er mir noch vor die Nase gezogen und so blieb mir nichts anderes übrig wie auf die Bremse zu gehen. Das Rennen haben wir aber am Start verloren, weil die rote Ampel wie gesagt nur für einen Sekundenbruchteil an war und dann aus und da waren schon viele Konkurrenten an mir vorbei gezogen", so Lieb, der neben Krumbach maßgeblich mitverantwortlich war für das schnellste VLN-Rennen aller Zeiten! Der Co aus Eschweiler ergänzte: "Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag und hatte richtig viel Spaß! Marc und ich haben gekämpft wie die Löwen und einschließlich des gesamten Manthey-Teams einen Null- Fehler-Job abgeliefert!"

"Das Finale des 52. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennens war sicher für alle Motorsport- und Nürburgringfans an Spannung kaum zu überbieten und den Besuch allemal wert", freute sich auch Teamchef Olaf Manthey nach dem Rennen. "Das Duell zwischen Roloff und Lieb ließ jedem Racer das Herz aufgehen und beim knappsten Sieg in der VLN-Geschichte sehe ich uns auf keinen Fall als Verlierer!"

Den schnellsten Meuspather Cup-Porsche pilotierte dieses Mal das Trio Schelp, Gindorf und Kräling! Nach 27 Runden freuten sich die drei Nordschleifen-Heimkehrer über einen großartigen neunten Gesamtrang sowie Platz zwei in der genannten und heiß umkämpften SP7-Kategorie. "Von Anfang an hatten wir das Klassenpodest im Auge und sind sehr happy über unser bisher bestes Saisonergebnis", fasste Schelp zusammen. Kräling und Gindorf unterstrichen die tolle Performance ihres 2012er GT3 Cup: "Wir tummeln uns mit unserem Elfer mitten in der Phalanx der SP9-Autos, also Rennfahrzeugen, die über locker 80 PS mehr verfügen, als wir. Da hat ein Rang in den Top 10 eine ganz besondere Qualität!"

Schon im Qualifikationstraining kam dagegen für die dreimaligen Sieger der Klasse Cup 2, Wolfgang Kohler und Christian Menzel, das Aus. In der ersten Runde des Zeittrainings verlor Kohler auf plötzlich auftretender feuchter Fahrbahn die Kontrolle über den 911er Cup und schlug im Bereich Schwedenkreuz dermaßen hart in die Streckenbegrenzung ein, dass an einer Rennteilnahme nicht mehr zu denken war.

Obwohl mit viel Optimismus an den Nürburgring gereist, erwischte es das Fahrertrio des schnellen Wochenspiegel-Porsche sogar noch schlimmer. Vom aussichtsreichen zehnten Startrang in den fünften VLN-Lauf gegangen, war Georg Weiss, Michael Jacobs und Oliver Kainz nicht einmal eine einzige komplette Rennrunde vergönnt: Bereits im ersten Umlauf wurde Startfahrer Kainz im Streckenabschnitt Fuchsröhre in einem schweren Highspeed-Unfall verwickelt, als in der Senke ein vor ihm liegender Audi R8 völlig unerwartet erst links in die Leitplanke krachte und dann auf die Strecke zurückgeschleudert wurde, wo der R8 mit voller Wucht den SP7-Porsche traf.

Der darauffolgende Aufprall des Porsche in die rechte Streckenbegrenzung erfolgte mit so großer Wucht, dass der Wochenspiegel-Renner kurzzeitig aufstieg. Noch während er sich entlang der Leitplanke drehte, wurde Kainz vom folgenden Alzen-Elfer getroffen. Am Ende waren drei Topfahrzeuge nur noch Schrott, doch gottlob hatte sich keiner der drei Piloten verletzt. "In Anbetracht der Bilder unserer Kamera bin ich heilfroh diesem Crash ohne Blessuren entkommen zu sein", urteilte Kainz nach der Rückkehr an die Box, wo alle Teammitglieder ungläubig den Unfallhergang auf den Kamerabildern verfolgten. "Urplötzlich bog der R8 vor mir in einem rechten Winkel links ab und der Audi schleuderte auf mich zu - da habe ich mich nur noch klein gemacht hinterm Lenkrad", berichtete der Kottenheimer. "Uwe Alzen hatte mir zuvor fair Platz gemacht und ich schloss zum Audi auf, der schon in einigen Kurven vor dem Crash unruhig auf der Hinterachse wirkte."

"Nun müssen wir beten, dass wir überhaupt zum nächsten Lauf starten können, denn der Wagen sieht wirklich übel nach dem Doppeltreffer aus", sorgte sich Georg Weiss bei einem Blick auf den zerstörten Rennwagen am Rande der Strecke. "Glücklich bin ich, dass Oliver sich nichts getan hat! So schlimm der Crash ist, zeigt er doch auch, wie sicher Rennwagen und speziell der Porsche 911 heutzutage sind!"